Sennae fructus (Sennesfrüchte)

Erschei­nungs­da­tum Bun­des­an­zei­ger: 21.7.1993.,
Heft­num­mer: 133., ATC-Code: A06AB.
Mono­gra­phie BGA/​​BfArM (Kom­mis­si­on E)
Sennae folium (Sennesblätter)InhaltsverzeichnisSerpylli herba (Quendelkraut)














Bezeich­nung des Arzneimittels
Sen­nae fruc­tus acu­ti­fo­li­ae; Alexandriner-Sennesfrüchte;
Sen­nae fruc­tus angusti­fo­li­ae; Tinnevelly-Sennesfrüchte.

Wirk­sa­me Bestandteile
Alex­an­dri­ner-Sen­nes­früch­te, bestehend aus den getrock­ne­ten Früch­ten von Cas­sia sen­na LINNÉ (Cas­sia acu­ti­fo­lia DEL.) sowie deren Zube­rei­tung in wirk­sa­mer Dosierung.
Tinn­evel­ly-Sen­nes­früch­te, bestehend aus den getrock­ne­ten Früch­ten von Cas­sia angusti­fo­lia Vahl sowie deren Zube­rei­tun­gen in wirk­sa­mer Dosierung.
Aus­rei­chen­de phar­ma­ko­lo­gisch-toxi­ko­lo­gi­sche Unter­su­chun­gen lie­gen vor für Zube­rei­tun­gen mit einem Gehalt von 1,4 bis 3,5% Anthra­no­iden (berech­net als Sum­me der ein­zeln bestimm­ten Ver­bin­dun­gen), die rech­ne­risch 0,9–2,3% poten­ti­el­lem Rhein, 0,05–0,15% poten­ti­el­lem Aloe-Emo­din und 0,001–0,006% poten­ti­el­lem Emo­din ent­spre­chen. Die Dro­gen müs­sen dem gül­ti­gen Arz­nei­buch entsprechen.

Phar­ma­ko­lo­gi­sche Eigen­schaf­ten, Pharmakokinetik,
Toxikologie

1,8‑Dihydroxyanthracenderivate haben einen laxie­ren­den Effekt. Die­ser beruht bei den Sen­no­si­den bzw. ihrem akti­ven Meta­boli­ten im Dick­darm, Rhein­an­thron, vor­wie­gend auf einer Beein­flus­sung der Colon­moti­li­tät im Sin­ne einer Hem­mung der sta­tio­nä­ren und einer Sti­mu­lie­rung der pro­pul­si­ven Kon­trak­tio­nen. Dar­aus resul­tie­ren eine beschleu­nig­te Darm­pas­sa­ge und auf Grund der ver­kürz­ten Kon­takt­zeit eine Ver­min­de­rung der Flüs­sig­keits­re­sorp­ti­on. Zusätz­lich wer­den durch eine Sti­mu­lie­rung der akti­ven Chlo­rid­se­kre­ti­on Was­ser und Elek­tro­ly­te sezerniert.
Sys­te­ma­ti­sche Unter­su­chun­gen zur Kine­tik von Dro­gen­zu­be­rei­tun­gen feh­len, jedoch ist davon aus­zu­ge­hen, dass die in der Dro­ge ent­hal­te­nen Agly­ka bereits im obe­ren Dünn­darm resor­biert wer­den. Die β‑glykosidisch gebun­de­nen Gly­ko­si­de sind Pro­drugs, die im obe­ren Magen-Darm-Trakt weder gespal­ten noch resor­biert wer­den. Sie wer­den im Dick­darm durch bak­te­ri­el­le Enzy­me in Rhein­an­thron abge­baut. Rhein­an­thron ist der laxa­ti­ve Meta­bolit. Die sys­te­mi­sche Ver­füg­bar­keit von Rhein­an­thron ist sehr gering. Im Tier­ex­pe­ri­ment wer­den Im Urin 90%) wird in den Faeces an Darm­in­halt gebun­den und in Form von poly­me­ren Ver­bin­dun­gen ausgeschieden.
Akti­ve Meta­boli­ten, wie Rhein, gehen in gerin­gen Men­gen in die Mut­ter­milch über. Eine laxie­ren­de Wir­kung bei gestill­ten Säug­lin­gen wur­de nicht beob­ach­tet. Tier­ex­pe­ri­men­tell ist die Pla­zen­ta­gän­gig­keit von Rhein äußerst gering.
Dro­gen­zu­be­rei­tun­gen besit­zen, ver­mut­lich auf Grund des Gehal­tes an Agly­ka, eine höhe­re All­ge­mein­to­xi­zi­tät als die rei­nen Gly­ko­si­de. Ein Sen­nes­ex­trakt war in vitro muta­gen, die Rein­sub­stan­zen Sen­no­sid A, B waren nega­tiv. In-vivo-Unter­su­chun­gen zur Muta­ge­ni­tät mit einem defi­nier­ten Extrakt aus Sen­nes­früch­ten ver­lie­fen nega­tiv. Unter­sucht wur­den Zube­rei­tun­gen mit einem Gehalt von 1,4–3,5% Anthra­no­iden (berech­net als Sum­me der ein­zeln bestimm­ten Ver­bin­dun­gen), die rech­ne­risch 0,9–2,3% poten­ti­el­lem Rhein, 0,05–0,15% poten­ti­el­lem Aloe-Emo­din und 0,001–0,006% poten­ti­el­lem Emo­din ent­spre­chen. Für Aloe-Emo­din und Emo­din lie­gen teil­wei­se posi­ti­ve Befun­de vor. Unter­su­chun­gen zur Kan­ze­ro­ge­ni­tät lie­gen mit einer ange­rei­cher­ten Sen­no­sid­frak­ti­on vor, die etwa 40,8% Anthra­no­ide, davon 35% Gesamtsen­no­si­de (berech­net als Sum­me der ein­zeln bestimm­ten Ver­bin­dun­gen) ent­hält, ent­spre­chend ca. 25,2% rech­ne­risch ermit­tel­tem poten­ti­el­lem Gesamt­rhein, 2,3% poten­ti­el­lem Aloe-Emo­din und 0,007% poten­ti­el­lem Emo­din. Die geprüf­te Sub­stanz ent­hielt 142 ppm frei­es Aloe-Emo­din und 9 ppm frei­es Emo­din. In die­ser Stu­die an Rat­ten über 104 Wochen mit Dosen bis zu 25 mg/​kg KG wur­de kei­ne sub­stanz­be­ding­te Häu­fung Tumo­ren beobachtet.

Klinische Angaben

1. Anwen­dungs­ge­bie­te
Obstipation.

2. Gegen­an­zei­gen
Darm­ver­schluß, akut-ent­zünd­li­che Erkran­kun­gen des Dar­mes z.B. Mor­bus Crohn, Coli­tis ulce­ro­sa, Appen­di­zi­tis; abdo­mi­na­le Schmer­zen unbe­kann­ter Ursa­che. Kin­der unter 12 Jahren.

3. Neben­wir­kun­gen
In Ein­zel­fäl­len krampf­ar­ti­ge Magen-Darm-Beschwer­den. In die­sen Fäl­len ist eine Dosis­re­duk­ti­on erforderlich.
Bei chro­ni­schem Gebrauch/​Mißbrauch: Elek­tro­lyt­ver­lus­te, ins­be­son­de­re Kali­um­ver­lus­te, Albu­mi­n­urie und Häma­tu­rie; Pig­ment­ein­la­ge­rung in die Darm­schleim­haut (Pseu­do­me­la­no­sis coli), die jedoch harm­los ist und sich nach Abset­zen der Dro­ge in der Regel zurück­bil­det. Der Kali­um­ver­lust kann zu Stö­run­gen der Herz­funk­ti­on und zu Mus­kel­schwä­che füh­ren, ins­be­son­de­re bei gleich­zei­ti­ger Ein­nah­me von Herz­gly­ko­si­den, Diure­ti­ka und Nebennierenrindensteroiden.

4. Beson­de­re Vor­sichts­hin­wei­se für den Gebrauch:
Sti­mu­lie­ren­de Abführ­mit­tel dür­fen ohne ärzt­li­chen Rat nicht über län­ge­re Zeit­räu­me (mehr als 1 bis 2 Wochen) ein­ge­nom­men werden.

5. Ver­wen­dung bei Schwan­ger­schaft und Laktation
Das Prä­pa­rat soll­te im ers­ten Drit­tel der Schwan­ger­schaft nur dann ein­ge­setzt wer­den, wenn durch eine Ernäh­rungs­um­stel­lung oder Quell­stoff­prä­pa­ra­te kein the­ra­peu­ti­scher Effekt zu erzie­len ist.
Akti­ve Meta­boli­ten, wie Rhein, gehen in gerin­gen Men­gen in die Mut­ter­milch über. Eine laxie­ren­de Wir­kung bei gestill­ten Säug­lin­gen wur­de nicht beobachtet.

6. Medi­ka­men­tö­se und sons­ti­ge Wechselwirkungen
Bei chro­ni­schem Gebrauch/​Mißbrauch ist durch Kali­um­man­gel eine Ver­stär­kung der Herz­gly­ko­sid­wir­kung sowie eine Beein­flus­sung der Wir­kung von Anti­ar­rhyth­mi­ka mög­lich. Kali­um­ver­lus­te kön­nen durch Kom­bi­na­ti­on mit Thia­zid­di­ure­ti­ka, Neben­nie­ren­rin­dens­te­r­o­iden und Süß­holz­wur­zel ver­stärkt werden.

7. Dosie­rung und Art der Anwendung
Geschnit­te­ne Dro­ge, Dro­gen­pul­ver oder Tro­cken­ex­trak­te für Auf­güs­se, Abko­chun­gen oder Kalt­ma­zer­a­te. Flüs­si­ge oder fes­te Dar­rei­chungs­for­men zur Einnahme.
Soweit nicht anders verordnet:
20–30 mg Hydroxyanthracenderivate/​Tag, berech­net als Sen­no­sid B.
Die indi­vi­du­ell rich­ti­ge Dosie­rung ist die Gerings­te, die erfor­der­lich ist um einen weich­ge­form­ten Stuhl zu erhalten.
Hinweis:
Die Dar­rei­chungs­form soll­te auch eine gerin­ge­re als die übli­che Tages­do­sis erlauben.

8. Über­do­sie­rung
Elek­tro­lyt- und flüs­sig­keits­bi­lan­zie­ren­de Maßnahmen.

9. Beson­de­re Warnungen
Eine über die kurz dau­ern­de Anwen­dung hin­aus­ge­hen­de Ein­nah­me sti­mu­lie­ren­der Abführ­mit­tel kann zu einer Ver­stär­kung der Darm­träg­heit füh­ren. Das Prä­pa­rat soll­te nur dann ein­ge­setzt wer­den, wenn durch eine Ernäh­rungs­um­stel­lung oder Quell­stoff­prä­pa­ra­te kein the­ra­peu­ti­scher Effekt zu erzie­len ist.

10. Aus­wir­kun­gen auf Kraft­fah­rer und die Bedie­nung von Maschinen
Kei­ne bekannt.

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