Gichtwurzzaunrebe, Bryonia alba, L. [Zorn pl. med. Tab. 415.] mit halbgetrennten Geschlechtern und handförmigen, auf beiden Seiten schwielig rauhen Blättern, ein perennirendes, die Zäune häufig umschlingendes Gewächs.
Die spindelförmige, an ihrer Spitze stumpfe, weiß-gilbliche Wurzel (rad. bryoniae) giebt frisch einen scharfen Milchsaft von sich, und hat einen widrigen Geruch, und ekelhaften, beißenden und etwas zusammenziehenden Geschmack; getrocknet aber ist sie mehlicht und an Geruch und Geschmack, so wie an Kräften, gelinder.
Diese in neuern Zeiten als unsicher (vielleicht mit Unrecht) vernachlässigte Wurzel ward in ältern Zeiten frisch, im Safte, als ein oben und unten stark abführendes Mittel, und zerquetscht äußerlich als ein Stockungen zertheilendes und Schmerz und Krampf stillendes, getrocknet aber als ein purgirendes und harntreibendes Mittel gebraucht, und verdient näher geprüft zu werden.
Sie enthält viel Eiweißstoff und Stärkemehl in ihrer Mischung; letzteres schieden die Alten als ein Setzmehl (fecula bryoniae) daraus ab, und schrieben ihm arzneiliche Wirkungen zu. Es wirkt aber, wohl abgewaschen, nicht anders als Weizenstärke, und ist eben so unarzneilich.
Die widrig riechenden und fade schmeckenden schwarzen Beeren (baccae bryoniae) sollen, so wie die jungen im Frühling genossenen Wurzelsprossen (turiones bryoniae) heftige Abführungsmittel abgeben.
Die Alten bedienten sich auch der andern ähnlichen Spezies, der Rothbeerzaunrebe, Bryonia dioica, L. [Jacquin flor. austr. Tab. 199.], welche eine innerlich buxbaumgelbe Wurzel, rothe Beere und ganz getrennte Geschlechter hat; aber seltner.