Tropfen

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Trop­fen (Gut­tu­lae) ist eine all­ge­mei­ne Benen­nung ver­schie­den­ar­ti­ger Arz­nei­en, die jedoch in der Gebrauchs­art, das ist, dar­in über­ein­kom­men, daß sie: trop­fen­wei­se zu neh­men, ver­ord­net wer­den. Wäre das genaue Gewicht eines Trop­fens (Gut­ta) bekannt, so wür­de die­se Ein­neh­mungs­art viel vor­züg­li­ches für die Kran­ken haben, die sich wohl mit Zäh­len, aber nicht mit Wie­gen oder sons­ti­gen Abt­hei­lun­gen der Arz­nei­en befas­sen kön­nen, zumahl da gera­de die (oft zu weni­gen Trop­fen auf die Gabe abzut­hei­len­den) Tink­tu­ren unter den wirk­sams­ten Arz­nei­for­men eine vor­züg­li­che Stel­le einnehmen.

Man hält das Gewicht eines Trop­fens für unbe­stimm­bar ver­schie­den, über und unter Einem Gra­ne. Indeß lie­ße sich dieß doch auf eini­ge Grund­sät­ze zurück brin­gen, wenn man auf die Zusam­men­hangs­kraft der Thei­le der Flüs­sig­keit unter sich, die Zusam­men­hangs­kraft der­sel­ben Flüs­sig­keit mit der Glas­sub­stanz und die Dicke der Lef­ze der Glas­mün­dung sehen woll­te, aus wel­cher getröp­felt wer­den soll. Der mehr oder weni­ger gro­ße Umkreis der Glas­mün­dung scheint wenig oder kei­nen Ein­fluß auf die Grö­ße und Schwe­re des Trop­fens zu haben. Hier eini­ge Erfah­run­gen zur Annä­he­rung, bei 68° Fahr. ange­stellt. 400 Trop­fen Brannt­wein (von 0, 944 eigent­hüm­li­cher Schwe­re) die von der Mün­dung eines Gla­ses fie­len, deren Rand eine hal­be pari­ser Linie dick war, wogen 165 Gran. – 400 Trop­fen Brannt­wein (von 0, 925 ei-gent­hüm­li­chem Gewich­te) von der Mün­dung des­sel­ben Gla­ses getröp­felt, 161 Gran – 400 Trop­fen einer Pota­schlau­gen­salz­auf­lö­sung (von 1, 400 Schwe­re) von der Mün­dung des­sel­ben Gla­ses getröp­felt, 340 Gran – 400 Trop­fen star­ke Vitri­ol­säu­re (von 1, 800) von der Mün­dung des­sel­ben Gla­ses getröp­felt, 288 Gran – 400 Trop­fen Was­ser von der Mün­dung des­sel­ben Gla­ses getröp­felt, 405 Gran. War aber der Rand der Glas­mün­dung fast Eine Linie stark, da wogen die 400 Trop­fen Was­ser 440 bis 450 Gran; war der Rand hin­ge­gen nur eine Vier­tel­li­nie stark, dann wogen die 400 Trop­fen Was­ser nur 360 Gran. An einem unter einer Vier­tel­li­nie dün­nem Glas­ran­de ver­ei­ni­gen sich wäs­se­ri­ge Flüs­sig­kei­ten nicht mehr zu Trop­fen; sie schur­ren unab­ge­setzt und strahl­wei­se. Des­halb darf der Apo­the­ker bil­lig kei­ne, trop­fen­wei­se zu neh­men­de Arz­nei in so dünn­mün­di­ge Fläsch­chen gefaßt, den Kran­ken übergeben.

Ist der Rand der Mün­dung des Gla­ses fet­tig, so fal­len die Trop­fen des Was­sers weit klei­ner (leich­ter) aus, und eben so wenn das Was­ser selbst fet­tig, z.B. mit Milch ver­mischt war.

So wie aber zu Trop­fen kei­ne sehr eng- und dünn­mün­di­ge Arz­nei­glä­ser vom Apo­the­ker genom­men wer­den sol­len, so soll auch das Glas nicht über zwei Drit­tel damit ange­fül­let wer­den, weil sich sonst der Hals beim Tröp­feln ver­stopft, und dann plötz­lich viel auf ein­mahl herausschurrt.