Lesetipp: Schachtelhalm. Drachenmedizin aus der Urzeit

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© AT Verlag

Wer sich den Schach­tel­halm ein­mal genau anschaut, bekommt leicht eine Ahnung, war­um die Heil­pflan­ze eine uralte Über­le­bens­künst­le­rin ist. Für Gärt­ner ist sie ein Schre­cken, denn ihre schwar­zen Wur­zeln gra­ben sich tief in die Erde, sind kaum erkenn­bar. Die ober­ir­di­schen Tei­le bestehen aus har­ten Stän­geln, die in vie­le Seg­men­te unter­teilt sind. Ein jedes Seg­ment – wird es abge­bro­chen – und gelangt in die Erde kann wie­der zu einer Pflan­ze her­an­wach­sen. Natür­lich ver­mehrt sie sich auch noch über Spo­ren­flug. Einen Schachel­halm aus dem Gar­ten zu ver­ban­nen, bedeu­tet viel Mühe und Geduld. Des­halb hat unter ande­rem der Schach­tel­halm kei­nen guten Ruf. Dies möch­te die Autorin Mari­an­ne Ruoff mit ihrem Buch ändern. Denn Schach­tel­halm ist eine wich­ti­ge Heil­pflan­ze mit vie­len beson­de­ren Eigen­schaf­ten und Einsatzmöglichkeiten.

Der Schachtelhalm stammt aus dem Erdmittelalter

Um dem Schach­tel­halm näher zu kom­men und sei­ne Beson­der­heit zu erken­nen macht die Autorin einen Aus­flug in die Erd­ge­schich­te: Denn der Schachel­halm soll schon wäh­rend des Erd­mit­tel­al­ters, also vor 252 bis 66 Mil­lio­nen, exis­tiert haben. Unvor­stell­bar! Das Erd­mit­tel­al­ter wird in unter­schied­li­che Peri­oden ein­ge­teilt, in dem sich Dino­sau­ri­er ent­wi­ckel­ten, genau­so wie neu­ar­ti­ge Fau­na und Flo­ra. Doch waren die­se Ent­wick­lungs­pha­sen kei­nes­wegs sta­bil. Nach wie vor wird dar­über gerät­selt, war­um bei­spiels­wei­se die Dino­sau­ri­er aus­star­ben. All­ge­mein wird ange­nom­men, dass die stän­di­gen Ver­än­de­run­gen des Kli­mas wie Umwelt­be­din­gun­gen für Ent­wick­lung und Ster­ben von Pflan­zen wie Tie­ren sorg­ten. Der Schach­tel­halm jedoch pass­te sich ste­tig an und über­leb­te sämt­li­che Kata­stro­phen bis heute.

Sichere Bestimmung der Schachtelhalm-Arten

Ein wei­te­res Kapi­tel beschäf­tigt sich mit den unter­schied­li­chen Schach­tel­halm-Arten. Genaue Beschrei­bun­gen wer­den vor­ge­nom­men, damit Leser*innen in der Lage sind, eine ein­deu­ti­ge Bestim­mung vor­zu­neh­men. Ziel ist, das siche­re Bestim­men und Sam­meln von Schach­tel­halm-Arten. Zuletzt wird auf die Trock­nung oder Ver­ar­bei­tung der Heil­pflan­ze hingearbeitet.

Etwa die Hälf­te des Buches befasst sich mit den Ver­ar­bei­tungs- und Ein­satz­mög­lich­kei­ten. Schach­tel­halm ent­hält viel Kie­sel­säu­re, wes­halb die Heil­pflan­ze bei Ver­let­zun­gen, Wun­den, Haut­krank­hei­ten ein­ge­setzt wird. Die Heil­pflan­ze besitzt Gewe­be hei­len­de, ent­zün­dungs­hem­men­de, wund- und blut­stil­len­de Eigen­schaf­ten. Auch für den Auf­bau von Kno­chen, Seh­nen oder Zäh­nen ist sie wert­voll. Anti­oxi­da­tive und anti­all­er­ge­ne Wir­kun­gen könn­ten zukünf­tig von Inter­es­se sein.

Rezepte zum Nachmachen

Zuletzt trägt die Autorin Rezep­te zusam­men: Acker­schach­tel­halm-Umschlag bei Ekze­men, Juck­reiz, Haut­aus­schlag oder ein Acker­schach­tel­halm-Hand­bad zur Lin­de­rung der­sel­ben. Wie kön­nen Haut­be­schwer­den von Kin­dern oder z.B. eine Wickel­der­ma­ti­tis mit Schach­tel­halm beho­ben wer­den? Wun­den, Bla­sen, Quet­schun­gen, Ent­zün­dun­gen – dage­gen kann eine selbst­ge­mach­te Acker­schach­tel­halm-Crè­me ange­setzt wer­den. Auch bei Pro­ble­men mit Fuß­schweiß, Haar­aus­fall, brü­chi­ge Nägel kön­nen käuf­li­che Prä­pa­ra­te oder selbst her­ge­stell­te Mit­tel ein­ge­setzt werden.

Auf­grund der Detail­ge­nau­ig­keit der Rezep­te, gehe ich davon aus, dass sie ver­ständ­lich sind und gut nach­ge­macht wer­den kön­nen. Zuletzt trägt die Autorin noch wei­te­re Indi­ka­tio­nen zusam­men, bei denen Schach­tel­halm hilf­reich sein kann: Nie­ren-Bla­sen­pro­ble­me (Durch­spü­lungs­the­ra­pie), Bla­sen­ent­zün­dung, erschwer­tes Was­ser­las­sen, Bett­näs­sen, Pro­sta­ta­be­schwer­den, Magen-Darm-Krämp­fe, Durch­fall, Gicht, Rheu­ma und so wei­ter. Jeweils zu den Indi­ka­tio­nen wer­den Vor­schlä­ge zur Behand­lung geliefert.

Das zweit letz­te Kapi­tel ist Kos­me­tik­an­wen­dun­gen zum sel­ber machen gewid­met. Hier fin­den Leser*innen Rezep­te für die Her­stel­lung von mil­den, haut­be­ru­hi­gen­den Sei­fen, Gesichts­mas­ken, Crème-Deodorants.

Den Schluss bil­den Rezep­te für die Küche: Kalt­ge­trän­ke, Tees, die Her­stel­lung von Schach­tel­halm­pul­ver für eine mine­ra­li­en­rei­che Nah­rungs­er­gän­zung, Schach­tel­halm-Min­ze, grü­ne Scho­ko­la­de oder grü­nes Mar­zi­pan. Der Krea­ti­vi­tät sind fast kei­ne Gren­zen gesetzt. Offen bleibt die Fra­ge nach der Geschmacks­qua­li­tät: Bit­ter? Salzig?

Fazit

Wer sich den Schach­tel­halm zum Freund machen will, Pro­ble­me mit der Haut hat, wird in die­sem Buch zahl­rei­che Anre­gun­gen und Rezep­te finden.

Ruoff, Mari­an­ne: Schach­tel­halm. Dra­chen­me­di­zin aus der Urzeit. AT Ver­lag, Aar­au, Mün­chen, 2019. Gebun­den, 22 Euro. (Link Ama­zon)

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