Irisdiagnostik

Begründer:

Schon der grie­chi­sche Natur­arzt Hip­po­kra­tes glaub­te, daß die Augen eines Men­schen etwas über sei­ne Erkran­kun­gen ver­ra­ten kön­nen. Als Begrün­der der heu­ti­gen Iris­dia­gnos­tik gilt jedoch der Arzt Ignaz von Péc­ze­ly (1822–1922) aus Buda­pest, der 1881 sein ers­tes Werk über die Iris­dia­gnos­tik veröffentlichte.

Ausführung:

Die Iris­dia­gnos­tik ver­sucht Krank­hei­ten zu erken­nen, indem sie den far­bi­gen Teil des Auges, die Iris, genau “unter die Lupe” nimmt. Das Gewe­be der Iris besteht aus Mus­kel­fa­sern, Ner­ven­bah­nen, Gefä­ßen, Bin­de­ge­we­be und win­zi­gen drü­sen­ähn­li­chen Gebil­den. Schon mit blo­ßem Auge ist zu erken­nen, daß sich von der Pupil­le aus strah­len­för­mi­ge, fei­ne Lini­en über die Iris zie­hen. Ihre Dich­te und die Aus­buch­tun­gen zei­gen die Viel­schich­tig­keit des Gewe­bes an. Dabei sind die­se strah­len­för­mi­gen Lini­en beim gesun­den Men­schen rela­tiv regel­mä­ßig angeordnet.

Ärz­te der Natur­heil­kun­de und Heil­prak­ti­ker, die Iris­dia­gno­sen durch­füh­ren, tei­len die Iri­den bei­der Augen in ein­zel­ne (gedach­te) Fel­der ein. Dabei legen sie rund­um 60 Teil­stri­che (Grad­ein­tei­lung) fest. Inner­halb die­ser Ein­tei­lung befin­den sich nach ihrer Ansicht Reflex­zo­nen, die den ein­zel­nen Organ­be­rei­chen zuge­hö­rig sind. Zei­gen sich nun Unre­gel­mä­ßig­kei­ten im Gewe­be, etwa durch eine star­ke Aus­buch­tung oder beson­ders eng zusam­men­lie­gen­de Lini­en, kann der The­ra­peut mit Hil­fe der Grad­ein­tei­lung Rück­schlüs­se dar­auf zie­hen, ob das Organ, das in die­sem Teil­be­reich reflek­tiert wird, ange­grif­fen ist. Auch ein­ge­la­ger­te aty­pi­sche Pig­ment­fle­cken sowie wol­ken­ar­ti­ge Trü­bun­gen oder abwei­chend gefärb­te Rin­ge um die gan­ze Iris kön­nen auf eine bestimm­te orga­ni­sche Stö­rung hinweisen.

Wird die erkann­te Stö­rung durch eine The­ra­pie beho­ben, wer­den die Hin­weis­rei­hen in der Iris abgeschwächt.

Wirkungsweise:

Ignaz von Péc­ze­ly ver­trat die Theo­rie, daß das Auge durch vie­le Ner­ven­bah­nen mit dem Gehirn ver­bun­den ist und über das Gehirn Kon­takt zu den ein­zel­nen Organ­be­rei­chen hat. Die­ser Kon­takt zeigt sich durch Reflex­zo­nen in der Iris, die sich mit dem Zustand des Organs ver­än­dern kön­nen. Beson­ders ange­bo­re­ne oder erb­li­che Fehl­funk­tio­nen und Anla­gen sol­len in der Iris sicht­bar sein. Péc­ze­ly behaup­te­te sogar, daß aku­te Stö­run­gen der Gesund­heit (etwa Unfall­ver­let­zun­gen) sich eben­falls im Auge wider­spie­geln. Die­se Behaup­tung wird jedoch heu­te als unrich­tig angesehen.

Status:

Die Iris­dia­gnos­tik wird von der Schul­me­di­zin nicht aner­kannt, obwohl Medi­zi­ner wis­sen, daß die Augen auf bestimm­te Erkran­kun­gen reagie­ren. Bei­spiel: Bei einer Leber­ent­zün­dung ist das “Wei­ße” im Auge (Sklera) gelb ver­färbt. Aller­dings fällt die­ser Tat­be­stand unter den medi­zi­ni­schen Begriff Augen­dia­gno­se (Phy­sio­gno­mie), die getrennt von der Iris­dia­gno­se zu sehen ist. Auch Ärz­te der Natur­heil­kun­de und Heil­prak­ti­ker räu­men ein, daß eine Iris­dia­gno­se allein nicht aus­reicht, um eine Krank­heit exakt zu bestim­men. Sie eig­net sich eher als Hin­weis­dia­gno­se. Wei­te­re Dia­gno­se­ver­fah­ren sind des­halb nötig. Die Iris­dia­gno­se wird jedoch in vie­len Fäl­len hin­zu­ge­zo­gen, um einen bes­se­ren Ein­druck von dem Pati­en­ten zu gewin­nen und wert­vol­le Zusatz­in­for­ma­tio­nen zu erhalten.

Quel­le
© Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Honos Ver­la­ges, Köln, 2010.

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