Gold

Hahnemanns Apothekerlexikon
vorheriges KapitelZurückInhaltsverzeichnisWeiternächstes Kapitel

Gold, (Aurum). Dieß theu­re, fast unzer­stör­li­che, sehr dehn­ba­re, auf 19, 64 schwe­re Metall, wel­ches von kei­ner Säu­re außer dem Königs­was­ser und der de-phlo­gis­ti­sir­ten Salz­säu­re auf­ge­löst wird, und Glas­flüs­sen eine Pur­pur­fa­be mitt­heilt, scheint eher zur Haupt­trieb­fe­der der gan­zen Heil­kunst als zum Heil­mit­tel geschaf­fen zu seyn. Demun­ge­ach­tet hat man in den Zei­ten der Däm­me­rung der Che­mie, wo man durch angeb­li­che radi­ka­le Auf­lö­sung des Gol­des den Geist die­ses Metalls aus­ziehn zu kön­nen wähn­te, um ein all­ge­mei­nes Ver­ed­lungs­mit­tel der gan­zen Schöp­fung (der uned­lern Metal­le, der mensch­li­chen Lebens­kräf­te u.s.w.) dar­aus zu erhal­ten, das Gold unter die Heil­mit­tel zu set­zen angefangen.

Das Blatt­gold (aurum foli­a­tum) ist das zum Ver­gol­den äußerst dünn geschla­ge­ne Gold (1/​25000 einer Linie stark), womit man sonst zum Staa­te die Pil­len (w.s.) über­zog, und die klein geschnit­te­nen Blätt­chen unter eini­ge Arz­nei­en, vor­züg­lich Pul­ver misch­te, um ihnen dadurch, wie man wähn­te, eine herz­stär­ken­de Kraft mit­zut­hei­len, ohne zu beden­ken, daß sie sich in unserm Magen auf kei­ne Art auf­lö­sen, son­dern unver­daut wie­der weg gehen. Da aber eine im Aeu­ßern sehr ähn­li­che Sub­stanz, das aus Tom­bak geschla­ge­ne soge­nann­te Metall­gold (Gold­schaum), wohl eher von der unge­wis­sen­haf­ten Gewinn­sucht statt des Blatt­gol­des zu Arz­nei­en ver­braucht wor­den ist, und als Kup­fer hef­ti­ge und gift­ar­ti­ge Wir­kun­gen geäu­ßert hat, so muß man wis­sen, daß äch­tes Blatt­gold in Wein­essig und in Sal­mi­ak­geist gewor­fen sich nicht ver­än­dert, die unäch­ten Metall­blätt­chen aber von bei­den auf­ge­lö­set wer­den, in letz­term mit blau­er Farbe.

Man muß von den Gold­schlä­gern die Sor­te Blatt­gold zum arz­nei­li­chen Gebrau­che kau­fen, wel­che sie Fein­gold nen­nen, denn ihr Hoch und Mit­tel ist mit Kup­fer versetzt.

Das Knall­gold (aurum ful­min­ans) ist ein aus der ver­dünn­ten Auf­lö­sung in Königs­was­ser durch ein Lau­gen­salz gefäll­ter, mit hei­ßem Was­ser aus­ge­süß­ter gel­ber Gold­kalk, wel­cher, wenn zum Gold­schei­de­was­ser Sal­mi­ak, oder zum Nie­der­schla­gen Sal­mi­ak­geist ange­wen­det wor­den, die merk­wür­di­ge Eigen­schaft besitzt, bei einer nicht viel über den Sie­de­punkt (212° Fahr.) gehen­den Wär­me mit erstaun­li­cher Gewalt zu ver­knal­len. Deß­halb muß die­ser Gold­kalk nur in frei­er Luft getrock­net, und weder im Mör­sel gerie­ben, noch in Fla­schen mit glä­ser­nen Stöp­seln auf­ge­ho­ben, noch sonst gequetscht wer­den. Am bes­ten nimmt man zum Nie­der­schla­ge ein ätzen­des Lau­gen­salz (kaus­ti­schen Sal­mi­ak­geist), weil ein etwa über­schüs­sig zuge­gos­se­nes mil­des Lau­gen­salz einen Theil des Prä­zi­pi­tats wie­der auf­löst. Wenn dieß zwei­deu­ti­ge Mit­tel Diens­te in Wech­sel­fie­bern, Hypo­chon­drie, Lei­bes­ver­stop­fun­gen, Kon­vul­sio­nen der Kin­der u.s.w. geleis­tet hat, so rühr­ten die­se Wir­kun­gen ver­muth­lich von einem zur Berei­tung genom­me­nen nicht ganz fei­nen Gol­de, d.i. dem dar­inn vor­han­de­nen Kup­fer her. Auch gegen das Oedem nach dem Schar­lach­fie­ber hat man sich­re­re Mittel.

Die noch allen­falls zuläs­si­ge Gold­tink­tur (aurum pota­bi­le) ent­steht, wenn man gegen einen Theil in Königs­was­ser auf­ge­lö­se­tes Gold sech­zehn Thei­le Vitriol­äther nimmt, bei­de Flüs­sig­kei­ten zusam­men­schüt­telt, und den gelb gefärb­ten Aether durch einen Schei­de­trich­ter abson­dert. Er hat den Gold­kalk aus dem Königs­was­ser an sich gezo­gen. Die­se Gold­tink­tur hat ihre herz­stär­ken­den Kräf­te, so wenig als die mit Ros-marin­öl berei­te­te, nicht vom Gol­de, wel­ches sich auch bald dar­aus in metal­li­scher Gestalt absondert.