Wolf

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Wolf, Canis Lupus, L. [Schre­ber, Säugth. III, tab. 88] mit unter­warts zwi­schen die Füße gekrümm­tem, lang­haa­ri­gem Schwan­ze, lan­ger, stump­fer Schnau­ze, und kur­zen auf­rech­ten Ohren; ein dem gro­ßen Schä­fer­hun­de nicht unähn­li­ches, drit­te­halb Schuh lan­ges grau­licht­gilb­licht wei­ßes Thi­er, wel­ches mit aus­neh­men­dem Geru­che und Gehö­re gehabt, auf sei­nen Raub vor­züg­lich bei Tages­an­bruch aus­geht, gewöhn­lich her­den­wei­se, und sich der klei­nen Thie­re so wie der größ­ten zur Nah­rung bedient, den Men­schen nur bei äus­sers­tem Hun­ger bei stren­ger Win­ter­käl­te anfällt, aber, äus­serst mis­trau­isch, sich selbst vor einem nach­ge­schlepp­ten Stri­cke scheu­et, nicht durch Thü­ren geht, son­dern über die Ver­zäu­nun­gen springt, mit ein­ge­zo­ge­nen Kral­len geht, zwölf Tage im Jah­re brüns­tig ist, zehn Wochen träch­tig geht, und fünf bis neun Jun­ge wirft, die es mit Wuth vert­hei­digt. Er lebt funfzehn bis zwan­zig Jahr, wird von der Fuchs­flech­te (Lichen vul­pi­nus) und der Wur­zel des Napell­sturm-huts get­ödet – und ist jezt gänz­lich aus Deutsch­land vertilgt.

Die Alten setz­ten ein lächer­li­ches Zutrau­en auf die Leber (Hepar Lupi), die sie getrock­net und im Pul­ver Fie­ber­kran­ken (man den­ke!) zur Stär­kung der Leber mit Wein quent­schen­wei­se eingaben.

So hiel­ten sie auch viel auf den, vor­züg­lich rech­ten Wolfs­zahn (Dens lupi, dex­ter), den sie Kin­dern, in Sil­ber gefaßt, anhien­gen, theils damit dar­an kaue­ten, um den Durch­bruch der Zäh­ne zu beför­dern, theils sich vor Schreck­niß und Fall­sucht durch dieß Amu­let zu ver­wah­ren. Jezt wis­sen wir, wie thö­richt dieß alles war, geben ihn nicht mehr, wie sonst geschah, prä­pa­rirt, bei Ent­zün­dun­gen ein, und schät­zen den Wolfs­zahn blos zum Poli­ren als einen der här­tes­ten Knochen.