Wiederherstellung

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Wie­der­her­stel­lung, (Reduc­tio) ist die Ver­rich­tung, durch die man die Metall­kal­ke (Metall­oxy­den), Metall­glä­ser, Metall­erze und Metall­sal­ze wie­der zu wah­ren Metal­len an Gestalt, Glanz, Schwe­re und übri­gen Eigen­schaf­ten umän­dert. Dieß geschie­het ent­we­der auf nas­sem Wege, wie beim Nie­der­schla­ge eini­ger Metall­auf­lö­sun­gen durch and­re Metal­le, durch Phos­phor, u.s.w. oder, wie öfte­rer, durch Hül­fe des Feu­ers und zwar, ent­we­der blos durch das­sel­be wie bei den Kal­ken der edeln Metal­le Gold, Sil­ber und Queck­sil­ber (deren Anzie­hung zum Sau­er­stoff so gering ist), oder unter Zusatz eines der koh­len­stoff­hal­ti­gen Kör­per (Koh­le, Wachs, Talg, Harz, Pech) wel­che ver­mö­ge ihrer grö­ßern Anzie­hungs­kraft zum Sau­er­stof­fe den­sel­ben den Kal­ken und Glä­sern der übri­gen Metallg­rau­ben, und ihnen ver­muth­lich zum Aus­tausch eine and­re Sub­stanz dage­gen mitt­hei­len, die, von den Alten Phlo­gis­ton genannt, von den Neu­ern in Zwei­fel gezo­gen wor­den ist, unge­ach­tet schon die Ana­lo­gie der übri­gen che­mi­schen Kör­per, deren kei­nen die Natur dem sterb­li­chen Auge je im ein­fa­chen Zustan­de gezeigt hat, die Pyro­so­phen auf den unein­fa­chen Zustand der Metal­le hät­te auf­merk­sam machen können.

Bei Metall­kal­ken aber, in deren Ver­ei­ni­gung sich eine feu­er­be­stän­di­ge­re Säu­re befin­det (der­glei­chen die mine­ral­sauern Metall­sal­ze und die Erze sind), ist aus­ser dem koh­len­stoff­hal­ti­gen, auch noch ein lau­gen­sal­zi­ger Zuschlag nöthig, und sie wer­den daher durch Schmel­zen mit Zusatz von Sei­fe, oder schwar­zem Flus­se (einem ver­puff­ten Gemi­sche aus zwei Thei­len Wein­stein und einem Thei­le Sal­pe­ter), des­to leich­ter wie­der her­ge­stellt, obgleich oft mit einem Ver­lus­te, der in die Schla­cke geht (vor­züg­lich wenn das Bin­dungs­mit­tel des Metall­kalks Vitri­ol­säu­re oder Schwe­fel war) und wel­cher ver­mie­den wer­den kann, wenn statt des lau­gen­sal­zig­koh­len­stof­fi­gen Zuschlags ein and­res, näher mit der bin­den­den Sub­stanz und dem Sau­er­stof­fe ver­wand­tes Metall in hin­rei­chen­der Men­ge zuge­setzt wird. So wird vitri­ol­sau­res Kup­fer oder geschwe­fel­ter Spieß­glanz durch schwar­zen Fluß zwar leicht her­ge­stellt, aber mit Ver­lust, da die oben schwim­men­de Schwe­fel­le­ber nur so viel davon als Metall­kö­nig nie­der­fal­len läßt, als sie nicht wei­ter zu ihrer eig­nen Sät­ti­gung braucht – wäh­rend in gehö­ri­gem Ver­hält­nis­se (statt des schwar­zen Flus­ses) zuge­setz­tes Eisen ziem­lich genau den wah­ren Inhalt des zu redu­zi­ren­den Metal­les dar­reicht, wäh­rend es sich selbst zu Eisen­kie­ße umändert.

Die­se Anwen­dung and­rer Metal­le zur Wie­der­her­stel­lung, ob sie gleich oft mit dem Nah­men Nie­der­schlag belegt wird, ist doch dem Wesen nach nichts ande­res, als eine Reduktion.

So viel Pro­zen­te Sau­er­stoff der Metall­kalk ent­hielt, um so viel leich­ter wird das dar­aus redu­zir­te Metall seyn.

Das Wie­der­her­stel­len der Queck­sil­ber­kal­ke, Queck­sil­ber­sal­ze und Queck­sil­ber­er­ze zu lau­fen­dem Metal­le wird unnö­thi­ger­wei­se mit der eig­nen Benen­nung Leben­dig­ma­chung (Revi­vi­fi­ca­tio) belegt.