Giftwütherich

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Gift­wüt­he­rich, Cicu­ta viro­sa, L. [Zorn pl. med. T. 466.] mit Blu­men­schir­men, den Blät­tern gegen über, und Blatt­stie­len mit häu­ti­ger, stump­fer Ein­fas­sung, eine drei bis vier Fuß hohe peren­ni­ren­de Pflan­ze an Grä­ben und Sümp­fen, wel­che im August blühet.

Das durch Trock­nen fast ganz geruch- und geschmack­los (unkräf­tig?) wer­den­de Kraut besitzt, wie die noch stär­ke­re, milchen­de, gerin­gel­te, an den Rin­gen rei­hen­wei­se mit rund­li­chen Punk­ten besetz­te Wur­zel (hb. rad. cicu­tae aqua­ti­cae, cicu­tae), vor­züg­lich gequetscht, einen durch­drin­gen­den, zwi­schen Gur­ken­dill und Sele­rie­ep­pich inne ste­hen­den Geruch und nicht unan­ge­neh­men peter­silg­ar­ti­gen Geschmack. In fri­schem Zustan­de ist die­ses Gewächs eins der gif­tigs­ten Deutsch­lands, und wird jetzt blos in einem Pflas­ter gegen ver­här­te­te Drü­sen angewendet.

Die Alten brauch­ten dieß Kraut frisch zer­quetscht gegen alle Arten von Ver­här­tun­gen der Drü­sen äußer­lich auf Kröp­fe, krebsich­te Brust­kno­ten, ja selbst auf eini­ge Krebs­ge­schwü­re, ver­här­te­te Milz und Leber, so wie auch in stro­phul­ö­sen Augen­ent­zün­dun­gen, auf Gicht­ge­schwüls­te (so wie noch jetzt in Kamt­schat­ka), und über­haupt wo Ent­zün­dun­gen zu stil­len waren. Zur Milch­zert­hei­lung auf die Brüs­te. Ver­steht sich, daß in allen die­sen Fäl­len Behut­sam­keit erfor­der­lich ist.

Die getrock­ne­te Wur­zel gaben eini­ge der ältern Aerz­te gegen Drü­sen­ver­här­tun­gen inner­lich, sogar gegen Ruhren. Was hie­von nach­zu­ah­men sei, wird die Nach­kom­men­schaft bestim­men; ich erin­ne­re, daß bei Berei­tung des Extrak­tes schon fast alle Kraft beim Sie­de­punk­te des Was­sers ver­lo­ren geht, und es daher erfor­der­lich Falls blos im kal­ten Luft­zu­ge berei­tet wer­den müs­se. Das bes­te Gegen­gift scheint ein wirk­sa­mes Brech­mit­tel, star­ker Kaf­fee, und zuletzt Wein zu seyn.