Tausendschönmasliebe

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Tau­send­schön­mas­lie­be, Bel­lis peren­nis, L. [Zorn, pl. med. tab. 55] mit blät­ter­lo­sem Blu­men­schaf­te, ein ganz nied­ri­ges Kraut mit mehr­jäh­ri­ger Wur­zel auf Wie­sen, Wei­den und in Obst­gär­ten, wel­ches zei­tig im Früh­lin­ge und im Herbs­te Blu­men mit wei­ßen oder röth­li­chen Strah­len trägt.

Die auf der Erde aus­ge­brei­te­ten, flei­schi­gen, vor­ne rund­li­chen, säge­ar­tig gezahn­ten, fast unmerk­lich schärf­lich schme­cken­den Blät­ter, und die ganz geschmack­lo­sen Blu­men (Fol. Flor. Belli­dis mino­ris, Sym­phyti mini­mi) sind bei­de geruch­los. So wenig sie Arz­nei­kräf­te den sinn­li­chen Eigen­schaf­ten nach ver­spre­chen, so hat man ihnen doch, vor­züg­lich den Blät­tern, so viel­fäl­tig und ernst­lich die Eigen­schaft inne­re Blut­sto­ckun­gen zu zert­hei­len, und in tie­fen Brust­wun­den und bei Anla­ge zur Lun­gen­sucht (durch kal­ten Trunk bei erhitz­tem Kör­per zuge­zo­gen) hülf­reich zu seyn, nach­ge­rühmt, daß man bil­lig Anstand nimmt, ein abspre­chen­des Urt­heil über sie zu fäl­len. Was sie im Keich­hus­ten, in Lun­gen­ent­zün­dung, und wah­rer Lun­gen­ei­te­rung leis­ten kön­nen, ist eben so unent­schie­den. Man gab den frisch aus­ge­preß­ten Saft, oder das frisch zer­quetsch­te Kraut in Fleisch­brü­he gekocht. Die Ver­dun­ke­lung der Augen, die die Alten mit dem ein­ge­tröp­fel­ten fri­schen Saf­te to gewiß zu hei­len sich rühm­ten, war wohl (unge­ach­tet sie sich die­ses Worts bedie­nen) kein Sta­ar, son­dern wahr­schein­lich eine Ver­dun­ke­lung der Hornhaut.

Des Pul­vers bedien­ten sich die Alten selten.