Maronenkäste

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Maro­nen käs­te, Fagus Casta­nea, L. [Zorn, pl. med. tab. 548.] mit lan­zet­för­mig zuge­spitz­ten, säge­ar­tig gezahn­ten, unten glat­ten Blät­tern, ein schon im süd­li­chen Deutsch­land auf let­ti­gen Anhö­hen woh­nen­der, sehr ansehn­li­cher und ein hohes Alter errei­chen­der Baum, wel­cher im Anfan­ge des Früh­lings blüht.

Die von ihrer äußern stach­lich­ten Scha­le befrei­ten Samen­ker­ne (Fruc­tus Casta­neae) der gepfropf­ten und gezo­gnen Bäu­me sind einen Zoll groß, äußer­lich mit einer har­ten, glän­zend brau­nen Scha­le, inner­lich und unmit­tel­bar aber mit einer röth­li­chen, bit­ter­zu­sam­men­zie­hend schme­cken­den Haut umzo­gen, und besit­zen roh einen her­ben, der Süd­hit­ze aber aus­ge­setzt einen süßen, kräf­ti­gen Geschmack. Roh geben sie den Thie­ren im süd­li­chen Euro­pa, und mit Hül­fe des Feu­ers zube­rei­tet (gekocht, gerös­tet) dem Men­schen eine star­ke und ange­neh­me Nah­rung, wie­wohl, wie man behaup­tet, ihr Genuß die Nie­ren­stein- und Kolik­schmer­zen, so wie die Hart­lei­big­keit ver­meh­ren soll. Die gelind gerös­te­ten Kas­ta­ni­en ent­hal­ten Zucker­sub­stanz und Stär­ke­mehl. Ihre Geschlechts­trieb beför­dern­de Kraft ist nicht außer Zwei­fel gesetzt.

Roh ist in ihnen noch eine Art Herb­säu­re befind­lich, wie die der Quit­ten, und ver­mö­ge die­ser mag das Mehl der rohen Kas­ta­ni­en wohl Leu­kor­rhö­en und Bauch- und Blut­flüs­se wirk­sam zu hem­men im Stan­de seyn – die ein­zi­ge arz­nei­li­che Anwen­dung, die man ehe­dem von ihnen gemacht hat. Das röth­li­che sie unmit­tel­bar umge­ben­de Häut­chen hat man zu glei­cher Absicht dien­lich gefun­den. Eben dieß ver­si­chert man von der äußern har­ten Schale.

Die Zucker­sub­stanz in den gehitz­ten Maro­nen scheint aus jener Säu­re erst durch die Wär­me zusam­men­ge­setzt zu wer­den, und in den rohen noch nicht vor­han­den zu seyn.