Lesetipp: Naturwerkstatt Wald

Spa­zie­ren gehen im Wald, den Geräu­schen lau­schen, den Vögeln zuhö­ren – das kann für Erwach­se­ne erhol­sam sein. Ganz anders bei Kin­dern: Man­che haben kei­ne Lust, dort her­um­zu­lau­fen. Oder sie fin­den es lang­wei­lig. Wie kön­nen Kin­der also an den Wald und sei­ne wun­der­ba­ren Geheim­nis­se her­an­ge­führt werden?

In dem Buch “Natur­werk­statt Wald” kön­nen Erwach­se­ne Anre­gun­gen fin­den. Die bei­den Autorin­nen haben eine jah­res­zeit­li­che Ein­tei­lung vor­ge­nom­men. Was lässt sich also im Früh­jahr, Som­mer, Herbst und Win­ter im Wald ent­de­cken? Im Früh­ling kön­nen die ers­ten zar­ten Pflänz­chen beob­ach­tet oder sogar geges­sen wer­den, wie zum Bei­spiel Pfann­ku­chen mit Brenn­nes­seln und Gän­se­blüm­chen. Im Herbst las­sen sich Gips­ab­drü­cke von Tie­ren machen. Sicher­lich eine gute Idee. Doch die Umset­zung ist nicht ganz ein­fach: Denn der Gips muss zuhau­se vor­be­rei­tet wer­den, um ihn dann im Wald in die Fuß­spu­ren von Wild­schwein oder Reh zu gie­ßen. Die Wald­we­ge dür­fen nicht zu feucht sein (auch darf sich kein Regen­was­ser dar­in gesam­melt haben). Sicher­lich wird Übung gebraucht, um in der feuch­ten Jah­res­zeit einen brauch­ba­ren Gips­ab­druck zu bekom­men. Und die­sen dann unbe­scha­det nach Hau­se brin­gen, ist viel­leicht auch nicht ein­fach. Und was, wenn sich kei­ne brauch­ba­ren Fuß-Abdrü­cke fin­den las­sen? Man­che Vor­schlä­ge sind zwar gut gemeint, aber schwie­rig umzusetzen.

Dann wer­den im Buch noch all­ge­mei­ne Vor­schlä­ge unter­brei­tet: Blät­ter und Blü­ten sam­meln, um sie zu trock­nen oder spä­ter etwas dar­aus zu bas­teln. Wald­früch­te oder Kräu­ter sam­meln, pro­bie­ren oder zuhau­se ver­ar­bei­ten. Die Vege­ta­ti­on in den Jah­res­zei­ten beglei­ten und Buch dar­über füh­ren. Ver­ste­cken spie­len, sich im Herbst von Blät­ter zude­cken oder Laub­häu­ser bau­en. Oder Vor­schlä­ge, um die sen­so­ri­schen Fähig­kei­ten zu üben: Bar­fuß über die ver­schie­de­nen Wald­bö­den lau­fen (Moos, Laub‑, Tan­nen­na­del-Boden) oder mit ver­bun­de­nen Augen, die ver­schie­de­nen Rin­den ertas­tend spü­ren und spä­ter benen­nen lernen.

Das Buch ist mit vie­len Fotos bebil­dert. Es gibt Käs­ten, die Lehr­rei­ches wie die Geo­phy­ten erklä­ren oder Exkur­se wie zum Bei­spiel “Vom Urwald zum Wirt­schafts­wald”. Rezep­te für Mar­me­la­den, Her­stel­lungs-Anwei­sung für einen selbst gebas­tel­ten Kescher oder Post­kar­ten aus Blät­tern wie Baum­rin­den sind mit Foto­stre­cken abgebildet.

Im Buch fin­det sich also ein bun­tes Sam­mel­su­ri­um. Für Erwach­se­ne, die selbst wenig Erfah­run­gen mit dem Wald gemacht haben, ist die­ses Buch sicher­lich hilf­reich. Viel­leicht auch anre­gend in dem Sin­ne, das eine oder ande­re selbst aus­zu­pro­bie­ren? Men­schen, die sich im Wald wohl­füh­len und selbst Spaß an der Natur haben, benö­ti­gen die­ses Buch aller­dings nicht. Sie wer­den ihr Wis­sen oder ihre Begeis­te­rung ohne­hin spie­le­risch wei­ter­ge­ben. Beim Pil­ze sam­meln bei­spiels­wei­se kön­nen Kin­der von Erwach­se­nen ler­nen, wel­che Pil­ze ess­bar sind und wel­che nicht. Beim Stö­bern durch das Unter­holz gibt es Pflan­zen, Wur­zeln, Tier­kno­chen, Spu­ren zu ent­de­cken. Ver­ste­cken spie­len macht Kin­dern und Erwach­se­ne Spaß. Klei­ne Kin­der ent­de­cken den Wald ohne­hin auf eige­ne Wei­se für sich: Sie schlep­pen Stö­cke mit sich her­um, bücken sich nach Schne­cken oder unter­su­chen Laub­hau­fen auch ohne Anlei­tung. Ein klei­ner Bach ist für klei­ne und gro­ße Kin­der etwas Wun­der­ba­res. Den Bach auf­stau­en mit Stö­ckern, gra­ben, umlei­ten – meis­tens beschäf­ti­gen sich die meis­ten Kin­der von allein, wenn sie kei­ne Angst vor dem Wald haben.

Bränd­lein, Katha­ri­na; Graf­ber­ger Ulri­ke: Natur­werk­statt Wald. AT-Ver­lag, Aar­au und Mün­chen. 22,90 €. Direkt­be­stel­lung bei Amazon

Autorin
• Mari­on Kaden, Heil­pflan­­zen-Welt (2011).

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