Auch wenn König Fußball wichtige Themen in den medialen Hintergrund vieler Bürgerinnen und Bürger verdrängt: Die andauernde Ölkatastrophe im Golf von Mexiko droht zu einer der größten menschengemachten Umweltkatastrophen aller Zeiten zu werden. Und wir reiben uns wieder einmal verwundert die Augen, wozu ungehemmte menschliche Gier doch fähig sei. Sind wir wirklich erstaunt? Tatsächlich sind die Gefahren eines Blowouts in der Tiefsee, also eines unkontrollierbaren Erdölausbruchs bei Tiefseebohrungen, seit mehr als 10 Jahren bekannt. Denn die jetzige Katastrophe hatte bereits etliche Vorläufer. Diese hat die Natur zum Glück durch Zusammenbrüche des Erdbodens in der Tiefsee selbst beendet. Jetzt ist das Gegenteil der Fall – das Erdöl gelangt aus immer neuen Löchern ins Meer. Die Risiken waren also den Ölfirmen, den Sicherheitsexperten oder den Politikern bekannt. Reaktionen gab es keine. Das ist eine menschliche Katastrophe!
Und wir, die Käufer von Erdölprodukten? Der BP-Konzern macht damit einen Umsatz von 240 Milliarden Dollar im Jahr. Soviel Geld kostet ein Großteil unserer Gesundheitsversorgung jedes Jahr! Wahrscheinlich ist es wie mit eben diesem “Gesundheitswesen”: Alle Experten versichern, dass die Anzahl der Toten durch Arzneimittel-Nebenwirkungen, durch Behandlungsfehler in Praxen und Krankenhäusern oder durch unzureichendes Händewaschen allein in Deutschland bis zu 100.000 Menschen jährlich beträgt. Reaktionen von Politik oder Medien? Praktisch Null. Auch eine Katastrophe!
Im Alltag: Jede Menge Plastik
Anstatt die Täter anzuklagen, sie zu verurteilen und menschengemäße Alternativen zu fördern, wird immer mehr Geld in diesen tödlichen Apparat gesteckt. Psychologisch verständlich, aber wohl wahr: Die Anzahl der Toten ist einfach zu groß, überschreitet jede Vorstellungskraft. Genauso wie die Menge des im Golf von Mexiko täglich austretenden Öls, die gigantische Größe des Ölteppichs oder die ethische Verrohtheit der Aktionäre. Trotzdem darf unsere Verantwortung für die Schöpfung auch während einer Fußball-WM keine Pause machen. Wir müssen handeln! Die unmittelbaren Optionen im Fall der Ölfirmen liegen auf der Hand: Der Boykott der BP-Firmen Aral (Benzin, Diesel, Heizöl) oder Castrol (Schmierstoffe) würde den BP-Eigentümern unmissverständlich klar machen, dass wir – die Verbraucherinnen und Verbraucher – eine verantwortungsvolle, naturverachtende Firmenpolitik nicht wollen. Auch für den Preis, dass die automobile Mobilität teurer und weniger wird. Im Fall des Gesundheitswesen gibt es ebenfalls viele Optionen: Zum Beispiel keine Arztbesuche mehr bei gesundheitlichen Banalitäten, keine weiteren Krankschreibungen wegen Brückentagen, Verzicht auf unnötige Operationen oder die Nutzung von wirksamen Alternativen jenseits der Schulmedizin, zum Beispiel die integrative Naturmedizin.
Übrigens: Das Gesundheitssystem selbst ist einer der größten Öl- und Energieverschwendern. So gehört die chemisch-pharmazeutische Industrie mit bis zu 5% des Ölverbrauchs zu den Energie-Großverbrauchern. Zudem werden die meisten chemisch-synthetischen Arzneimittel unter hohem Energieverbrauch aus Öl und Gas synthetisiert. Krankenhäuser sind Mega-Energieverbraucher, verbrauchen in Deutschland für rund 2 Milliarden Euro Energie im Jahr. Immer häufiger und zu Recht wird deshalb ein umweltverträgliches-nachhaltiges Gesundheitssystem gefordert.
Autor
• Rainer H. Bubenzer, Heilpflanzen-Welt (2010).
Quellen
1. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gesundheit – Kostennachweis der Krankenhäuser, Fachserie 12, Reihe 6.3. Statistisches Bundesamt, Wiesbaden, 2008.
2. Jameton A: Is a Modest Health Care System Possible? Synthesis/Regeneration. 2007;44 (www.greens.org/s‑r/44/44–08.html).