Nelkenwurzgaraffel

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Nel­ken­wurz­ga­raf­fel, Geum urba­num, L. [Zorn, pl. med. tab. 221.] mit auf­rech­ten Blu­men, kug­lich­ten, zot­ti­gen, und mit nack­ten, haken­för­mi­gen Gran­nen besetz­ten Samen, und gefie­der­ten Blät­tern, deren Blätt­chen lei­er­för­mig sind, ein etwa zwei Fuß hohes Kraut mit mehr­jäh­ri­ger Wur­zel an schat­ti­gen unge­bau­ten Stel­len, an Zäu­nen, wo sie im Brach­mo­na­te gelb blüht.

Die im März und Aprill von trock­nen ber­gich­ten Gegen­den gesam­mel­te, und an der Luft getrock­ne­te Wur­zel (Bene­dikt­wur­zel, März­wur­zel, Nel­ken­wur­zel, Rad. Caryo­phyl­la­tae, Gei urba­ni) ist äußer­lich roth­braun, mit vie­len Zasern an der Spit­ze besetzt, inner­lich weiß­lich, von gewürz­nel­ken­ar­ti­gem Geru­che und Geschma­cke, dem doch viel Her­bes und Bit­tres bei­gemischt ist. Die­ses gewürz­nel­ken­ähn­li­che Arom, von dem der größ­te Theil ihrer Arz­nei­kräf­te abzu­hän­gen scheint, ist aber sehr unbe­deu­tend bei der an feuch­ten nie­dern Stel­len gewach­se­nen, so wie auch in der bei star­ker Hit­ze getrock­ne­ten, oder der all­zu jun­gen, größ­tent­heils aus Fasern bestehen­den, oder in der Blüt­he­zeit ein­ge­sam­mel­ten Wur­zel. Am bes­ten zieht man sie an trock­nen, erhab­nen Stel­len im Gar­ten, hebt die wenigs­tens drei­jäh­ri­ge Wur­zel zur Zeit des Her-vor­spros­sens der ers­ten Blät­ter im Früh­lings­an­fan­ge aus, trock­net die knol­li­gen, von den Fasern gesäu­ber­ten, und gespal­te­nen Stü­cken an Fäden im schat­tich-ten Luft­zu­ge, macht sie auf Sie­ben über einem war­men Ofen voll­ends hart, zum Pül­vern, und hebt das röth­lich wei­ße Pul­ver in ver­kork­ten, vor­her erwärm­ten, Glä­sern auf.

In die­ser Ver­fas­sung kann sie zei­gen, ob sie die gro­ßen, neu­er­li­chen Emp­feh­lun­gen in Hei­lung der Wech­sel­fie­ber, vor­züg­lich in den mit ver­här­te­ten Ein-gewei­den ver­bun­de­nen ver­die­ne, wie bei eini­gen Arten die­ser Fie­ber nicht unwahr­schein­lich zu erwar­ten ist. Ihre geprüf­te Magen stär­ken­de Kraft, und ihre besond­re Eigen­schaft, die sau­re Gäh­rung zu hin­dern, kann bei Nei­gung des Magens zur Säu­re und bei lang­sa­mer Gene­sung nach aku­ten Fie­bern hülf­reich wer­den. Ihre anti­s­kor­bu­ti­sche Kraft hat sich in nicht weni­gen Fäl­len erprobt. Die Tink­tur und das ein­fa­che rohe Pul­ver ist dem Absu­de und der Lat­wer­gen­form weit vorzuziehen.