Küchenschellwindblume

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Küchen­schell­wind­blu­me, Ane­mo­ne pra­ten­sis, L. [Zorn, pl. med. T. 439.] mit geschwänz­ten Samen, mit Hül­len am Blüt­hen­stie­le, an der Spit­ze zurück gebo­gnen Blu­men­kron­blät­tern und dop­pelt gefie­der­ten Blät­tern, eine Pflan­ze mit peren­ni­ren­der Wur­zel von sechs bis acht Zoll Höhe, auf son­nich­ten, dür­ren Leh-den, wo sie zei­tig im Früh­lin­ge blau­schwar­ze Blu­men trägt.

Das Kraut (hb. pul­sa­til­lae mino­ris, pul­sat. nigri-can­tis), des­sen Geschmack erst gru­sicht, dann hef­tig bei­ßend und sehr lang anhal­tend ist, unter­schei­det sich von der ihr sehr ähn­li­chen Pul­sa­till­wind­blu­me dadurch, daß letz­te­re grö­ßer und rauch­haa­ri­ger ist, und grö­ße­re Blu­men trägt, deren Blu­men­kron­blät­ter gera­de und nicht über­ge­bo­gen sind. Beim Zer­schnei­den des fri­schen Krau­tes steigt schon ein schar­fer Dunst auf, wel­cher in der Nase, auf der Zun­ge und den Lip­pen beist; der bei Berei­tung des Extrakts in der Hit­ze ent­wei­chen­de Dunst aber greift auch die Augen­lie­der an, und erregt Dun­kel­heit des Gesichts. Die­ser Dunst, der ein­zig kräf­ti­ge Bestandt­heil der Pflan­ze, ent­weicht bei anhal­ten­der Sie­de­hit­ze ganz, so daß der dar­aus berei­te­te Dick­saft (extra­c­tum pul­sa­til­lae nig­ri­can­tis) oft ganz unkräf­tig ist, wenn er nicht ohne Feu­er abge­duns­tet wor­den; die­ser Dunst geht in der Destil­la­ti­on des fri­schen Krau­tes mit Was­ser über, und bil­det sich dar­in nach eini­ger Zeit zu milch­farb­nen, plat­ten, gestreif­ten Krystal­len, wel­che in kal­tem Was­ser sehr schwer, in hei­ßem aber und in war­mem Wein­geis­te sehr leicht auf­lös­lich sind, an der Luft nicht ver­flie­gen, im Kal­ten geruch- und geschmack­los sind, in der Hit­ze aber ver­knis­tern, und dann eben die bei­ßend bren­nen­de Eigen­schaft als jener Dunst der erhitz­ten Pflan­ze auf Augen­lie­der, Nase, Lip­pen und im Geschma­cke äußern, und so mit hel­ler Flam­me verbrennen.

Die nächs­te Wir­kung die­ser Pflan­ze ist, daß sie mäch­tig reizt, und den Harn und and­re Aus­lee­run­gen erregt. Störk hat mit dem Auf­gus­se der Pflan­ze, dem Extrak­te, dem destil­lir­ten Was­ser und dem gedach­ten Kam­pher­sal­ze dar­aus Blin­de an schwar­zem und grau­em Sta­a­re wie­der her­ge­stellt; auch And­re nach ihm. Auch in nächt­li­chen, vene­risch geschie­ne­nen Kno­chen­schmer­zen und Geschwü­ren der hart­nä­ckigs­ten Art, so wie in der Läh­mung, ja selbst in der Melan­cho­lie, hat man wich­ti­ge Diens­te davon erfahren.