Kalkstein

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Kalk­stein, Mar­mor vul­ga­tum, Gm. Ein fast undurch­sich­ti­ger, dich­ter Stein, von split­ter­ar­ti­gem Gewe­be und unschein­ba­rer Far­be der ein­fa­chen uranfäng­li­chen Gebir­ge, wel­cher, der gan­zen Gat­tung, die man Kalk­er­de nennt, den Namen gege­ben hat.

Von dem gewöhn­li­chen Kalk­stein macht man kei­nen arz­nei­li­chen Gebrauch, außer daß man ihn in Weiß­glü­he­feu­er zu gebrann­tem Kal­ke (leben­di­ger, unge­lösch­ter Kalk, Calx viva) kal­zi­nirt, und die­sen zur Berei­tung eini­ger Arz­nei­en anwen­det. In die­sem Zustan­de hat er etwa die Hälf­te sei­nes Gewichts an Was­ser und Luft­säu­re ver­lo­ren, und eine ätzen­de Eigen­schaft ange­nom­men, deren Natur noch unbe­kannt ist. Mit Was­ser gesät­tigt schwillt er nun auf, erhitzt sich bis zum Glü­hen, und zer­fällt zu Stau­be. Die­ser gelösch­te Kalk, wel­cher zur Berei­tung des kaus­ti­schen Salm­jak­geis­tes, des ätzen­den Gewächs­lau­gen­sal­zes u.s.w. gebraucht wird, löset sich gro­ßen Theils in Was­ser auf, in dem unter Kalk­er­de ange­ge­be­nen Ver­hält­nis­se. Die­se Auf­lö­sung nennt man Kalk­was­ser (Aqua cal­cis viv­ae), eine Flüs­sig­keit von süß­licht alka­li­schem, trock­nen­dem Geschma­cke, wel­che nur sehr genau vor dem Zugan­ge der Luft bewahrt, ihre Wirk­sam­keit behält.

Das fri­sche, wohl­ver­wahr­te Kalk­was­ser zeigt harn­trei­ben­de Kräf­te und schafft im Harn- und Nie­ren­stei­ne Lin­de­rung; ob durch Auf­lö­sung des Gries­schlei-mes? Aeu­ßer­lich stillt es Ent­zün­dun­gen, trock­net näs­sen­de Geschwü­re, und benimmt ihnen die über­mä­ßi­ge Empfindlichkeit.

Das Kal­k­öl (liquid Shells, con­chae liqui­dae, ol. Cal­cis), eine mit Salz­säu­re gesät­tig­te Kalk­er­de, erhält man gewöhn­lich durch Auf­lö­sung des Rück­stan­des von der Zer­set­zung des Sal­mi­aks durch gelösch­ten Kalk (bei Berei­tung des ätzen­den Sal­mi­ak­geis­tes). Die­ses kaum krystal­li­sir­ba­re, leicht zer­fließ­ba­re, in Wein­geist auf­lös­li­che Mit­tel­salz ist von bit­term Ge-schma­cke, und selt­nem medi­zi­ni­schem Gebrauche.

Man bedient sich des­sel­ben als eines gehei­men Mit­tels gegen den Stein; auch in Wech­sel­fie­bern habe ich es mit eini­gem Nut­zen gebraucht. In den Skro­pheln und gegen Kröp­fe ist es emp­foh­len worden.