Weißwurzzauke

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Weiß­wurzz­au­ke, Con­vall­aria poly­gon­a­tum, L. [Zorn, pl. med. tab. 171] mit abwech­selnd ste­hen­den, den Sten­gel umfas­sen­den Blät­tern, rund­li­chem Sten­gel, viel­blüt­hi­gen Blu­men­stie­len in den Blatt­win­keln, und trich­ter­för­mi­gen Blu­men­kro­nen; ein etwa andert­halb Fuß hohes Kraut mit mehr­jäh­ri­ger Wur­zel auf schat­ti­gen Fel­sen­wän­den, und in Hecken bei jähen Ver­gab­hän­gen, wo es im Mai und Juny wei­ße Blu­men mit grü­ner Mün­dung trägt.

Die lan­ge, hori­zon­ta­le, durch­aus kaum klei­nen Fin­gers dicke, in lan­gen Absät­zen wuls­tig geglie­der­te, wei­ße Wur­zel (Rad. Sigil­li Salo­mo­nis, Poly­gon­a­ti) hat einen süß­lich­ten, schlei­mi­ch­ten, etwas schärf­licht ret­tig­ar­ti­gen Geschmack und frisch einen ähn­li­chen Geruch, wel­cher beim Trock­nen ver­geht. In Was­ser geweicht, zer­ge­het sie gänz­lich zu Schleim. Wie die­se Wur­zel nun nach die­sen sinn­li­chen Eigen­schaf­ten von den ältern Aerz­ten für so unge­mein dien­lich in Darm­brü­chen beim äus­sern und innern Gebrau­che hat gehal­ten wer­den kön­nen, ist nicht wohl ein­zu­sehn. Sonst rühm­ten sie sie frisch zer­stampft auf­ge­legt in Quet­schun­gen und Geschwüls­ten, lie­ßen sie auf Wun­den legen, und mit dem Absu­de Haut­aus­schlä­ge waschen, vor­züg­lich aber such­ten sie die Haut zu ver­schö­nern durch das in Rosen­was­ser geweich­te Pul­ver der Wur­zel, oder das aus lez­te­rer destil­lir­te Wasser.

Ganz ohne Schär­fe ist die­se Wur­zel gleich­wohl nicht, so wenig als das Kraut, wel­ches frisch zer­quetscht einen wid­ri­gen Geruch von sich gie­bt. Die Wur­zel soll nach eini­gen Nach­rich­ten in der Gabe eines Quent­chens Erbre­chen und Pur­gi­ren erre­gen; eben so die erst grü­nen, dann rothen oder bläu­lich­ten Bee­ren in der Gabe von 14–15 Stück.