Wurmkonserve

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Wurm­kon­ser­ve, Con­ser­va Hel­m­in­thoch­or­ton [Journ. de Phys.1782, Sept. tab. 1 fig. 1] röth­lich, mit zweit­hei­li­gen Zasern, und hori­zon­ta­len Aes­ten; ein am Meer­u­fer bei Kor­si­ka (viel­leicht auch ander­wärts) auf von den Wel­len umspühl­ten Fel­sen, auch andern Stei­nen am Gesta­de und auf Kon­chy­li­en woh­nen­des, etwa zoll­ho­hes, tang­ar­ti­ges Gewächs (Hel­m­in­thoch­or­ton, Coral­li­na cor­si­ca­na, Coral­li­na rubra, Fucus Hel­m­in­thoch­or­tos, auch, wie­wohl unrich­tig, Elm­in­thoch­or­ton, Meli­to­chor­ton, und Lemit-hoch­or­tongenannt) wel­ches aus gan­zen Büscheln zäher, knor­pel­ar­ti­ger, soli­der (nicht hoh­ler), gelb­ro-ther, oder brau­ner, ver­wi­ckel­ter Fasern und Aest­chen besteht, die unten wage­recht ste­hen, sich oben pfrie-men­för­mig auf­rich­ten, und sich wie aus Kno­ten in zwei oder drei Spit­zen thei­len, von wider­li­chem dump­fi­gem Geru­che und sal­zicht ekel­haf­tem Ge-schma­cke. Er braußt wegen anhän­gen­der, kalk­ar­ti­ger Thei­le etwas mit Säu­ren, ver­brei­tet in Was­ser geweicht sei­ne Aes­te, und schwillt etwas auf, und knis­tert auf Koh­len unter einem gewächs­ar­ti­gen Geru­che. Der Wein­geist zieht 1/​64 Harz aus.

Vor­züg­lich gegen Spuhl­wür­mer hat sich die Wurm­kon­ser­ve berühmt gemacht, die sie in Men­ge und leben­dig abzu­trei­ben pflegt. Man gie­bt klei­nen Kin­dern von dem Pul­ver zwölf bis drei­ßig Gran, grö­ßern zwei Skru­pel, und Erwach­se­nen bis zu zwei Quent­chen, unter Honig oder auf But­ter­brod. Man gie­bt sie auch im Auf­guß oder im kräf­ti­gern Absud, mit einer Süßig­keit ver­mischt. Ein halt­ba­res Prä­pa­rat davon die Wurm­gal­ler­te (Gela­ti­na Hel­m­in­thoch­or­ti) zu berei­ten, kocht man zwei Loth die­ses Moo­ses mit Was­ser aus und sie­det die­ses dann mit zwei Loth Zucker und zwölf Gran Hau­sen­bla­se bis zur Dicke einer Gal­ler­te ein.

Wenn die­se Dro­gue auch nicht, wie Eini­ge behaup­ten, das kräf­tigs­te unter allen Wurm­mit­teln ist, so hat sie doch den aus­ge­zeich­ne­ten Vor­zug, daß ihr Geschmack sehr leid­lich und sie daher auch klei­nen Kin­dern leicht bei­zu­brin­gen ist, auch daß sie in grö­ße­rer Gabe kei­ne hef­ti­gen Zufäl­le, wie and­re Wurm­mit­tel erregt.

Den etwa fälsch­lich damit ver­misch­ten Lichen casta­neus Leer­sii unter­schei­det man durch sei­ne dun­kel­brau­ne Far­be, die schar­fen Spit­zen sei­ner Aes­te (die bei der Wurm­kon­ser­ve stumpf­spit­zig sind) die völ­li­ge Erweich­bar­keit in kal­tem Was­ser, und den Man­gel des flüch­ti­gen Wurmkonservengeruchs.