Weißdiptam

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Weiß­di­p­tam, Dic­tam­nus albus, L. [Zorn, pl. med. tab. 436] mit gefie­der­ten Blät­tern und ein­fa­chem Sten­gel; ein drei bis vier Fuß hohes Kraut mit mehr­jäh­ri­ger Wur­zel im süd­li­chen Euro­pa und in Deutsch­land auf Wald­ge­bir­gen und tho­nicht stei­nich­ten Hügeln, wo es so wie in unsern Gär­ten im Juny roth oder weiß blüht, und dann sei­ne Aus­düns­tun­gen so geis­tig sind, daß sie bei trock­nem Wet­ter auf Annä­he­rung eines bren­nen­den Lich­tes sich leicht zu ent­zün­den pflegen.

Unter dem Nah­men der Weiß­di­pt­am­wur­zel (Rad. Fra­xi­nell­ae, Dic­tam­ni albi) wird in Apo­the­ken nicht die dicke, ästi­ge, äus­ser­lich blaß­gel­be, inner­lich wei­ße Wur­zel, von hef­ti­gem, gei­lem Geru­che, son­dern nur der röh­ren­för­mig zusam­men­ge­roll­te Theil der Rin­de der­sel­ben auf­be­wahrt, in Fin­ger lan­gen und star­ken Stü­cken, etwa eine Lini­en dick, fast ohne Geruch, aber von sehr bit­term, etwas gewürz­haf­tem Ge-schma­cke, wie­wohl man auch bis zur gänz­li­chen Geschmack­lo­sig­keit ver­leg­ne in Apo­the­ken antrifft. Die Alten schrie­ben ihr ale­xi­te­ri­sche und in Schleim­krank­hei­ten dien­li­che Kräf­te zu, und gaben sie als ein Monat­zeit und Geburts­we­hen beför­dern­des Mit­tel, so wie auch gegen Spuhl­wür­mer, Fall­sucht und Hys­te­rie. Sie ward aber nach­ge­hends gänz­lich ver­nach­läs­sigt, bis sie neu­er­lich Störk wie­der­um gegen drei­tä­gi­ge Fie­ber, Spuhl­wür­mer, in Bleich­sucht, und daher rüh­ren­der Melan­cho­lie, in Fall­sucht und im fres­sen­den wei­ßen Flus­se mit Nut­zen gege­ben zu haben ver­si­chert, theils im Pul­ver zu höchs­tens einem Skru­pel, theils in der geis­ti­gen Tink­tur. In fri­scher Ver­fas­sung ver­spricht sie aller­dings gro­ße Kräfte.