Besonders teuer: Neroli-Öl
Bei der Aromatherapie wird auf die ätherischen Öle von Heilpflanzen gesetzt. Die Kunst ist, dem Wesen der Heilpflanze näher zu kommen, und sie dann therapeutisch richtig einzusetzen.
Wir machen täglich Erfahrungen mit Düften. Natürliche Düfte von Rosen, Lavendel oder einer frisch gemähten Heuwiese können Wohlbehagen oder Freude auslösen. Jeder Mensch hat auch schon einmal erlebt, dass ein Duft (zum Beispiel von frisch gebackenem Hefekuchen) eine längst vergessen geglaubte Kindheitserinnerung schlagartig wieder ins Gedächtnis bringt. Dagegen kann ein zu stark aufgetragenes Parfüm ins Gegenteil umschlagen und Ablehnung, Unbehagen oder Ekel auslösen.
Düfte (oder Gerüche) beeinflussen uns auf unbewusste Weise. Wissenschaftler nehmen an, dass Düfte über das Riechzentrum zum limbischen System gelangen. Dies ist ein Teil des Gehirns, welches für die Gefühle zuständig sein soll. Da das Wissen über unser Gehirn als wenig gesichert gilt, wird über dieses komplexe System weiterhin spekuliert. Die meisten Wissenschaftler nehmen jedoch an, dass Sympathie, Antipathie, sexuelles Verlangen, Erinnerungen, Schmerzwahrnehmungen oder – Erinnerungen über das limbische System beeinflusst werden können.
Bei der Aromatherapie bilden ätherische Öle von Heilpflanzen die Grundlage der Therapie. Wichtig: Es dürfen tatsächlich nur echte (keine synthetischen) ätherische Öle von Heilpflanzen Verwendung finden. Denn nur diese können auf Körper, Seele oder Geist des Menschen wohltuend oder heilsam einwirken.
Aromatherapie heilt
Die Aromatherapie ist Bestandteil der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde). Professionell arbeitende Aromatherapeuten verwenden die ätherischen Öle von Heilpflanzen zur Behandlung von Krankheiten. Da bei der Aromatherapie eine enge Verbindung zu den Gefühlen oder Erinnerungen (limbisches System, siehe oben) hergestellt werden kann, wird sie auch zur Unterstützung zum Beispiel in der psychosomatischen Medizin oder in der Psychotherapie eingesetzt.
Für Zuhause geeignet
Lavendelblüten
Das Gute an der Aromatherapie: Sie eignet sich auch zum Einsatz für Zuhause. Wer Freunde und Interesse daran hat, kann sich entsprechendes Wissen aneignen. Dazu gehört zum einen Lesen von entsprechenden Fachbüchern, zum anderen Experimentierfreude. Denn schließlich wirkt jede Heilpflanze anders. In Fachbüchern ist nachzulesen, wann welche Heilpflanze einzusetzen ist. Doch es kann auch persönliche Unterschiede in der Wirkweise bei Menschen geben. Am besten ist es, wenn Interessierte beim Experimentieren mit sich selbst beginnen, bevor die Öle bei anderen eingesetzt werden. Fragen stellen sich wie:
– Welche Wirkung lässt sich mit wieviel Öl erreichen?
– Gibt es Wirkunterschiede beim Einsatz von besonders wenigem/ vielem Öl?
– Gibt es Öle, die manche Menschen nicht vertragen? Und warum ist das möglicherweise so?
Die Kunst ist, dem Wesen der Heilpflanze und ihren Möglichkeiten näher zu kommen. Dazu bedarf es Übung, genaues Hinschauen und ‑Fühlen. Notizen über die Mischungsverhältnisse oder Erfahrungen können helfen – es kann nämlich auch leicht etwas Wichtiges in Vergessenheit geraten.
Und: Für die Aromatherapie gilt das Gleiche wie für einen Garten. Dieser kann auch nicht innerhalb eines Monats zufriedenstellend beackert werden. Statt dessen wächst und gedeiht er mit Geduld und mit einem langfristig angelegtem Plan.
Das gleiche gilt für die Aromatherapie. Um sich nicht in der Überzahl von Möglichkeiten zu verlieren, könnten sich eigene Vorlieben (welche Pflanze/ Duft liegt mir am nächsten) eignen, um mit dem Ausprobieren zu beginnen. Lieber mit zwei Ölen/ Heilpflanzen anfangen und dann schrittweise die Erfahrungen auf andere ätherische Öle ausweiten. Diese Herangehensweise ist auch besser für das Portemonnaie: Denn echte ätherische Öle sind teuer.
Echte und unechte Öe unterscheiden
Die echte Aromatherapie hat es schwer heutzutage. Denn viele Betreiber von Wellness-Hotels lassen in ihren obligatorischen Spa-Abteilungen wohlriechende Essenzen einsetzen. Wohl wissend, dass sich über angenehme Düfte Entspannung, Belebung oder der Charme des Teuren, Kostbaren verbreiten lässt. Doch Vorsicht: Nicht jede wohlriechende Essenz ist auch wirklich auf natürlicher Basis hergestellt. Natürliche Öle werden aufwändig hergestellt und sind entsprechend teuer – oft zu teuer für Spa-Bereiche.
Aromatherapie im Alltag
Rosenblätter
Warum künstliche, stark riechende Badesalze – oder Öle verwenden? Manchmal bedarf es einer Umgewöhnung, um auf den seifigen, synthetischen Schaum zu verzichten. Doch: Probieren Sie einmal aus, echtes ätherisches Öl in die Wanne zu geben (10–15 Tropfen auf eine dreiviertel Wanne). Sie werden bemerken, dass sich die Duftqualität stark unterscheidet. Und: Auch die therapeutische Wirkung ist eine völlig andere. Es ist eben doch ein Unterschied, ob das ätherische Öl aus echtem oder künstlichem Lavendel hergestellt wurde. Wichtig: Bäder mit echten ätherischen Ölen dürfen nur eine viertel Stunde andauern, die Wassertemperatur sollte nicht 36 Grad übersteigen. Diese Form der Bäder sind eher medizinischer Natur. Deshalb: Anschließend mindestens eine halbe Stunde ruhen oder gleich ins Bett gehen, um zu schlafen.
Hautöle können ganz leicht selbst hergestellt werden. Grundlage bilden ein gutes Mandel- oder Sonnenblumenöl. Vor einer Massage wird eine Handvoll (zwei Fingerhüte voller Mandelöl) dazu noch 10 Tropfen eines ätherischen Öls hinzugegeben. Das ganze vorher leicht verrühren und dann auf der Haut verteilen.
Natürliche ätherische Öe haben ihren Preis
Bei der Herstellung der ätherischen Öle werden die verschiedenen Teile der Pflanzen verarbeitet: Blüten, Blätter, Rinde, Wurzeln oder Fruchtschalen oder Früchte können destilliert werden. Die Herstellung von ätherischen Ölen hat eine lange Tradition und ist bis heute aufwändig und kostenintensiv. Denn große Teile des Herstellungsprozesses sind nach wie vor mit Handarbeit verbunden wie das Sammeln der kostbaren, empfindlichen Blüten beispielsweise. Zur Herstellung gehört außerdem Spezialwissen: Schon alleine der genaue Erntezeitpunkt wie zum Beispiel vollaufgeblühte Blüten zur Mittagszeit kann für die Qualität ausschlaggebend sein. Aber auch die Verarbeitungsprozesse, ihre Genauigkeit oder Reinheit, sind ebenfalls maßgeblich für hochwertige ätherische Öle. Ätherische Öle haben deshalb immer ihren Preis – aber es lohnt sich!
Autorin
• Marion Kaden, Heilpflanzen-Welt (2012).
weitere Infos
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