Isländerflechte

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Islän­der­flech­te, Lichen islan­di­cus, L. [Zorn. pl. med. Tab. 138.] eine auf­wärts stei­gen­de Flech­te, deren glat­te Blät­ter am Ran­de auf­ge­bo­gen, und befranzt sind, mit Schild­chen an den Enden, wächst an stei­nich­ten Orten in den unfrucht­bars­ten Nadel­wäl­dern des käl­tern Euro­pa und and­rer hohen Gebir­ge. In drei Jah­ren erhält sie ihre vol­le Grö­ße. Sie schmeckt etwas bit­ter­lich und löset sich durch lan­ges Kau­en im Mun­de zum Schleim auf.

Wenn man sieht, daß in den kal­ten Gebirgs­ge­gen­den, wo die­se Pflan­ze häu­fig wächst, gan­ze Her­den Vieh davon bin­nen weni­gen Wochen fett wer­den, daß in Island die stärks­ten Arbei­ter beim Genuß die­ses Moses, statt aller Nah­rung, kräf­tig blei­ben (man schätzt einem Thei­le, dem Maa­se nach, Rog­ken zwei Thei­le Islän­der­mos an Nähr­kraft gleich), so wird es ein­leuch­tend, wie man dar­auf gekom­men ist, es abge­ma­ger­ten, und lun­gen­süch­ti­gen Kran­ken als Heil­mit­tel in Abko­chung zu ver­ord­nen, wo es oft gro­ße Diens­te gethan hat, wie­wohl es auch im Kit­zel­hus­ten nach Aus­schlags­fie­bern, im habi­tu­el­len Erbre­chen und in Diar­rhö­en von Schär­fe hülf­reich gewe­sen ist. Die Bit­ter­keit dar­in scheint bei eini­gen Kran­ken den Leib, mehr als nöthig, zu eröff­nen. Durch vier und zwan­zig-stün­di­ge Ein­wei­chung in kal­tes Was­ser, durch lan­ge Auf­be­wah­rung an frei­er trock­ner Luft, oder in kür­ze­rer Zeit, durch völ­li­ges Trock­nen in einem Back­ofen, bei etwa 160° Keaum, ver­geht die­se Bit­ter­keit größ-tent­heils und blos etwas adstrin­gi­ren­des dar­inn und die näh­ren­den Thei­le, wel­che mit dem Stär­ke­mehl über­ein zu kom­men schei­nen, blei­ben zurück; doch ist die Bit­ter­keit im Gan­zen dem Magen zuträglich.

Es erfor­dert viel­stün­di­ges Kochen, ehe es mit Hül­fe gelin­den Aus­pres­sens sei­nen gal­lert­ar­ti­gen Schleim hin­läng­lich von sich gie­bt, oder sich völ­lig zum näh-rend­stär­ken­den Breie auflöst.

Man sam­melt es bei feuch­ter, reg­nich­ter Wit­te­rung ein.