Medizin-Nobelpreis: Beifuß-Artemisinin gegen Malaria

Bei­fuß (Arte­mi­sia offi­ci­na­lis)

Die dies­jäh­ri­ge Aus­lo­bung des Medi­zin-Nobel­prei­ses ist in vie­ler­lei Hin­sicht bemer­kens­wert: Zum ers­ten Mal ist der Wirk­stoff einer Heil­pflan­ze – Bei­fuß (iso­lier­tes Arte­mi­si­nin) – Gegen­stand der Ehrung. Und: Der Preis wur­de von der Chi­ne­sin Dr. You You Tu gewon­nen, die uraltes Wis­sen der natur­heil­kund­li­chen Chi­ne­si­schen Tra­di­tio­nel­len Medi­zin (TCM) ver­wen­de­te, um schließ­lich ein Mit­tel gegen Mala­ria zu finden.

Dr. You You Tu, 84, ist die zwölf­te Frau welt­weit, die einen Nobel­preis gewinnt (von 573 bis­her ver­ge­be­nen). Zudem wur­de erst­ma­lig eine Bür­ge­rin aus der Volks­re­pu­blik Chi­na nomi­niert. Tu teilt sich den Medi­zin-Nobel­preis 2015, mit dem Iren Wil­liam C. Cam­pell und dem Japa­ner Sato­shi Omu­ra, die sich eben­falls um die Behand­lung von para­si­tär beding­ten Krank­hei­ten ver­dient gemacht haben.

Die welt­wei­te Suche nach Mala­ria-Mit­teln währt schon Jahr­tau­sen­de. In Chi­na beauf­trag­te Mao Ze Dong (1893–1976), ers­ter Staats­prä­si­dent der Volks­re­pu­blik Chi­nas, sei­ne Wis­sen­schaft­ler nach einem Heil­mit­tel zu suchen. Tu, die aus­ge­zeich­ne­te Kennt­nis­se in alter, chi­ne­si­scher Lite­ra­tur haben muss, führ­te zunächst eine Lite­ra­tur­re­cher­che durch. Grund­la­ge bil­de­te die jahr­tau­send­al­te Lite­ra­tur der tra­di­tio­nel­len chi­ne­si­schen Medi­zin, die auf Beob­ach­tun­gen, Beschrei­bun­gen der chi­ne­si­schen Ärz­te basiert und auch Rezep­tu­ren ent­hält. Bei­fuß, eine alte scha­ma­ni­sche Heil­pflan­ze, wur­de von Tu als erfolg­ver­spre­chends­te Kan­di­da­tin für wei­te­re For­schun­gen aus­er­ko­ren. In den 70iger Jah­ren wur­de am ein­jäh­ri­gen Bei­fuß (Arte­mi­sia annua) und sei­nen Extrak­ten inten­siv geforscht. Zuletzt iso­lier­te die chi­ne­si­sche Wis­sen­schaft­le­rin den Wirk­stoff Arte­mi­si­nin. Ein Medi­ka­ment wur­de dar­aus ent­wi­ckelt, wel­ches Tu 1981 der WHO (World Health Orga­niza­ti­on) vor­stell­te. Erst zehn Jah­re spä­ter konn­te Tu Ver­ant­wort­li­che der WHO vom Arte­mi­si­nin über­zeu­gen, wel­ches mitt­ler­wei­le durch lang­jäh­ri­gen Ein­satz in den Mala­ria­ge­bie­ten Süd­ost­asi­ens Wir­kung gezeigt hatte.

In Chi­na wur­de die 84-Jäh­ri­ge natür­lich auch gefei­ert: Denn zum ers­ten Mal seit 1901 wur­de vom euro­zen­tris­tisch ori­en­tier­ten Nobel-Komi­tee über­haupt eine Bür­ge­rin aus Chi­na für ihre Ver­diens­te gewür­digt. Für die TCM könn­te der Preis mög­li­cher­wei­se etwas Posi­ti­ves im Lan­de selbst bewir­ken: Denn im Reich der Mit­te hat die west­li­che Schul­me­di­zin die TCM längst in eine Nische gedrängt. Tus Nobel­preis hat nach­denk­li­che Jour­na­lis­ten dazu ange­regt, die hei­mi­sche TCM mit ihren heil­pflanz­li­chen Mög­lich­kei­ten wie­der in den Focus zu rücken. Viel­leicht bekom­men TCM-Wis­sen­schaft­ler nun mehr Chan­cen, wei­te­re Geheim­nis­se der reich­hal­ti­gen TCM-Kräu­ter-Apo­the­ke zu lüften.Laut der WHO erkran­ken welt­weit 219 Mil­lio­nen Men­schen welt­weit an Mala­ria. 1.800 Men­schen ster­ben täg­lich an die­ser Erkran­kung, für wel­che es bis­her kein wirk­sa­mes Medi­ka­ment gab. Nun besteht Hoff­nung vor allem für Men­schen aus Afri­ka, Bewoh­nern tro­pi­scher wie sub­tro­pi­schen Regio­nen der Welt, wo die nacht­ak­ti­ven Anophe­les-Mücken (Plas­mo­di­en) vorkommen.

Von Rei­sen aus tro­pi­schen oder sub­tro­pi­schen Län­dern kön­nen Urlau­ber Mala­ria mit nach Hau­se brin­gen. Die Infek­ti­on wer­den durch nacht­ak­ti­ve Anophe­­les-Mücken ver­ur­sacht. Es gibt ver­schie­de­ne For­men der Mala­ria. Die Aus­bruchs­zeit nach der Infek­ti­on dau­ert zwi­schen frü­hes­tens 6 Tagen bis zu meh­re­re Mona­te. Tro­pen­me­di­zi­ner raten sogar dazu, selbst nach 2 Jah­ren bei auf­tre­ten­den Sym­pto­men wie Fie­ber, Schüt­tel­frost, Kopf- und Glie­der­schmer­zen, even­tu­ell Erbre­chen (sel­ten Durch­fall) an eine Mala­ria-Erkran­­kung zu den­ken. Der Haus­arzt soll­te infor­miert wer­den und ent­spre­chen­de Unter­su­chun­gen ein­lei­ten. Mala­ria, recht­zei­tig erkannt, ist heilbar.

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