Lehrbuch der biologischen Heilmittel
Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:
Basilicum ist in erster Linie als Karminativum und Stomachikum indiziert. Es wird als solches verwandt gegen Flatulenz, Meteorismus, chronische Gastritis, Enteritis, gastro-intestinale Vergiftungserscheinungen, Obstipation, Magenkrämpfe und Vomitus. – Doch hat sich Basilicum auch bei anderen katarrhalischen Erkrankungen und Schleimhautentzündungen, insbesondere bei denen des Urogenitaltraktus wie chronischer Cystitis (hier gab Mühlschlegel in verschiedenen Fällen D 3 mit deutlichem, einwandfreiem Erfolg), Nephritis, Harnbrennen, Gonorrhöe, Epididymitis und Fluor albus, ferner bei Lungenerkrankung, Tuberkulose, Tussis und Pertussis bewährt. Auch als Gurgelmittel wird es gebraucht. Weniger häufig wird es als Galaktagogum und Aphrodisiakum verordnet. Die äuÃere Anwendung der Basilicumblätter gegen Verletzungen aller Art und schlecht heilende Wunden (auch von anderer Seite bei Eiterungen und Fisteln genannt) empfiehlt Hüttner, der nach dem Gebrauch von Umschlägen mit in Kornschnaps angesetzten Basilicumblättern nie eine Sepsis hat eintreten sehen.
Als Wechselmittel können bei Blähungen und Gastropathien Anisum, Carum carvi, Nux vomica, Thymus, Natrium phosph. und Carbo veg. erfolgreich gegeben werden. Gern wird es auch in Mischungen gegeben, z. B. als Basilicum Oligoplex. über die Wirkung dieser Mischung schreibt mir Atzrott, Berlin: “Seit 2 Jahren gröÃte Erfolge mit Basilicum Oligoplex bei Cholecystitis acuta, Cholangitis, Ikterus gravis, eingeklemmten Gallensteinen, Kolik (Cholelithiasis). Es wirkt besonders bei Zuständen, die mit Krampfzuständen des Magens einhergehen. Der Erfolg war meist eklatant. Es wirkt wohl von der Schleimhaut des Magen-Darmtraktus aus.”
Angewandter Pflanzenteil:
Lonicerus und Matthiolus erwähnen beide die Verwendung von Blättern, Kraut und Samen.
v. Haller berichtet, daà die Samen noch häufiger verwendet würden als das Kraut.
Geiger kennt nur den Gebrauch des Krautes und erwähnt die Samen nur als ehedem gebräuchlich.
Buchheim und Bohn, Buchheister und Ottersbach sowie Thoms sprechen nur vom Kraut, dagegen führen Mertes, Schulz und Kroeber neben dem Kraut auch die Samen an, und zwar läÃt Kroeber die Essenz aus dem Kraut machen, die Samen aber zu Aufkochungen verwenden.
Nach Dragendorff sind Blätter und Früchte im Gebrauch.
Das Ãl wird, wie Zörnig angibt, aus dem Kraut gewonnen, das am besten zur Blütezeit gesammelt wird.
Thoms nennt dieselbe Sammelzeit.
Das “Teep” wird aus frischen Pflanzen bereitet, die im Juli bis August geerntet werden. Auch zur Herstellung der Essenz nach dem HAB. wird die frische Pflanze genommen (§ 3).
Herba Basilici ist offizinell in Frankreich, Venezuela und Mexiko.
Dosierung:
Ãbliche Dosis:
5–6 Tropfen der Essenz täglich (Leclerc);
2 Teelöffel voll (= 3,6 g) zum heiÃen Infus täglich;
15–30 g auf 100 g Wasser als Infus (Rost-Klemperer).
1 Tablette der Frischpflanzenverreibung “Teep” dreimal täglich.
(Die “Teep”-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt.)
In der Homöopathie:
à bis dil. D 1, dreimal täglich 10 Tropfen.
Maximaldosis:
Nicht festgesetzt.
Rezepte:
Bei Meteorismus und Flatulenz:
Rp.:
(= Basilienkraut)
D.s.: 1 Teelöffel auf 1 Glas Wasser zum heiÃen Infus. 2 Glas täglich.
Rezepturpreis ad chart. et c. sign. etwa -.72 RM.
Bei gastrischen Spasmen:
Rp.:
D.s.: 5–6 Tropfen auf einem Stück Zucker nehmen.
Rezepturpreis 1.28 RM.
Bei chronischer Nephritis (nach Meyer):
Rp.:
(= Birkenblätter)
Hb. Solidaginis virgaur.
(= Goldrutenkraut)
Hb. Ocimi basilici
ÄÄ 20
(= Basilienkraut)
M.f. species.
D.s.: 1 EÃlöffel mit 1 Tasse Wasser aufgieÃen, dreimal täglich 1 Tasse trinken.
Zubereitungsvorschlag des Verfassers: 3 Teelöffel voll auf 1 ½ Glas Wasser, vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291.
Rezepturpreis ad chart. etwa 1.02 RM.
Fußnoten:
1 Fuchs, Hippokrates Sämtl. Werke, Bd. 1, S. 328, Bd. 2, S. 368, 498.
2 Paracelsus Sämtl. Werke, Bd. 3, S. 551, 554.
3 Lonicerus, Kreuterbuch, 1564, S. 192.
4 Matthiolus, New-Kreuterbuch, 1626, S. 165.
5 v. Haller, Medicin. Lexicon, 1755, S. 187.
6 Osiander, Volksarzneymittel, S. 327.
7 Schulz, Wirkg. u. Anwendg. d. dtsch. Arzneipfl., S. 178.
8 Bohn, Heilwerte heim. Pfl., S. 72.
9 E. Meyer, Pflanzliche Therapie, S. 51, 118, 135, Leipzig 1935.
10 Leclerc, Précis de Phytothérapie, S. 180.
11 Cadéac u. Meunier, Contribution à l’étude physiologique de l’essence de basilic, Lyon médical 1889.
12 Vollmer, Naunyn-Schmiedebergs Arch., 176, S. 207, 1934.
13 Bertram u. Walbaum, Arch. Pharm. 1897, Bd. 235, S. 176; Dupont et Guerlain, Bull. Soc. Chim 1898, Bd. 19, S. 151.
14 Vgl. 10).
15 Balansard, Bull. des Sciences pharmacol., 43, S. 148, 1936.
16 Teezubereitung: Der im Verhältnis 1 : 10 heià hergestellte Tee hat einen Extraktgehalt von 3,0% gegenüber 2,3% bei kalter Zubereitung. Der Aschegehalt beträgt 1,2% bei heiÃer und 1,1% bei kalter Zubereitung. Die Peroxydase ist in beiden Zubereitungen negativ. Ein im Verhältnis 1 : 50 angesetzter Tee ist noch trinkbar. Zwischen kalter und heiÃer Zubereitung ist kein Unterschied. 1 Teelöffel voll wiegt 1,8 g. Der Tee wird zweckmäÃig heià unter Verwendung von 1 Teelöffel voll auf 1 Teeglas angesetzt.
17 Ã = hom. Urtinktur.