Desensibilisierung

auch Hypo­sen­si­bi­li­sie­rung genannt, wird

  1. bei der Behand­lung von All­er­gien ein­ge­setzt und
  2. zur Über­win­dung von bestimm­ten Pho­bien (krank­haf­ten Angst­zu­stän­den) ange­wandt, wenn sie sich etwa gegen Tie­re, offe­ne Plät­ze oder enge Räu­me richten.

Ausführung:

All­er­gien wer­den aus­ge­löst durch eine über­schie­ßen­de Reak­ti­on des Immun­sys­tems auf kör­per­frem­de Sub­stan­zen, soge­nann­te All­er­ge­ne, die in den Orga­nis­mus gelan­gen. Als über­schie­ßend wird die Reak­ti­on bezeich­net, weil das Immun­sys­tem mit einem völ­lig über­trie­be­nen Kraft­akt auf die Fremd­stof­fe reagiert, die eigent­lich gar kei­ne Gefahr für den Kör­per dar­stel­len. Es ist viel­mehr die Reak­ti­on des eige­nen Immun­sys­tems, die krank macht, nicht der Fremdstoff.

Es gibt ver­schie­de­ne Wege, All­er­gien zu behan­deln. Die Desen­si­bi­li­sie­rung ver­sucht, das Immun­sys­tem lang­sam an den betref­fen­den Stoff zu gewöhnen.

Zunächst wird durch einen All­er­gie­test fest­ge­stellt, auf wel­che Stof­fe der Pati­ent all­er­gisch reagiert. Läßt sich der Kon­takt nicht ver­mei­den, weil das All­er­gen über­all vor­kommt (wie z. B. Grä­ser­pol­len), ist der Ver­such einer Desen­si­bi­li­sie­rung sinn­voll. Dabei wer­den zunächst gerin­ge Men­gen des Aller­gens inji­ziert, spä­ter kön­nen die Dosen erhöht wer­den. Die Behand­lung wird in einer Jah­res­zeit durch­ge­führt, in der das All­er­gen nicht in der Natur vor­kommt, da es sonst Über­la­ge­run­gen geben könnte.

Bei Pho­bien wird der Pati­ent im Rah­men einer Psy­cho­the­ra­pie mit dem “Gegen­stand sei­ner Angst” kon­fron­tiert — zunächst als Gesprächs­ge­gen­stand, dann zum Bei­spiel auf Bil­dern und schließ­lich in natu­ra. Die Kon­fron­ta­ti­on muß immer frei­wil­lig erfolgen.

Wirkungsweise:

Durch kleins­te Dosen des Aller­gens soll das Immun­sys­tem lang­sam an den Stoff gewöhnt wer­den. Die Bereit­schaft, sofort über­schie­ßend zu reagie­ren, soll besei­tigt wer­den. Der Nach­teil: Bei der Desen­si­bi­li­sie­rung kann es zu einem ana­phy­lak­ti­schen Schock (=plötz­li­che all­er­gi­sche Reak­ti­on even­tu­ell mit Atem­not oder Kreis­lauf­ver­sa­gen) kom­men. Es ist auch mög­lich, daß sich die All­er­gie­be­reit­schaft auf ande­re All­er­ge­ne ver­schiebt. Und: In vie­len Fäl­len ist eine Desen­si­bi­li­sie­rung nicht möglich.

Die Kon­fron­ta­ti­on mit dem Angst­aus­lö­ser löst im Kör­per eine (Flucht-)Reaktion aus. Kann der Pati­ent dem Angst­aus­lö­ser nicht ent­kom­men, muß er die Situa­ti­on aus­hal­ten. Der Kör­per kann jedoch nur über eine bestimm­te Zeit­span­ne mit Angst­sym­pto­men reagie­ren. Dann tritt ein Gefühl der Gleich­gül­tig­keit ein. Psy­cho­lo­gen behaup­ten, daß die Pho­bie geheilt ist, wenn die­ser Zustand ein­mal erreicht wurde.

Status:

Desen­si­bi­li­sie­rung wird von natur­heil­kund­lich ori­en­tier­ten Ärz­ten ange­wandt bei Kreuz­all­er­gien (Mehr­fach­all­er­gie auf Inhalts­stof­fe mit­ein­an­der ver­wand­ter Pflan­zen-oder Tier­ar­ten) und Inha­la­ti­ons­all­er­gien (All­er­gien auf ein­ge­at­me­te Stof­fe). Das Ver­fah­ren weist vie­le Heil­erfol­ge auf und wird des­halb wei­test­ge­hend aner­kannt. Die For­schung auf die­sem Gebiet ist jedoch noch nicht abgeschlossen.

Desen­si­bi­li­sie­rung im Rah­men der Pho­bie­be­hand­lung ist umstrit­ten, da sie nicht kal­ku­lier­ba­re Risi­ken enthält.

Quel­le
© Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Honos Ver­la­ges, Köln, 2010.

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