Kriecherdbeere

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Krie­ch­erd­bee­re, Fra­ga­ria ves­ca, L. [Zorn pl. med. Tab. 77.] mit durch­gän­gig drei­fa­chen Blät­tern, und krie­chen­den Loh­den, eine nied­ri­ge Pflan­ze mit peren-niren­der Wur­zel, wel­che im nörd­li­chen Euro­pa in schat­ti­gen Gehe­gen und gegen Mor­gen lie­gen­den Abhän­gen buschicht­er Ber­ge in dür­rem let­ti­gem Boden ein­hei­misch ist, wo sie im April und Mai weiß blüht. Man zieht sie in Gär­ten und ver­edelt sie.

Von dem etwas herb schme­cken­den Krau­te, und der zylin­dri­schen, schup­pi­gen, braun­ro­then Wur­zel (fol. rad. fra­ga­riae), wel­che frisch eine etwas zusam­men­zie­hen­den, tro­cken aber einen bit­ter­li­chen Geschmack hat, haben uns­re Vor­fah­ren (mit gerin­ger Wahr­schein­lich­keit) eine Men­ge Tugen­den in sehr ver­schie­den­ar­ti­gen Krank­hei­ten gerühmt, wenigs­tens hat man die gewähn­te Kraft in ver­här­te­ter und ent­zün­de­ter Leber, in der Gelb­sucht, in Milz­sucht, in wäs­se­ri­gen, vor­züg­lich von geis­ti­gen Gen­trän­ken ent­stand-nen Geschwüls­ten, bei Nie­ren­gries, Durch­fäl­len und über­mä­ßi­ger Monat­rei­ni­gung in neu­ern Zei­ten von die­sen nicht so gar kräf­ti­gen Gewächst­hei­len nicht wahr­neh­men kön­nen. Was sie in Geschwü­ren der Harn­we­ge und, äußer­lich frisch zer­quetscht auf­ge­legt, bei Schen­kel­ge­schwü­ren leis­ten kön­nen, ist noch zu bestä­ti­gen, da bei­de einen adstrin­gi­ren­den Stoff in Men­ge bei sich füh­ren. Bei­de thei­len dem Absu­de mit Was­ser eine rothe Far­be mit, und eben so fär­ben sie den Stuhlgang.

Die sehr ange­nehm rie­chen­den und schme­cken­den, wein­säu­er­li­chen und süßen Früch­te (Fra­ga) küh­len, und beför­dern den Stuhl- und Harn­ab­gang. In Men­ge genos­sen hat man wich­ti­ge Hei­lun­gen damit bei Lun­gen­süch­ti­gen, Melan­cho­li­schen, Podagris­ten, und mit Nie­ren­gries Behaf­te­ten aus­ge­übt. Bei ihrem Gebrau­che ver­ge­hen die stei­nich­ten Unrei­nig­kei­ten an den Zäh­nen. Schlaf­fen Magen bekom­men sie weni­ger, es ent­ste­hen Durch­fäl­le und Katarrhe.

Sie hal­ten sich nicht über Tag und Nacht, sie wer­den weich, ver­lie­ren viel von Geruch und Geschmack, und schimmeln.

Das von den noch gan­zen Erd­bee­ren mit Zusatz glei­cher Thei­le Was­ser abge­zo­gne Was­ser (aqua fra­gorum) ist sehr ange­nehm von Geru­che, und der unfil­trir­te, ein­ge­dick­te Saft (rhob fra­gorum) sehr lieb­lich an Geruch und Geschma­cke; er dient in Gallübeln.