Athanor

Hahnemanns Apothekerlexikon
vorheriges KapitelZurückInhaltsverzeichnisWeiternächstes Kapitel

Atha­n­or, ist eine Art Ofen, des­sen Erfin­dung wir dem uner­müd­li­chen Flei­ße der übri­gens gemis­lei­te­ten alten Alche­mis­ten zu dan­ken haben. Sei­ne Abbil­dung habe ich im ers­ten Thei­le des Liqueur­fa­bri­kan­ten von Demachy auf­ge­nom­men. Es ist ein, gemei­nig­lich wal­zen­för­mi­ger, am bes­ten nach unten sich etwas erwei­tern­der hoh­ler mit toden Koh­len ange­füll­ter, oben mit einem pas­sen­den Deckel ver­schlos­se­ner Thurm von etwa 6 bis 10 Fuß Höhe, 1 und 11/​2 bis 2 Fuß Wei­te von Zie­gel­stei­nen auf­ge­führt, unten mit zwei ein­an­der gegen­über ste­hen­den Oef­nun­gen ver­se­hen, wovon eine die freie Luft ein­läßt, die and­re aber die Hit­ze durch ein Rohr unter eine Destil­lir­ge­räth­schaft, unter ein Was­ser- oder Sand­bad u.s.w. aus­führt. Gleich über bei­den untern Oef­nun­gen liegt ein eiser­ner Rost, über dem die ange­zün­de­ten Koh­len bren­nen, und so wie sie sich ver­zeh­ren, durch die von oben her­ab immer von selbst nie­der­sin­ken­den toden Koh­len ersetzt werden.

Die Oef­nung des Aschen­her­des, oder die erst gedach­te Oef­nung wird mit einem Schie­ber ver­wahrt, wodurch man den Luft­zu­gang ver­schie­dent­lich abän­dern, und so den Grad der Hit­ze, den man ver­langt, auf vie­le Stun­den, ja Tage lang genau bestim­men kann, ohne indeß viel Auf­sicht dar­über zu führen.

Man sieht, daß die­se Geräth­schaft im Gro­ßen genau das leis­tet, was ein Lam­pen­ofen im Klei­nen thut, und man wür­de daher bei beträcht­li­chen Arbei­ten, wo man eine immer glei­che, fest bestimm­te und sehr anhal­ten­de Hit­ze oder Wär­me braucht, die­se nicht all­zu kost­ba­re, aber lei­der ver­ges­se­ne Anstalt sehr bequem fin­den, bei all­mäh­li­gen Abdamp­fun­gen z.B. gewis­ser Extrak­te, bei gro­ßen Destil­la­tio­nen des Wein­geis­tes, des Aethers u.s.w. bei lang­wie­ri­gen Diges­tio­nen, bei Krystal­li­sa­tio­nen sol­cher Sal­ze, wel­che eine sehr all­mäh­li­ge Ver­damp­fung der Lau­ge ver­lan­gen, um gro­ße Krystal­le zu bil­den, z.B. des (Kup­fer­es­sig­s­al­zes) krystal­li­sir­ten Grün­spans, des Borax, des Kan­dis­zu­ckers u.s.w. bei all­mäh­li­gen Trock­nun­gen in der Wärm­stu­be (w.s.), bei der Ver­fer­ti­gung des vor sich ver­kalk­ten Queck­sil­bers und andern sehr wich­ti­gen und schwie­ri­gen Ope­ra­tio­nen mehr.