Lehrbuch der biologischen Heilmittel
Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:
Acalypha indica wird in homöopathischen Dosen bei Hämoptoe+) verordnet. Vor der Verwendung in gröÃeren Dosen als Expektorans bei Tuberkulosekranken wird gewarnt, da der Versuch der Sekretgewinnung bei solchen Schwerkranken sich ganz allgemein als nachteilig erwiesen hat. Als Wechselmittel werden Hamamelis und Arnica bevorzugt.
+) Beispiel für die Anwendung:
(Nach E. Haehl, “Fortschritte der Medizin” 1936, S. 324.)
Aus der Praxis meines Vaters (Richard Haehl) ist mir noch ein Fall bekannt, der mit Acalypha indica erfolgreich angegangen wurde. Im Sommer 1927 erkrankte die damals 38jährige ledige Patientin, Fräulein C., an einer rechtsseitigen offenen Lungentuberkulose. In Höhe der rechten Lunge entwickelte sich eine etwa apfelsinengroÃe Kaverne. Die Patientin hatte wegen ihrer Temperatursteigerungen, ihrer Rasselgeräusche und einer rechtsseitigen Pleuritis Ferr. phosph. D 6 und Bryonia D 2 erhalten. Mitten in der Nacht, es war Ende September, erbrach die Patientin Blut, etwa 50 ccm. Auch am Morgen erbrach sie noch Blut. Wir setzten damals wegen des dunkelfarbigen Blutes und der brennenden Schmerzen auf der Brust Acalypha indica D 1, dreistündlich 5 Tropfen ein. Die Blutungen hörten schon am Nachmittage auf und kehrten nicht wieder. Die Patientin erlag ein halbes Jahr später der schweren progredient verlaufenden Erkrankung.
Angewandter Pflanzenteil:
Zur Herstellung der wirksamen Präparate wird auf Grund der in der Literatur über die Pflanze enthaltenen Angaben die zur Blütezeit gesammelte frische Pflanze mit Wurzel benützt. Ebenso werden auch das “Teep” und die homöopathische Urtinktur (§ 3) hergestellt.
Dosierung:
Ãbliche Dosis:
0,3–1,8 g des Extraktes (Brit. Pharm. Cod.);
1,8–7,5 g der Tinktur (Brit. Pharm. Cod.).
1 Tablette der Frischpflanzenverreibung “Teep” vier- bis sechsmal täglich.
(Die “Teep”-Zubereitung ist auf 10% Hb. Acalyphae c. rad. eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,025 g Hb. Acalyphae c. rad.)
In der Homöopathie:
dil. D 1, dreistündlich 5 Tropfen.
Maximaldosis:
Nicht festgesetzt.
Fußnoten:
1 Dragendorff, Heilpfl. d. versch. Völker u. Zeiten, 1898, S. 380.
2 R. N. Chopra u. Asa C. Chandler, Anthelmintics and Their Uses, S. 213, London 1928.
3 Khagendra Nath Bose, The Materia Medica of Therapeutics of Indian Drugs, S. 15.
4 Chatterjee, Drugs of India 1934.
5 Haehl, Fortschr. d. Med. 1936, S. 324.
6 Schmidt, Lehrbuch d. hom. Arzneimittell., S. 2.
7 Brit. Pharm. Codex, 1923, S. 5.
8 Dymock, Pharm. Indica, Bd. III, S. 294; Wehmer, Pflanzenstoffe, S. 674.
9 Vgl. 3).
10 Nach eigenen Untersuchungen.
11 Vgl. 7).