Würzkoriander

Hahnemanns Apothekerlexikon
vorheriges KapitelZurückInhaltsverzeichnisWeiternächstes Kapitel

Würz­ko­ri­an­der, Cori­an­drum sati­vum, L. [Zorn, pl. med. tab. 363] mit kugel­run­den Früch­ten; ein etwa zwei Fuß hohes Som­mer­ge­wächs, wel­ches in den süd­li­chen Län­dern, doch auch in der Schweitz und in Schwa­ben auf Getrei­de­äckern als Unkraut wild wächst, sonst aber in Deutsch­land mit Fleiß gehau­et wird, wo es im Mai und Juny weiß oder fleisch­far­ben blüht und im July die Samen reift.

Die unten peter­si­li­en­ar­ti­gen, oben aber fein, nach Art der Metram­ka­mil­le, zert­hei­len Blät­ter besit­zen wie die über eine Linie lan­gen, kugel­run­den, fein­ge­streif­ten, asch­grau­lich gel­ben Samen (Sem. Cori­an-dri) in fri­schem Zustan­de einen wid­rig­stin­ken­den Schim­mel- und Wan­zen­ge­ruch und Geschmack, der bei lez­te­ren durchs Trock­nen und Auf­be­wah­ren in einen erträg­lich ange­neh­men, aro­ma­ti­schen Geruch und Geschmack über­geht. Indes­sen bedient man sich des Samens als Gewürz gleich­wohl nur in Back­werk, wo eine ansehn­li­che Hit­ze den größ­ten Theil der, ver-muth­lich all­zu star­ken Kraft hinwegnimmt.

Der nicht unwahr­schein­li­chen Beob­ach­tung der Alten zufol­ge erregt der Saft des fri­schen Krau­tes, Schwin­del, Ver­dun­ke­lung des Gesichts, Ver­stan­des­ver­wir­rung, Hei­ser­keit, Schlaf­trun­ken­heit und and­re Zufäl­le, und es läßt sich anneh­men, daß selbst der durchs Trock­nen und Auf­be­wah­ren gemil­der­te Samen ähn­li­che Zufäl­le als Arz­nei (d.i. in klei­ner Men­ge ein­ge­nom­men) heben kön­ne. Ihren deut­schen Nah­men Schwin­del­kör­ner füh­ren sie allem Ansehn nach von einer Arz­nei­kraft die­ser Art, wofür uns aber die Bele­ge verl­oh­ren gegan­gen sind. Er soll ein gutes Blä­hung trei­ben­des, Magen stär­ken­des und Aus­düns­tung beför­dern­des (bös­ar­ti­ge Fie­ber­an­ste­ckung ent­fer­nen­des?) Mit­tel seyn, wel­ches den übeln Mund­ge­ruch hin­weg­neh­me, Erbre­chen hem­me, und den soge­nann­ten Vapeurs wider­ste­he. Den wei­nich­ten Anrauß von einer hal­ben Unze Samen (eine über­mä­sig gro­ße Men­ge) will man mit Glück im Quart­an­fie­ber (vor dem Anfal­le) gege­ben haben. Ob er den Geschlechts­trieb min­de­re und in Durch­fäl­len und Ruhren (?) dien­lich sei, ist sehr zu zweifeln.

In der wäs­se­ri­gen Destil­la­ti­on gie­bt der Samen unge­fähr 1/​35 eines gel­ben, dün­nen äthe­ri­schen Oels, wel­ches aber so wenig als das destil­lir­te Was­ser oder der Samen selbst mehr im Gebrau­che ist.