Nardenbaldrian

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Nar­den­bal­dri­an, Vale­ria­na Cel­ti­ca, L. [Zorn, pl. med. tab. 591.] mit drei­män­ni­gen Blüt­hen, läng­licht eiför­mi­gen, stump­fen, ganz glatt­ran­di­gen Blät­tern, eine nur weni­ge Zoll hohe Pflan­ze mit mehr­jäh­ri­ger Wur­zel auf den ita­lie­ni­schen, ligu­ri­schen, schwei­ze­ri­schen, kärut­hi­schen und stey­er­mär­ki­schen Alpen, deren dol­den­för­mi­gen Blüm­chen inner­lich grau und äußer­lich pur­pur­roth sind, und vor Erschei­nung der Blät­ter im August erscheinen.

Die dün­ne, äußer­lich dun­kel­brau­ne, inner­lich röth­li­che, mit vie­len häu­ti­gen, blät­ter­ähn­li­chen grün­lich­gel­ben Schup­pen besetz­te und einer Men­ge Zasern behan­ge­ne Wur­zel (Rad. Nar­di cel­ti­cae) nebst dem abge­stutz­ten Res­te der Sten­gel dar­an, so wie sie zu uns in Bün­deln kömmt, (oft noch mit Moos, Blät­ter und dür­ren Sten­geln unter­mischt) schien den, mit ihrer Abkunft unbe­kann­ten Alten, man weiß nicht wel­che, Aehn­lich­keit mit einer Aeh­re zu haben, und sie nann­ten sie daher Spi­ca cel­ti­ca. Sie hat einen ähn­li­chen, doch süß­lich­ten, mit etwas lieb­li­chem, cyper-wurz­ähn­li­chem Gewürz ver­misch­ten, und weit stär­kern Geruch, als die übri­gen Bal­drian­ar­ten, der sich auch weit dau­er­haf­ter beim Auf­be­wah­ren erweist; und einen bit­ter­lich bei­ßend gewürz­haf­ten, eben nicht unan­ge­neh­men Geschmack. Zuwei­len sind ihr die Wur­zeln des Stinkstein­brechs (Saxif­ra­ga Hir­cu­lus. L. Flor. dan. tab. 200) unter­ge­scho­ben wor­den; sie unter­schei­den sich aber dadurch, daß sie übler rie­chen, und nicht bit­ter schmecken.

Die dem Kat­zen­bal­dri­an gewöhn­li­chen Wir­kun­gen hat sie zwar nach Erfah­run­gen nicht in glei­chem Gra­de und sich auch nicht so fäul­niß­wid­rig gezeigt, sie scheint aber noch unbe­kann­te Vor­zü­ge vor ihm zu besit­zen, und and­re Kräf­te zu haben, die, weil die Wur­zel größ­tent­heils nur unter die unge­heu­ren Gemi­sche, den The­ri­ak und Mithri­dat ver­steckt, nicht aber ein­zeln und vor sich gebraucht ward, nie gehö­rig ins Licht gesetzt wor­den sind. Sie scheint in Reit­zbar­keit der Faser aus Schwä­che, in Krämp­fen die­ser Art und viel­leicht im Tor­por des Emp­fin­dungs­sys­tems heil­sa­mer zu seyn, und anhal­ten­der zu wirken.

Ihr größ­ter Ver­brauch ist in den Mor­gen­län­dern und in Afri­ka zu Räu­cher­werk, zu wohl­rie­chen­den Schön­heits­was­sern und in Bädern; der Markt­platz ist Triest.