Baldrian
Heilpflanzen haben heilsame Wirkungen. Wie diese funktionieren und welche Wirkstoffe beteiligt sind, ist oft nicht geklärt. Denn Heilpflanzen enthalten ein ganzes Bouquet an Inhaltsstoffen, die untereinander in feiner Abstimmung ihre wohltuenden Wirkungen entfalten. Heilkundlich oder medizinisch sind die Wirkstoffe der Heilpflanzen interessant. Die moderne Wissenschaft und Lehre von den zu Heilzwecken verwendeten Pflanzen bezieht sich gerne auf einen sogenannten Hauptwirkstoff. Doch dieser wissenschaftliche Ansatz wird in den letzten Jahren häufiger kritisiert. Wie schon erwähnt, enthalten Heilpflanzen viele pflanzliche Wirkstoffe, weshalb auch von Vielstoffgemischen gesprochen wird. Ob nun der Hauptwirkstoff der Heilpflanze derjenige, der wirksam ist oder der Hauptwirkstoff sich erst in Kombination mit den anderen Wirkstoffen als wirksam erweist – darüber scheiden sich die wissenschaftlichen Geister.
Heilpflanzen bilden im Laufe ihres Wachstums verschiedene Wirkstoffe oder Inhaltsstoffe aus, die sie speichern z.B. in den Blättern, Blüten oder in den Wurzeln. Im Nachfolgenden werden die bekanntesten und wichtigsten Wirkstoffe oder Inhaltsstoffe aufgeführt.
Alkaloide
Schlafmohn
Alkaloide sind weit verbreitete Naturstoffe. Sie kommen in Pflanzen vor allem in Nachtschatten‑, Mohn- und Hahnfußgewächsen oder Hülsenfrüchtlern vor. Alkaloide sind basisch reagierende, stickstoffhaltig Naturstoffe. Sie werden zum Teil als Arzneimittel verwendet, allerdings unter ärzlicher Kontrolle, da die meisten stark giftig wirken. Bekannte Therapeutika sind Morphin oder Codein zur Schmerzstillung. Atrophin wird bei Koliken oder in der Anästhesie verwendet. Nikotin ist ebenfalls alkaloidhaltig.
Bitterstoffe
Tausendgüldenkraut
Bitterstoffe sind die Inhaltsstoffe der Heilpflanzen, die bitter schmecken. Der Geschmack “Bitter” kann sich jedoch unterscheiden. Unterschieden wird zwischen den “reinen Bittermitteln” (Amara tonica), den Bittermitteln, die zum Beispiel noch ätherische Öle enthalten und deshalb angenehmer, also “bitter-aromatisch” schmecken (Amara aromatica) oder Bittermittel, die entweder ätherische Öle enthalten und oder noch scharfe Wirkstoffe ausbilden. Diese Bittermittel können also “bitter-scharf” (Amara acria) und oder “bitter-aromatisch” schmecken.
In den Küchen der Welt werden genau diese unterschiedliche Geschmacksmöglichkeiten sehr gezielt ausgesucht. Denn Bitterstoffe sind verdauungsfördernd und helfen zum Beispiel fette oder schlecht verdauliche Nahrungsstoffe besser zu verdauen. Bitterstoffe regen den Speichelfluss und/ oder die Bildung von Magensäften an. Sie wirken ebenso reflektorisch auf Galle und Leber. Bitterstoffe haben auch einen Einsatz-Bereich bei fehlendem Appetit. Oder bei Menschen, die lange krank waren, sich geschwächt fühlen oder an blutarmen, nervös-gereizten Zustände leiden – ihnen kann eine kurmäßige Einnahme von Bitterstoffen helfen, wieder zu gesunden.
Blühender Wermut
Der Einsatz von Bitterstoffen kann unterschiedliche Formen haben: Ein Apéritif ist ein Getränk, dass vor dem Essen eingenommen wird, um die Verdauung schon im Vorwege zu stimulieren. Viele Aperitifs haben eine alkoholische Grundlage wie Campari- oder Aperol-Variationen. Auch am Ende des Essens wird ein “Absacker” oder Verdauungsschnaps gerne getrunken. Bei den Verdauungsschnäpsen überwiegen Spirituosen oder Kräuterbitter. Bei letzterem gibt es eine große Auswahl wie Enzian, Wermut, Anis, Kümmel usw.
Wer keinen Alkohol mag oder verträgt, kann sich mit einem verdauungsförderlichen Tee helfen lassen wie z.B. einem Wermut-Tee oder Tausendgüldenkraut-Tee.
Bitterstoffe, so empfehlen Ernährungsexperten, sollten mit in die alltägliche Ernährung eingebaut werden. Es gibt bittere Nahrungsmittel wie Endiviansalat, Rosenkohl, Wirsing, Artischocke, Kerbel oder Koriander. Diese Gemüsen, Salate oder Gewürze bringen schon beim Essen die Verdauung auf Trab.
Autorin
• Marion Kaden, Heilpflanzen-Welt (2018).