Krammetwacholder

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Kram­met­wa­chol­der, Iuni­pe­rus com­mu­nis, L. [Zorn, pl. med. Tab. 178.] mit drei­fa­chen, aus­ge­brei­te­ten, scharf­ge­spitz­ten Blät­tern, wel­che län­ger als die Bee­ren sind, ein Gewächs, wel­ches theils als Strauch auf dür­ren, ber­gich­ten Hei­den, theils in Wäl­dern hoher Ber­ge des nörd­li­chen Euro­pa als Baum vor­kömmt und im Mai blüht.

Die run­den, erst im zwei­ten Jah­re rei­fen­den Bee­ren (bac­cae iuni­pe­ri) ent­hal­ten unter einem schwar­zen Häut­chen drei Samen in einem röth­li­chen, zähen, bit­ter­lich­sü­ßen, har­zi­gen, bal­sa­misch rie­chen­dem Mar­ke, wel­ches 1/​40 bis 1/​32 an äthe­ri­schem, gilb­li­chem, leich­tem (von 0, 945 Schwe­re nach Spiel­mann; 0, 911 nach Muschen­br­oek; 0, 857 nach Bris-son) sehr bren­nend, feu­rig und etwas ter­ben­thin­ar­tig schme­cken­dem und rie­chen­dem Oele (ol. dest. iuni­pe­ri) gie­bt. Die Bee­ren erhit­zen das Blut, erre­gen Schweiß, vor­züg­lich Harn, die­nen im Schar­bock, und trei­ben Blä­hun­gen. Man dickt den Saft des mit Was­ser aus­ge­koch­ten Mar­kes ein (rhob iuni­pe­ri), wozu man füg­lich auch den Rück­stand von der Destil­la­ti­on des Oels neh­men kann, und braucht ihn als Haus­mit­tel zu glei­chen Absich­ten, als die Bee­ren. Ein dar­aus geg­ohr­ner Wein und ein aus die­sem destil­lirter Brant-wein sind in nörd­li­chen Gegen­den gemein. Die getrock­ne­ten Bee­ren wer­den in Kran­ken­stu­ben der Aer­mern als Räu­che­rung ange­wen­det, die böse Luft zu ver­bes­sern, wie man irrig glaubt.

Das röth­li­che, wohl­rie­chen­de Holz (lig­num iuni­pe­ri) gie­bt eine noch ange­neh­me­re Räu­che­rung, und die Ras­pel­spä­ne davon (scobs lig­ni iuni­pe­ri) die­nen im Absu­de gegen Haut­aus­schlä­ge, Skor­but, Gicht, Was­ser­sucht, schlei­mi­ge Eng­brüs­tig­keit, und erwei­sen sich Harn trei­bend, und, wie man unschick­lich sagt, Blut rei­ni­gend. Sie geben 1/​120 an äthe­ri­schem Oele.

Eine ähn­li­che Kraft bewei­sen die Zweig­spit­zen (sum­mi­ta­tes s. fron­des iuni­pe­ri).

Das äthe­ri­sche Oel (ol. dest. iuni­pe­ri) besitzt eine sehr star­ke Blut­um­lauf erre­gen­de Kraft. Man will äußer­lich Gicht­schmer­zen damit besänf­tigt und gelähm­ten Glie­dern ihr Leben wie­der gege­ben haben. Inner­lich zu weni­gen Trop­fen gege­ben, soll es Spuhl­wür­mer töd­ten und Nach­trip­per von Schwä­che heben. Sei­ne Harn und Schweiß trei­ben­de Eigen­schaft kann es nur bei phleg­ma­ti­schen Kör­pern ohne Nacht­heil zeigen.

Das an den Kno­ten, und zwi­schen der Scha­le und dem Hol­ze sich anset­zen­de, oder aus den nahen Amei­sen­hau­fen gele­se­ne Harz scheint nicht das offi­ci­nel­le Gum­mi iuni­pe­rioder Sand­aracha Arabumzu seyn, eben so wenig als das Harz von dem baum­ar­ti­gen, in Afri­ka woh­nen­den Kram­met­wa­chol­der, son­dern vom Sand­arach­wa­chol­der, w.s.