Pfefferminz-Pflanzen zum Trocknen
Die Pfefferminze wächst in jedem Garten. Am liebsten mag sie Moor- und tonigen Kalkboden und ist dann besonders ertragreich. Die Pflanze wird 30–80 cm hoch. Charakteristisch sind ihre vierkantigen Stängel und die länglich-elliptisch, schmaler werdenden und am Rand grob gezahnten Blätter. Die rosaroten Blüten stehen in oftmals unterteilten, ährenartigen Blütenständen. Die heutige Minzart, so sind sich die meisten Autoren älterer pharmakologischer Literatur einig [1], stammt von einem in England aufgetreten Bastard ab. Seither wird die Kreuzung aus Mentha crispa und Mentha aquatica kultiviert. “Die Pfefferminze ist außerordentlich pflegeleicht”, sagt Stefano Airoldi, eidgeprüfter Dipl. Pharmaberater, Kräuter-Pfarrer Künzle AG, Quartino, “sie kann sich jedoch wie Unkraut verbreiten, wenn sie nicht konsequent auf eine Fläche begrenzt wird”. Die Pfefferminze bildet zahlreiche unter- und oberirdische Ausläufer. Wobei nur die unterirdischen der Vermehrung dienen. “Die Wurzeln sind zum Teil tiefer als 20 cm und immer auf der Suche nach Wasser. Sobald sich Ableger in entfernteren Gebieten des Gartens zeigen, müssen diese sofort radikal entfernt werden”, so Airoldi. Auch eine tägliche, gute Bewässerung der Pfefferminze in trockenen Zeiten kann helfen, dass sie sich nicht übermäßig verbreitet. Wie viel von der Pflanze angebaut werden muss, hängt vom Bedarf ab. Für gelegentliches Würzen oder frischen, aromatischen Tee reicht etwa eine Fläche von einem Quadratmeter. Soll ein eigener Wintervorrat angelegt werden, kann eine einfache Rechnung helfen, den Aufwand zu ermitteln: Um 200 Gramm Tee zu erhalten, muss ein Kilo frischer Pfefferminz-Blätter geerntet und getrocknet werden.
Sammeln für den Hausgebrauch:
Pfefferminz-Blätter können durch Trocknen gut konserviert werden. Die Zeit kurz vor der Blüte ist für das Pflücken von einwandfreien Blättern am besten geeignet. In dieser Zeit enthalten sie die meisten ätherischen Inhaltstoffe. Ein sonniger Sommertag – der Morgentau sollte längst getrocknet sein – ist ebenfalls wichtig. Denn: Feuchtigkeit, die beispielsweise durch Regen, vorheriges Begießen in die Blätter eingezogen ist, verzögert den Trocknungsprozess und kann Schimmelpilz bewirken. Die geernteten Blätter werden an einem trockenen Ort, auf sauberer Unterlage, sorgfältig ausgebreitet. Die langsame Trocknung ist schonend und am umweltfreundlichsten. Lassen sich die Blätter knisternd zwischen den Fingern zerreiben, werden sie in dunkle Gläser umgefüllt. Sie halten etwa ein Jahr.
Nicht alles ist gesund
Kräftig im Wuchs wie Geschmack
“Pfefferminze kann eine faszinierende Welt eröffnen”, so Airoldi, “mittlerweile gibt es allein in unseren Breitengraden 40 verschiedene Kultivare mit unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen wie Zitrone, Melone – es ist für jeden etwas dabei”. Was für Gartenfreunde noch wichtig ist: Die Minze verkümmert außerordentlich rasch, und der medizinisch wirksame Mentholgehalt lässt schnell nach. Soll die Wirkung erhalten bleiben, muss Pfefferminze spätestens alle zwei Jahre umgepflanzt werden. Zu beachten ist auch, dass sie gerne vom Rostpilz Puccinia menthae befallen wird. Der Bestand kann erkranken und sogar zerstört werden. Der Pilz reduziert außerdem den Gehalt des ätherischen Öls bis zu 60 Prozent. Für den Biogärtner gibt es bisher keine bewilligten Mittel gegen Rostpilz. “Die einzige Möglichkeit ist, die Pflanzen im Winter radikal herunter zu schneiden und damit den Wachstums-Zyklus des Pilzes zu unterbrechen”, so Airoldi. Und: “Es gibt zwar keine Studien, wie sich Rostpilz auf die Gesundheit des Menschens auswirkt, doch er enthält Gifte”, sagt Airoldi. Um sicher zu gehen, empfiehlt der Experte beim Sammeln der Blätter nur grüne, einwandfreie und keine braun gefleckten Blätter für den Küchengebrauch und/ oder zum Trocknen für den Tee zu verwenden.
Getrocknete Pfefferminzblätter müssen wegen der ätherischen Anteile lichtgeschützt und trocken aufbewahrt werden. Am besten eignen sich dunkelbraune Gläser. Kunststoffbehälter sind ungeeignet: Die Weichmacher des Plastikmaterials absorbieren ätherisches Öl, dadurch wird die Wirkung gemindert.
Je sonniger, desto besser
Vorbereitung zur Trocknung
Pfefferminze und viele andere eng verwandte Minzarten finden weltweit kulinarischen Einsatz: In der englischen Küche ist Pfefferminze nicht wegzudenken und gilt neben Thymian als wichtigstes Gewürzkraut. Die Türken schätzen sie als frische Joghurt-Beigabe. In Thailand ist Minze, die dort allerdings einen milderen Geschmack hat, als Gewürz für Fischsuppen oder Hühnergerichten beliebt. Die unterschiedlichen Arten variieren in Geschmack und Schärfe – je nach Gehalt des Menthols. Das ätherische Öl der Pfefferminze besteht hauptsächlich aus Menthol (bis zu 50%), Menthon (10–30%) und Menthylacetat. Menthol und Menthylacetat sind für den erfrischenden und scharfen Geschmack verantwortlich. Beide Ölbestandteile finden sich vor allem in älteren Blättern und werden dort mit Hilfe von Sonneneinstrahlung gebildet. Je intensiver und länger diese ist, desto höher ist der Gehalt des ätherischen Öls – deshalb schmecken und riechen Pfefferminz-Arten aus den südlichen Ländern auch viel intensiver als in nördlichen Breitengraden.
Die Arzneipflanze
Wird die Arzneipflanze betrachtet, geht es ausschließlich um die Pfefferminzblätter (Menthae piperitae folium) und das daraus gewonnene Öl. Wie schon erwähnt, enthält es hauptsächlich ätherisches Öl, Flavonoide und Lamiaceen-Gerbstoffe (darunter Rosmarinsäure). Ihr Wirkspektrum ist fast unschlagbar: Die Inhaltstoffe der Blätter wirken krampflösend, deshalb wird Pfefferminz-Tee bei krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Bereich und der Gallenblase eingesetzt. Es heißt beispielsweise bei Pahlow, einem Heilpflanzen-Experten und Apotheker: “Pfefferminz-Tee ist ein überzeugendes Magenmittel… Mit einer einzigen Tasse Pfefferminz-Tee, langsam, schluckweise und mäßig warm getrunken, kann man sehr häufig eine sofortige Wirkung erzielen” [2]. Der krampflösende Effekt wird durch das Menthol ausgelöst, das direkt auf die glatte Muskulatur des Magendarmtrakts wirkt. Menthol hat außerdem einen antiseptischen Effekt, hindert also Bakterien oder Pilze am Wachstum. Deshalb ist kalter Pfefferminz-Tee geeignet, um Entzündungen im Mund (Zahnfleischentzündungen) schneller abheilen zu lassen. Die blähungstreibende Wirkung befreit von quälenden Bauchschmerzen, die durch Blähungen verursacht werden. Der Tee regt außerdem die Magensaftsekretion an, beschleunigt die Magenentleerung oder ist gut für Kinder, die an Appetitlosigkeit leiden. Achtung: Nur Menschen mit chronischen Magenbeschwerden wird von zuviel Pfefferminztee abgeraten: Der Menthol-Gehalt wirkt sich zu stark auf die angegriffenen Magenschleimhäute aus. Viel verträglicher ist hier eine Mischung aus Pfefferminze und Kamille im Verhältnis 1:1.
Dosierung und Art der Anwendung:
1–2 Teelöffel lose Pfefferminz-Blätter (oder 1 Teebeutel) werden mit kochendem Wasser (ca. 250 ml) übergossen, bedeckt etwa 10 Minuten ziehen gelassen und dann durch ein Teesieb gegeben. Soweit nicht anders verordnet, entweder bei Bedarf oder regelmäßig über einige Tage morgens und abends jeweils eine Tasse Tee trinken.
Bei Entzündungen im Mund: Mit abgekühltem Tee jeweils nach dem Essen zwei bis drei Mal den Mund gründlich spülen. Oder bei Bedarf häufiger. [3]
Das Öl – äußere Anwendung
Das Pfefferminz-Öl (Menthae piperitae aetheroleum) wird mit Hilfe von Wasserdampf aus den Pflanzenblättern gewonnen. Die konzentrierte Form des Menthols hilft hervorragend bei Gelenk- und v. a. Spannungskopfschmerzen. Studien belegen, dass es bei Spannungskopfschmerzen durch einen schmerzlindernden Effekt zur Entspannung kommt: Der Teufelskreis Kopfschmerzen – Anspannung – noch größere Kopfschmerzen wird durchbrochen. Die Kälterezeptoren der Haut werden durch das Öl angeregt, und die Weiterleitung des Kältereizes führt zur Blockade der Schmerzleitung des Körpers, so vermuten Wissenschaftler. Eine andere, diesmal durchblutungsfördernde Wirkung haben schon viele erfahren: Nackenschmerzen beispielsweise, die durch Anspannung entstanden sind, können durch eine leichte Massage gelindert oder sogar behoben werden. Werden die schmerzenden Partien außerdem noch mit ein wenig Öl eingerieben, reagiert die Haut mit Rötung und fühlt sich erwärmt an. Das Menthol fördert die Durchblutung, die sich wohltuend, muskelentspannend und damit schmerzlindernd auswirkt.
Gegen Erkältungen
Der sekretfördernder Effekt ist ebenfalls vielen bekannt: Präparate mit ätherischen Pfefferminz-Ölanteilen sind gebräuchlich als Salben gegen Erkältungen, Husten oder Bronchitis (z.B. Bronchoforton N). Erwachsene können schnelle Hilfe bei akuten Atembeschwerden und verstopfter Nase bekommen: Das Inhalalieren über einer Schüssel mit heißem Wasser und nur einem Tropfen Pfefferminz-Öl (z.B. Japanisches Pfefferminz Oel Dr. Dünner) befreit die Nase im Nu. Die Wirkung wird durch das hochkonzentrierte Menthol ausgelöst: Es wirkt sich lähmend auf die feinen Wimpernhärchen der Nasenschleimhäute aus, damit können sie ihre Aufgabe, den Nasenschleim in Richtung des Rachenraums zu transportieren, kurzfristig nicht mehr durchführen. Aus diesem Grunde dürfen Pfefferminzöle (oder hochkonzentrierte ‑Salben) weder bei Kleinkindern noch Säuglingen eingesetzt werden. Ein Einreiben im Bereich des Gesichts, speziell der Nase oder großflächig auf Brust und Rücken könnte sich lähmend auf die Atmung der Säuglinge und somit tödlich wirken!
Für die Hausapotheke geeignet
Bei diesem Wirkspektrum ist eindeutig, warum Pfefferminze in vielen Hausapotheken zu finden ist. Wie bei allen Heilkräutern schwanken die Inhaltstoffe je nach Anbaugebiet, Sorte, Erntezeit und Herkunft erheblich. Experten raten deshalb, wenn Pfefferminze eine heilende Wirkung haben soll, zum Kauf von Tees, Dragees, Tabletten oder Ölen mit “Arzneibuchqualität”, d. h. aus der Apotheke. Diese Waren unterliegen strengen Qualitätskriterien bezüglich Zusammensetzung der Inhaltstoffe (Anteile der ätherischen Öle, Gerbstoffe, Schadstoffen wie Pestiziden). Produkte – aus Supermärkten oder Drogerien unterliegen diesen Qualitätskriterien nicht. Die Inhaltsstoffe der Tees oder Dragees sind oft viel geringer und haben deswegen auch keine medizinale Wirkung.
Zukunft der Heilpflanze gesichert
Während viele Pflanzen der Naturheilkunde wegen der angeblich ’nicht nachweisbaren Wirkung’ in der Schulmedizin wenig Beachtung finden, hat die Pfefferminze einen unangefochtenen Stand. Die Studienlage ist beeindruckend. Unter dem englischen Stichwort “peppermint” werden bei einer Internetrecherche bei der international renommierten “National Library of Medicine” (größte Bibliothek der Medizin/USA, www.ncbi.nih.gov) etwa 300 Studien bzw. Untersuchungen aufgeführt. Allein im letzten Jahr hat es Studien mit Aufsehen erregenden Ergebnissen gegeben – hier nur ein Beispiel:
Hoffnung bei chronischem Herpes
Blühende Pfefferminz-Pflanzen
Wissenschaftler vom Hygiene-Institut der Universität Heidelberg fanden heraus, dass Pfefferminzöl virushemmende Eigenschaften bei den beiden Herpes-simplex-Virus-Haupttypen (HSV 1 und HSV 2) hat. Höhere Konzentrationen des Pfefferminzöls verringerten die Viruskonzentration im Nährmedium um mehr als 90 Prozent. Die virushemmende Wirkung entfaltet sich dabei zeitabhängig und erreichte drei Stunden nach Beginn der Inkubation eine Virusabtötungsrate von etwa 99%. Um den Zeitpunkt der höchsten infektionshemmenden Wirkung von Pfefferminzöl zu bestimmen, wurden die im Versuchsansatz verwendeten Testzellen zu verschiedenen Zeitpunkten der Virusinfektion dem ätherischen Öl ausgesetzt. Die Wissenschaftler entdeckten dabei, dass Pfefferminzöl besonders intensiv die “Anheftung” der Viren an die zu infizierenden Wirtszellen behindert, während es nach der “Aufnahme der Viren” in die Zellen kaum noch eine Wirkung entfaltet. Diese Entdeckung könnte interessante Konsequenzen haben: Da das Öl “fett-liebend” ist, dringt es rasch und leicht in die Haut ein und könnte so als virushemmendes Medikament bei “chronisch-wiederkehrenden” Herpesinfektionen von Haut oder Schleimhaut bedeutsam werden. Vor allem, indem es die weitere Ausbreitung eines gerade beginnenden Herpes “verhindert”. Ähnlich wie dies einige auf dem Markt erhältliche virushemmende Substanzen auch tun. Gegen diese haben HSV-Viren jedoch schon nach wenigen Jahren Anwendung “Unempfindlichkeiten” (Resistenzen) entwickelt. Pfefferminzöl entfaltet, so die Heidelberger Forscher, aber sogar bei solchen Resistenzen seine kräftige virushemmende Wirkung [4].
Autorin
• Marion Kaden, Natürlich (2006).
Quellen
[1] Madaus, Gerhard: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Georg Thieme Verlag, Leipzig.
[2] Pahlow, M.: Das große Buch der Heilpflanzen, Gräfe & Unzer Verlag, München 1993.
[3] Schilcher, H.: Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer Verlag, München 2000.
[4] Schuhmacher A, Reichling J, Schnitzler P: Virucidal effect of peppermint oil on the enveloped viruses herpes simplex virus type 1 and type 2 in vitro. Phytomedicine. 2003;10(6–7):504–10.