Herbstzeitlose

Hahnemanns Apothekerlexikon
vorheriges KapitelZurückInhaltsverzeichnisWeiternächstes Kapitel

Herbst­zeit­lo­se, Col­chi­cum autum­na­le, L. [Zorn pl. med. Tab. 135.] mit plat­ten, lan­zet­för­mi­gen, auf­rech­ten Blät­tern, ein etwa fünf Zoll hohes peren­ni­ren­des Zwie­bel­ge­wächs auf feuch­ten Wie­sen, wel­ches im Sep­tem­ber (sel­ten auch zei­tig im Früh­lin­ge) fleisch­farb­ne Blu­men trägt.

Die im August ein­zu­sam­meln­de, und bloß frisch zu ver­brau­chen­de Wur­zel (rad. colch. rec.) ist von der Grö­ße eines Tau­ben­ei­es, höcke­richt­rund­licht, an der Sei­te der Län­ge her­ab aus­ge­kehlt, mit einer brau­nen Leder­haut über­zo­gen, inwen­dig weiß, von bockig stin­ken­dem, bei­ßen­dem Geru­che und süß­lich­bit­term, ekel­haf­tem, ätzend bei­ßen­dem, krat­zen­dem Ge-schma­cke. Sie wird zur Berei­tung des Herbst­zeit­lo­sen Essigs (acet. col­chi­ci) ange­wen­det, indem man die wel­ke, vor­jäh­ri­ge, kraft­lo­se Zwie­bel abson­dert, eine Unze der ent­häu­te­ten, fein zer­quetsch­ten saf­ti­gen Knol­len mit zwölf Unzen Wein­essig zwei Tage und zwei Näch­te diger­irt, und die Flüs­sig­keit klar durch­sei­het. Ein Quent­chen, und all­mäh­lig mehr, ist die Gabe. Durch die (am bes­ten unmit­tel­bar vor dem Gebrau­che gesche­he­ne) Mischung mit einem zwie­fa­chen Gewich­te Honig ent­steht das Oxy­mel col­chi­ci, des­sen Ein­di­ckung zur Sirups­di­cke das Mit­tel unkräf­ti­ger macht. Die harn­trei­ben­de Kraft die­ser Arz­nei ist, wie ich selbst erfah­ren, nicht gering. Die Alten rüh­men die Wur­zel in der Pest; doch größ­tent­heils nur als (unnüt­zes) Amu­let. Auch im Poda­gra und Stein­be­schwer­den hat man sie gerühmt, ohne Anga­be genau­er Erfahrungen.

In Sub­stanz wirkt sie gift­ar­tig durch Erbre­chen, Ent­zün­dung des Spei­se­ka­nals, blu­ti­ge Stuhl­gän­ge u.s.w. Anfäng­lich ein Brech­mit­tel, und nach­ge­hends recht schlei­mi­ge Geträn­ke und Milch in Men­ge sind Gegengifte.