Magensaft

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Magen­saft (Suc­cus gas­tri­cus), ist die thie­r­i­sche Flüs­sig­keit, wel­che aus den Mün­dun­gen der abson­dern­den Gefä­ße durch die Sam­met­haut in den Magen dringt, und bei Ver­dau­ung der Spei­sen die Haupt­rol­le spielt. Nach der Natur der ver­schied­nen Thie­re und ihrer Nah­rung ist er ver­schie­den, bei denen, die von thie­r­i­schen und gewächs­ar­ti­gen Sub­stan­zen zugleich leben (wie der Mensch) ist er dünn, schwach­sal­zig, weder sau­er noch lau­gen­sal­zig, und schwer zur Fäul-niß geneigt; bei den bloß Fleisch fres­sen­den ist er gesal­zen und sehr bit­ter, ent­hält außer einer Art Sal­mi­ak, auch her­vor­ste­chen­de Säu­re, ver­muth­lich Phos­phor­säu­re, löset Kno­chen auf, und ist unge­mein fäul-niß­wid­rig; bei Pflan­zen fres­sen­den Thie­ren, die nur Einen Magen haben, ist er wäs­se­richt, gal­ler­ar­tig und etwas säu­er­lich, bei Gras fres­sen­den, wie­der­käu­en­den Thie­ren besitzt er ein frei­es Lau­gen­salz, und ist zähe, bei den Vögeln ist er säu­er­lich. Die bei­den letz­tern Arten sind, so wenig bekannt auch ihre inne­re Natur noch ist, als äußer­li­ches Arz­nei­mit­tel ange­wen­det wor­den. Den von Vögeln, von schwar­zen und asch­grau­en Krä­hen, Fal­ken und Gei­ern hat man in fau­lich-ten, bran­di­gen, skro­phul­ö­sen und sol­chen Geschwü­ren, wel­che har­te Rän­der haben, mit Nut­zen ange­wen­det; inner­lich soll er bei hart­nä­cki­gen Wech­sel­fie­bern die Kraft der Rin­de ver­stärkt haben. Den von wie­der­käu­en­den Thie­ren, dem Rin­de, dem Schaa­fe u.s.w. (er wird in dem ers­ten Magen gesam­melt, wenn die­se Thie­re vor dem Schlach­ten einen Tag gehun­gert haben,) hat man als ein zert­hei­len­des Mit­tel äußer­lich auf­ge­legt. Der Magen­saft der bloß Fleisch fres­sen­den zeigt sich als das fäul­niß­wid­rigs­te Mit­tel in fau­len Geschwü­ren, im Kreb­se; sei­ne inner­li­che Anwen­dung könn­te bei ver­schluck­ten Kno­chen Statt fin­den, so wie der von Kör­ner fres­sen­den Vögeln zur Zer­klei-nung ver­schluck­ter kie­sel­ar­ti­ger Stei­ne. Thie­ren, die man zur Gewin­nung des Magen­saf­tes nicht in Men­ge töden kann, gie­bt man aus­ge­drück­te Schwäm­me zu ver­schlu­cken, wor­an Fäden befes­tigt sind, wor­an man sie wie­der aus­zieht, und dann drückt man den ein­ge-sognen Magen­saft aus. Die Thie­re müs­sen kurz vor­her nicht gefres­sen haben.