Sammlern von Wildkräutern wird gerne empfohlen, ein Pflanzen-Bestimmungsbuch zu Rate zu ziehen. Schließlich gibt es auch ungenießbare oder sogar giftige Pflanzen, die Wildkräutern zum Verwechseln ähnlich sind. Das Buch “Essbare Wildpflanzen” ist etwas Besonderes: Es ist ein Wildpflanzen-Bestimmungs‑, Lese- und Rezeptbuch in einem. Es erweitert nicht nur die eigenen Kenntnisse, sondern birgt Überraschendes, Ermutigendes und so manches Aha-Erlebnis.
Beim Aufbau des Buches haben sich die drei Autoren auf eine klassische Untergliederung geeinigt: Name, die botanische Bezeichnung wie auch die Pflanzenfamilie werden vorgestellt. Danach folgt eine Kurzangabe, wo die Wildpflanzen zu finden sind. Die Sammler erfahren etwas über die Standorte, den bevorzugten Boden sowie eine Höhenangabe bis zu der die Pflanzen anzutreffen sind. Da die Autoren Schweizer sind, erklärt sich letzteres als landesspezifische Eigenheit. Der letzte Abschnitt der Pflanzenvorstellung behandelt die Verarbeitung in der Küche: Sämtliche essbaren Pflanzenteile werden genannt wie auch die umfassende Verwendbarkeit: Ob als Tee, Salat, Gemüse, Aroma für Liköre oder wegen der ätherischen Öle auch als Zusatz für Öle.
Dieser Teil ist für viele wohl der interessanteste. Hausfrauen, Hobbyköche oder Gourmets werden ihn besonders schätzen und vielleicht spannend wie einen Krimi finden. (Appetit)-anregend sind zum Beispiel die dargestellten, oft auch überraschenden Verwendungsmöglichkeiten der Wildkräuter. So manches Kraut wird sich beim Lesen dann von dem bisher zugeordneten Unkraut zu einer delikaten Wildpflanze mausern: Das üppig wachsende und überall auftretende behaarte Franzosenkraut (Galinsoga ciliata (Raf.) S.F. Blake) beispielsweise: Geneigte Leser können erfahren, dass das vitale Kraut vielfältig einsetzbar ist. Die essbaren Teile – Blüten und Blätter- lassen sich zu Spinat, in Eintöpfen, zu Gemüsegerichten oder Kräutersuppen verarbeiten. Aus den Samen lässt sich Öl pressen (allerdings wird nicht angegeben wie viel Samen nötig sind, um vielleicht drei Tropfen Öl zu gewinnen). Auch als Alfalfa-Ersatz bietet sich das Kraut an: Wer Lust hat, sammelt die Samen, sät sie in Kästen auf der Fensterbank und zieht sich damit vitaminreiche Blattkost im Winter heran.
Sehr nützlich sind die Angaben zum Geschmack. Das Franzosenkraut soll einem frischen Schnittsalat ähneln. Doch es gibt viele Pflanzen, die als würzig-aromatisch, mit Pilzgeschmack oder bitter beschrieben werden. Die Geschmacksqualitäten sind für Neulinge sicherlich ausgesprochen hilfreich, damit sie nicht gleich beim erst besten Kraut eine bitter-eklige Erfahrung machen und dann mit dem weiteren Experimentieren aufhören. So können Neulinge sich nach einem bekannten, ihnen angenehmen Geschmack ausrichten und einer entsprechenden Pflanze suchen.
Die 200 ausgewählten Wildpflanzen werden mit einem Foto vorgestellt. Danach verdeutlicht eine Schwarz-Weiss-Zeichnung die Merkmale der Pflanze. Eine Beschreibung verdeutlicht sie nochmals. Am Ende sind die Inhaltsstoffe oder Heilwirkungen dargestellt. Die zumeist erfahrungskundliche Heilwirkungen wurden von den Autoren wie Suci Fachmann Kraut (Nährwerttabellen), Wichtl oder Pahlow zusammengetragen.
Resümee: Das handliche Buch lässt sich gut auf Spaziergängen mitnehmen. Es richtet sich an Wildkräuter-Fans und solche, die es werden wollen. Vielseitig und nützlich dient es zum Bestimmen, Schmökern, Ausprobieren, Experimentieren und Erweitern der eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse. Kurzum: Ein gelungenes und empfehlenswertes Buch.
Fleischhauer St. G., Guthmann J., Spiegelberger R.: Essbare Wildpflanzen
AT Verlag. Baden und München 2009. ISBN 978–3‑03800–335‑9
Preis: 17,90 €
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