Anispimpinelle

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Anispim­pi­nel­le, Pim­pi­nella anis­um L. [Zorn pl. med. Tab. 128.] mit drei­spal­ti­gen, ein­ge­schnit­te­nen Wur­zel­blät­tern, ist ein ein­jäh­ri­ges, ursprüng­lich in Aegyp­ten und Syri­en ein­hei­mi­sches Kraut, wel­ches aber hie und da im tem­per­ir­ten Euro­pa häu­fig gebau­et wird; bei uns am häu­figs­ten um Erfurt und Magdeburg.

Die Samen (sem. anisi) sind etwas gestielt, läng­licht­rund, und weil gemei­nig­lich ihrer zwei zusam­men hän­gen, auf der einen Sei­te platt, und auf der andern bau­chig und gestreift. Sie sind grün­lich­gelb, von einem beson­dern ange­neh­men Geru­che, und einem süßen, gewürz­haf­ten, und hit­zi­gen Geschmack. Oft gie­bt man den etwas klei­nern gewürz­haf­ten Samen aus Ali­kan­te (anis­um alo­ni­en­se) vor jedem andern Anise den Vorzug.

Der Kern des Anis­sa­mens gie­bt ein aus­ge­preß­tes, grün­li­ches, ange­nehm rie­chen­des und süß schme­cken­des, leicht gerin­nen­des Oel, sechs bis neun Quent­chen aus dem Pfun­de; die Scha­len hin­ge­gen, vor­züg­lich aber die Frucht­de­cke (Anis­spreu) geben ein wei­ßes, nach und nach gilb­li­cher wer­den­des äthe­ri­sches Oel 1/​64 bis 1/​30 ihres Gewichts, wel­ches von 0, 987 ei-gent­hüm­li­cher Schwe­re, süß­mil­dem Geschma­cke, und von eig­nem, lieb­li­chen, durch­drin­gen­den, sehr anhal­ten­dem Geru­che ist. Gleich unter 50° Fahr. gerinnt es zu einer eis­ähn­li­chen spie­sich­ten Mas­se. Die häu­fi­ge Ver­fäl­schung des­sel­ben mit Baum­öl (oft zu glei­chen Thei­len) gerinnt nicht in die­ser gerin­gen Käl­te; vier Thei­le damit geschüt­tel­ter Wein­geist lösen das Anis­öl auf, das Baum­öl bleibt unauf­ge­löst, und wenn man das Gemisch durch ein mit Brannt­wein genetz­tes vor­her gewo­ge­nes Fil­trir­pa­pier gießt, so gie­bt der gewo­ge­ne Inhalt des Fil­t­rums das Gewicht des zur Ver­fäl­schung gebrauch­ten Baum­öls an.

Anis und Anis­öl wer­den (letz­te­res vor­züg­lich als Oel­zu­cker) in ver­schied­nen For­men gegen Blä­hungs­ko­li­ken von Ver­käl­tung und in Eng­brüs­tig­keit von zähem Schlei­me inner­lich gebraucht, aus­ser ihrer Anwen­dung als Gewürz in Spei­sen und Geträn­ken. Das Oel ins­be­son­de­re dient gegen Kop­f­un­ge­zie­fer, und soll, an den nöthi­gen Stel­len ein­ge­rie­ben, Harn und Blä­hun­gen trei­ben, auch Balg­ge­schwüls­te zert­hei­len. Vom aus­ge­preß­ten Oele wird kein Gebrauch mehr gemacht.

Der Anis gehört unter die vier gro­ßen erwär­men­den Samen.