Mischung

Hahnemanns Apothekerlexikon
vorheriges KapitelZurückInhaltsverzeichnisWeiternächstes Kapitel

Mischung (Mis­tio, Mix­tio) ist eine nicht gleich­gül­ti­ge Ver­rich­tung in der Phar­ma­zie. Man sagt zwar über­haupt, daß sie bei pul­verich­ten Gemi­schen in Sto­ßen und Rei­ben, bei Flüs­sig­kei­ten in Umrüh­ren und Umschüt­teln, bei Tei­gen und Pflas­tern aber in Zusam­men­kne­ten bestehe. Aber die­se Mischungs­ar­ten, beson­ders die erstern, erfor­dern oft viel Vor­sicht, Gedult und Ein­sicht. Wenn man z.B. eini­ge Gran Kant­ha­ri­den, ein Paar Gran Mohn­saft, oder weni­ge Gran Brech­wein­stein u.s.w. unter ein oder meh­re­re Loth and­rer Pul­ver mischen soll, so müs­sen jene stark­wir­ken­den Din­ge nicht nur zu alko­ho­li­sir­tem, un-fühl­ba­rem Pul­ver berei­tet, son­dern auch das grö­ße­re Hauf­werk der unwirk­sa­mern Sub­stanz muß fein gepül­vert seyn, und bei­de ungleich­ar­ti­gen Din­ge müs­sen nicht auf ein­mal son­dern in klei­nen Por­tio­nen zusam­men geschüt­tet und gerie­ben wer­den, um der unglei­chen Mischung vor­zu­beu­gen. Hat man z.B. ein Gran kräf­ti­ges Eisen­hut­ex­trakt mit einer Unze Krei­de­pul­ver zu mischen, so ist es nicht genug, das ers­te­re mit etwa einem hal­ben Quent­chen des Krei­de­pul­vers (oder, was sich bes­ser dazu schickt, und wohl sub­sti­tuirt wer­den kann, prä­pa­rirter Aus­ter­scha­len) zuerst der­ge­stalt zu ver­rei­ben, daß es zum trock­nen Pul­ver, zum durch­gän­gig gleich­far­bi­gen Pul­ver wer­de, man muß auch alles mit dem Spa­tel aus der Rei­be­scha­le von Zeit zu Zeit von den Rän­dern und vom Boden zusam­men­sto­ßen, und wie­der rei­ben, dann nur etwa ein Quent­chen des Krei­de­pul­vers mit dem Spa­tel dar­un­ter rüh­ren, wie­der zusam­men­rei­ben, wie­der mit dem Spa­tel alles von den Wän­den und dem Boden in eins zusam­men­brin­gen, und wie­der mehr­mals rei­ben, ehe man wie­der etwa zwei Quent­chen, und wenn glei­che Mühe mit der Mischung aber­mals ver­wen­det ist, den Rest des Krei­de­pul­vers zusetzt, und das Rei­ben, das Zusam­men­brin­gen mit dem Spa­tel, und das aber­ma­li­ge Rei­ben sorg­fäl­tig erneu­ern. Ob die Mischung gleich­ar­tig aus­ge­fal­len sei, lehrt uns hier kein Ansehn, kein Geruch, noch Geschmack. Blos Sorg­falt, Gedult und Nach­den­ken kann uns hie­von über­zeu­gen. Ich hat­te ein sol­ches Gemisch sorg­fäl­tig berei­tet, wovon jede vier und zwei Gran schon auf­fal­len­de Wir­kung bei Kin­dern her­vor­brach­ten. Wie, wenn die Mischung ungleich­ar­tig gewe­sen wäre, hät­ten da nicht vier Gran, wor­in am meis­ten Extrakt gewe­sen, den Tod zuwe­ge brin­gen, zwan­zig Gran aber nicht höchst unkräf­tig seyn müs­sen? Wie sorg­fäl­tig und müh­sam müs­sen nicht die stark­wir­ken­den Din­ge unter Pil­len­mas­sen gemischt wer­den, wenn Gleich­ar­tig­keit ent­ste­hen soll! Wie innig gemischt muß nicht die Mas­se zu Hoff­manns Pil­len seyn, wenn man nicht damit töden will! Zudem muß man wis­sen, wel­che Kör­per sich zusam­men ver­ei­ni­gen las­sen, wel­che nicht? wel­che mit Zwi­schen­mit­teln, wel­che auch dann nicht? Eini­ge Erfah­rungs­sät­ze über unver­träg­li­che und zur Mischung unfä­hi­ge Sub­stan­zen wer­den im Arti­kel Zusam­men­set­zung vorkommen.

So ist es auch z.B. gar nicht gleich­gül­tig, wel­che von den bei­den Flüs­sig­kei­ten, Wein­geist oder Vitri­ol­säu­re, man bei Berei­tung des Vitriol­äthers zu der andern gie­ßen soll. Das Mischungs­ge­fäß muß den Wein­geist ent­hal­ten und die Säu­re nur in sehr klei­nen Por­tio­nen zuge­gos­sen, und immer dazwi­schen das Gemisch behut­sam geschwenkt und umge­schüt­telt wer­den. Umge­kehrt zu Wer­ke gehen, wür­de das Gefäß mit Lebens­ge­fahr des Arbei­ters augen­blick­lich zersprengen.