Totengräber der Phytotherapie – leider nicht vom Aussterben bedroht

Man­che Kri­ti­ker nen­nen die jetzt aus­ster­ben­de Gene­ra­ti­on deut­scher Heilpflanzen-“Experten” – Loew, Schil­cher, Fin­tel­mann und ande­re – auch die “Toten­grä­ber der deut­schen Phy­to­the­ra­pie”. In ihren Ver­stri­ckun­gen von indi­vi­du­el­len Wis­sen­schaft­ler-Inter­es­sen, kom­ple­xen, intrans­pa­ren­ten Ver­pflich­tun­gen gegen­über ihren öffent­li­chen und Indus­trie-Geld­ge­bern, idea­li­sier­ter, aber nicht wirk­lich­keits­ge­rech­ter Welt­sicht oder nur per­sön­li­cher Eitel­keit haben die mit unse­ren Steu­er­gel­dern durch­ge­füt­ter­ten Mei­nungs­bild­ner maß­geb­lich dazu bei­getra­gen, dass Heil­pflan­zen aus der moder­nen Wirk­lich­keit unse­res Gesund­heits­sys­tems getilgt sind. Zwar sind momen­tan noch etli­che (Alt-)Präparate zuge­las­sen und auch zu erwer­ben, doch erstat­ten die gesetz­li­chen Kran­ken­kas­sen gera­de noch­mal Prä­pa­ra­te aus vier Heil­pflan­zen. Alle ande­ren Mit­tel sind ent­we­der ver­bo­ten oder müs­sen selbst gezahlt werden.

Die Toten­grä­ber haben neben Poli­ti­kern und den – immer an ihrer Sei­te ste­hen­den und von der che­misch-phar­ma­zeu­ti­schen Groß­in­dus­trie bezahl­ten – Phar­ma-Lob­by­is­ten auch wesent­lich dazu bei­getra­gen, dass es zulas­sungs­recht­lich oder wirt­schaft­lich prak­tisch unmög­lich gewor­den ist, nütz­li­che, wirk­sa­me, hei­len­de Heil­pflan­zen-Prä­pa­ra­te für Mensch und Tier zu ent­wi­ckeln und/​oder auf den Markt zu brin­gen. Die gro­ßen Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter der Heil­pflan­zen­kun­de bis hin zu Mad­aus oder Weiß dre­hen sich im Grabe …

Man­che unbe­irr­te, oft von den Idea­len einer ganz­heit­li­chen, men­schen­ge­rech­ten Medi­zin erfass­te For­scher, Unter­neh­mer und The­ra­peu­ten haben in den letz­ten Jah­ren eine klei­ne Nische gefun­den, um wei­ter­hin Heil­pflan­zen-Pro­duk­te anbie­ten zu kön­nen, näm­lich Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel (NEM) auf Basis von Heil­pflan­zen. Doch auch hier betä­ti­gen sich jetzt Toten­grä­ber – eine neue Gene­ra­ti­on, die sich zwar for­mal in Gebie­ten der phar­ma­zeu­ti­schen Bio­lo­gie, der Phy­to­phar­ma­zie oder der Phy­to­the­ra­pie qua­li­fi­ziert, aber inhalt­lich kaum noch etwas vom Wesen und dem tra­di­tio­nel­len Hin­ter­grund der Heil­pflan­zen­kun­de weiß. Ein sol­cher Autor hat jetzt die che­misch-phar­ma­zeu­ti­schen Her­stel­ler begeis­tert, in dem er mit einem Rund­um­schlag einen Groß­teil aller markt­gän­gi­ger pflanz­li­chen Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel als “unter­do­siert”, “unwirk­sam”, “wir­kungs­los”, “wenig sinn­voll”, “Wir­kung frag­lich” etc. bezeich­net. Eine Tra­di­ti­on zu den alt gewor­de­nen Toten­grä­bern der Kom­mis­si­on E kennt der Autor jedoch noch: Emi­nenz­ba­sier­te Mei­nungs­bil­dung anstatt wis­sen­schaft­li­cher Arbeit – kaum eine sei­ner Aus­sa­gen ist trans­pa­rent belegt.

Dass auch Her­stel­ler sich über sol­che Publi­ka­tio­nen ärgern, ist zu erwar­ten. Den fol­gen­den offe­nen Brief ver­öf­fent­li­chen wir – das Team von Heilpflanzen-Welt.de – ger­ne, weil er fun­da­men­ta­le Schwä­chen der moder­nen Phy­to­the­ra­pie-For­schung exem­pla­risch brand­markt, die in den Köp­fen nichts ande­res mehr hin­ter­las­sen als ideo­lo­gi­sche Ver­wüs­tun­gen und Argu­men­ta­ti­ons­ket­ten wie: “Ein Heil­pflan­zen-Prä­pa­rat, das kei­ne Neben­wir­kun­gen hat, hat auch kei­ne the­ra­peu­ti­schen Wir­kun­gen und braucht des­halb von den Kas­sen nicht wei­ter bezahlt zu wer­den” (Gesund­heits­mi­nis­te­rin Ulla Schmidt bei Ein­füh­rung des GKV-Moder­ni­sie­rungs­ge­set­zes, Janu­ar 2004).

Das Team von Heilpflanzen-Welt.de setzt sich Jahr­zehn­ten für den Erhalt der Heil­pflan­zen­the­ra­pie ein. Aus unse­rer Sicht ist das mit dem ers­ten Arz­nei­mit­tel­ge­setz ein­ge­lei­te­te öffent­li­che Aus­mer­zen der Phy­to­the­ra­pie – tra­gi­scher Wei­se – im Rah­men der Gesetz­li­chen Kran­ken­kas­sen weit­ge­hend abge­schlos­sen. Kas­sen­pa­ti­en­ten sind medi­zi­nisch-the­ra­peu­tisch weit­ge­hend “gleich­ge­schal­tet”, haben kei­ne Mög­lich­keit mehr, frei zwi­schen “Schul­me­di­zin” und Natur­heil­kun­de ein­schließ­lich Heil­pflan­zen­the­ra­pie zu wäh­len. Die Mög­lich­keit, von der Bevöl­ke­rung den­noch gewünsch­te Heil­pflan­zen-Pro­duk­te wenigs­tens in Form von Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­teln anzu­bie­ten, wird zuneh­mend durch Wis­sen­schaft­ler, Indus­trie­ver­tre­ter, staat­li­che Gesund­heits­ver­ant­wort­li­che oder Poli­ti­ker ange­grif­fen. Auch wenn wir vie­le Ent­wick­lun­gen hier­bei eben­falls kri­ti­sie­ren – zum Bei­spiel den Ver­kauf von unter­do­sier­ten Prä­pa­ra­ten, die Wer­bung mit völ­lig unhalt­ba­ren Heils­ver­spre­chun­gen oder ande­re bekann­te Schar­la­ta­ne­rien von Health Pro­fes­sio­nals – wün­schen wir den Erhalt pflanz­li­cher Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel als wesent­li­che Bestand­tei­le vor allem der vor­beu­gen­den Gesund­heits­pfle­ge und der the­ra­pie­un­ter­stüt­zen­den Behand­lung (“Kom­ple­men­tär­me­di­zin”). Zumin­dest bis die Heil­pflan­zen-The­ra­pie als Mut­ter fast der gesam­ten “schul­me­di­zi­ni­schen” Arz­nei­mit­tel­the­ra­pie wie­der aner­kann­ter und bezahl­ter Bestand­teil unse­res Gesund­heits­sys­tems ist.

Offe­ner Brief zum Bei­trag “Pflanz­li­che Stof­fe in Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­teln” (Autor: Andre­as Hen­sel, 21. August 2008. In: Deut­sche Apo­the­ker­zei­tung, Jahr­gang 148, Nr. 34, Sei­te 49–71.)

Sehr geehr­ter Herr Pro­fes­sor Dr. Hensel,

vie­len Dank für den wich­ti­gen Ver­such einer kri­ti­schen Bewer­tung pflanz­li­cher Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel (NEM) in Hin­blick auf die täg­li­che Bera­tungs­pra­xis in deut­schen Apo­­the­ken-Offi­­zi­­nen. Wenn auch bei rund 140 pflanz­li­chen NEM, beschrie­ben auf acht­ein­halb Zeit­schrif­ten­sei­ten, kaum eine allen Wirk­stof­fen ange­mes­se­ne Dar­stel­lung mög­lich ist, gibt es doch eini­ge fun­da­men­ta­le Kri­tik­punk­te an Ihrer Publikation:

Ein Gut­teil der von Ihnen erwähn­ten Stof­fe sind nicht pflanz­li­chen, son­dern tie­ri­schen oder sogar che­­misch-syn­­­the­­ti­­schen Ursprungs, gehö­ren also streng genom­men nicht in eine Zusam­men­stel­lung pflanz­li­cher Stof­fe in NEM hin­ein (z. B. Chon­droi­tin oder Glu­cos­amin). Auch taxo­no­mi­sche Zuord­nungs­pro­ble­me (z. B. die Auf­lis­tung von Hefen) sind hin­sicht­lich pflanz­li­cher NEM kaum zielführend.

Schwer­wie­gen­der erschei­nen jedoch sach­li­che Feh­ler, bei­spiels­wei­se in Bezug auf die wis­sen­schaft­li­che Ter­mi­no­lo­gie oder einen nicht aktu­ell dar­ge­stell­ten Forschungsstand.

• Bei­spiel 1, Bär­lauch, Alli­um ursinum: Wäh­rend bis in die 60iger Jah­re des ver­gan­ge­nen Jahr­hun­dert tat­säch­lich über den Senf­öl­ge­halt von Bär­lauch dis­ku­tiert wur­de, sind heu­te redu­zier­ter Schwe­fel sowie Ade­no­sin die aktu­el­len Qua­li­täts­kri­te­ri­en. Zur Dosie­rung hat das BfArM für unser Bär­lauch-Arz­n­ei­­mi­t­­tel 420 mg bis 840 mg getrock­ne­ten Bär­lauch als Tages­do­sis vor­ge­ge­ben (Lef­te­ria®, ab 1.10.2008). Wie kann dann unser NEM “Bär­lauch Frisch­blatt Gra­nu­lat” mit einem Gehalt an 1.000 mg bis 1.500 mg getrock­ne­ten Bär­lauch als Tages­do­sis “hoff­nungs­los unter­do­siert” sein, wie Sie schreiben?

• Bei­spiel 2, Zist­ro­se, Cis­tus inca­nus spp.: Da sich zum The­ma aktu­el­ler und hoch­ran­gi­ger Cis­tus inca­­nus-For­­schung ja schon einer der betei­lig­ten Wis­sen­schaft­ler geäu­ßert hat 1, hier nur eine Rich­tig­stel­lung zu den Cis­tus inca­­nus-Inhalts­­stof­­fen: Die meis­ten Sub­spe­zi­es ent­hal­ten poly­me­re Poly­phe­no­le, nicht oli­go­me­re Pro­an­tho­cya­ni­di­ne, wie von Ihnen erwähnt.

Ein wesent­li­cher Teil der medi­zi­ni­schen Wis­sen­schafts­ethik bezieht sich auf Scha­dens­ver­mei­dung (“pri­mum nihil noce­re”). Dies soll­te natür­lich auch für Nicht-Ärz­­te gel­ten: Pro­vit­amin A (beta-Caro­­tin) als NEM zu erwäh­nen, ohne die publi­zier­te Mor­ta­li­täts­stei­ge­rung bei län­ge­rer Anwen­dung zu erwäh­nen 2, ist in Hin­sicht auf eine – auch von Apo­the­kern zu for­dern­de – vor­beu­gen­de Risi­ko­be­gren­zung bei ver­ant­wort­li­cher Kun­den­be­ra­tung kaum zu ver­ant­wor­ten (auch wenn sich die gut doku­men­tier­ten Befun­de in Re-Ana­­ly­­sen nicht bestä­ti­gen sollten).

Mehr­fach zitie­ren Sie Bewer­tun­gen der Kom­mis­si­on E des ehe­ma­li­gen Bun­des­ge­sund­heits­am­tes (BGA) zur Wir­kung und Anwen­dung von Heil­pflan­zen. Die metho­di­schen und wis­sen­schaft­lich nicht akzep­ta­blen Schwä­chen der Kom­mis­si­on E‑Monographien sind Ihnen ja sicher bekannt (zum Bei­spiel die feh­len­de Trans­pa­renz bei den Ent­schei­dungs­grund­la­gen), die Mono­gra­phien ent­spre­chen nicht den Anfor­de­run­gen an wis­sen­schaft­li­che Reviews. Als vali­de Begrün­dung für einen poten­ti­el­len Nut­zen von pflanz­li­chen Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel sind sie damit auch nicht geeignet.

Ihre Aus­sa­ge, dass die biblio­gra­phi­sche Daten­bank der US-ame­ri­­ka­­ni­­schen Natio­nal­bi­blio­thek – Medline/​​Pubmed – “nahe­zu alle neue­ren zitier­fä­hi­gen Publi­ka­tio­nen im bio­­­lo­­gisch-medi­­zi­­ni­­schen Bereich ent­hält” ist sach­lich falsch. Med­li­ne deckt welt­weit 25% aller medi­zi­ni­schen Zeit­schrif­ten ab, im Bereich Alter­na­tiv­me­di­zin (ein­schließ­lich Phy­to­phar­ma­ko­lo­gie und Phy­to­the­ra­pie) liegt der Abde­ckungs­grad bei nur knapp 7% 3. Eine deut­lich bes­se­re Alter­na­ti­ve zur biblio­gra­phi­schen Pri­­mär-Ori­en­­tie­rung ohne ein­sei­ti­ge US-ame­ri­­ka­­ni­­sche Gewich­tung ist die Daten­bank AMED (Allied and Com­ple­men­ta­ry Medi­ci­ne Data­ba­se) der bri­ti­schen Natio­nal­bi­blio­thek (Bri­tish Libra­ry). Wis­sen­schaft­li­che Heil­pflan­­zen-Recher­che des­avou­iert sich durch eine ein­sei­ti­ge Ver­wen­dung von Med­li­ne selbst, weil die meis­ten exis­ten­ten Quel­len nicht ein­ge­schlos­sen werden.

Die Her­aus­ge­ber von zwölf der welt­weit renom­mier­tes­ten all­ge­mein­me­di­zi­ni­schen Fach­zeit­schrif­ten beschrie­ben 2001 in einem erschüt­tern­den Ein­ge­ständ­nis das näher rücken­de Ende der kli­ni­schen For­schung und der frei­en, unab­hän­gi­gen Wis­­sen­­schafts-Publi­­ka­­ti­on 4. Als einer der Grün­de wird die feh­len­de Unab­hän­gig­keit vie­ler Wis­sen­schaft­li­cher von Indus­trie­in­ter­es­sen bezeich­net. Seit­her ist es in vie­len anglo­ame­ri­ka­ni­schen Fach­me­di­en selbst­ver­ständ­lich, dass Autoren per­sön­li­che wirt­schaft­li­che Inter­es­sen an ihren For­­schungs- und Publi­ka­ti­ons­the­men öffent­lich machen. Die trans­pa­ren­te Publi­ka­ti­on bestehen­der Inter­es­sen­kon­flik­te ist auch von deut­schen Wis­sen­schaft­lern zu for­dern. Bei­spiels­wei­se soll­te hin­sicht­lich Ihrer posi­ti­ven Erwäh­nung von Pro­an­­tho­­cya­­ni­­din-Natur­­stof­­fen auch dar­ge­stellt wer­den, dass Sie für deren der­­ma­­to­­lo­­gisch-kos­­me­­ti­­sche Appli­ka­ti­on Paten­te besit­zen oder Patent­an­mel­dun­gen ein­ge­reicht haben. Ähn­li­ches gilt für die von Ihnen erwähn­ten, an Oli­­go- und Polys­ac­cha­ri­den rei­chen Natur­­stoff-Zube­­rei­­tun­­gen (z. B. aus Kiwi oder Flohsamen).

Zusam­men­fas­send kann ich nur fest­stel­len: Hät­ten Sie, sehr geehr­ter Herr Prof. Hen­sel, geschwie­gen, hät­ten Sie den Apo­the­ke­rin­nen und Apo­the­kern einen grö­ße­ren Dienst erwie­sen als mit Ihrer Publi­ka­ti­on zu pflanz­li­chen NEM. In der Hoff­nung auf eine klä­ren­de und ergän­zen­de Rich­tig­stel­lung der auf­ge­führ­ten Kri­tik­punk­te ver­blei­be ich,

… (Dr. Geor­gi­os Pandalis)

Inter­es­sen­kon­flikt: Her­stel­ler zahl­rei­cher Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel (sie­he www.pandalis.de)

1. Lud­wig S: Cis­tus ist anti­vi­ral (Leser­brief). Deut­sche Apo­the­ker­zei­tung. 2008 Aug;148(35):68.
2. Bjela­ko­vic G, Niko­lo­va D, Gluud LL, Simo­net­ti RG, Gluud C: Anti­oxi­dant sup­ple­ments for pre­ven­ti­on of mor­ta­li­ty in healt­hy par­ti­ci­pan­ts and pati­ents with various dise­a­ses. Coch­ra­ne Data­ba­se Syst Rev. 2008 Apr 16;(2):CD007176.
3. Obst O: Ist MEDLINE eine Luft­num­mer? AGMB aktu­ell. 4(1), Nr.7 April:24–27 (2000).
4. * David­off F, DeAn­ge­lis CD, Dra­zen JM, Hoey J, Hoj­gaard L, Hor­ton R, Kot­zin S, Nicholls MG, Nylen­na M, Over­be­ke JP, Sox HC, van der Wey­den MB, Wil­kes MS; Inter­na­tio­nal Com­mit­tee of Medi­cal Jour­nal Edi­tors: Spon­sor­ship, aut­hor­ship and accoun­ta­bi­li­ty. * Tidsskr Nor Lae­ge­fo­ren. 2001 Sep 10;121(21):2531–2. * Obs­tet Gynecol. 2001 Dec;98(6):1143–6. * Lak­art­id­nin­gen. 2001 Oct 24;98(43):4694–6. * Rev Esp Car­di­ol. 2001 Nov;54(11):1247–50. * Arch Oto­la­ryn­gol Head Neck Surg. 2001 Oct;127(10):1178–80. * Med J Aust. 2001 Sep 17;175(6):294–6. * CMAJ. 2001 Sep 18;165(6):786–8. * Ugeskr Lae­ger. 2001 Sep 10;163(37):4983–5. * Lan­cet. 2001 Sep 15;358(9285):854–6. * Ann Intern Med. 2001 Sep 18;135(6):463–6. * JAMA. 2001 Sep 12;286(10):1232–4. * N Engl J Med. 2001 Sep 13;345(11):825–6; dis­cus­sion 826–7.

oben erwähn­ter Leser­brief (mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Verfassers):
NEM Cis­tus wirkt antiviral
Zum Bei­trag “Pflanz­li­che Stof­fe in Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­teln” in DAZ Nr. 34, S. 49:

Mit Inter­es­se habe ich oben genann­ten Arti­kel zur Wirk­sam­keit von pflanz­li­chen Stof­fen in Nah­rungs­er­gän­züngs­mit­teln von Herrn Prof. Hen­sel gele­sen. Aller­dings haben sei­ne Aus­füh­run­gen zu Cis­tus spp. bei mir eini­ges Befrem­den aus­ge­löst, da wir selbst inten­si­ve Unter­su­chun­gen an die­sen Extrak­ten durch­ge­führt haben. Herr Hen­sel gibt an, dass die­se Extrak­te nur angeb­lich eine anti­vi­ra­le Wir­kung ent­fal­ten und dass die­ser Befund auf rudi­men­tä­re In-vitro-Unter­su­chun­gen beru­he. Wei­ter­hin gibt er an, dass bis­lang kei­ne Daten aus Tier­mo­del­len bestehen. Dies ist nicht rich­tig. Wir konn­ten in umfang­rei­chen Unter­su­chun­gen nicht nur über­ra­schend star­ke anti­vi­ra­le Effek­te einer Cis­tus-Varie­tät auf Influ­en­za- und Rhi­no­vi­ren auf­zei­gen und die zugrun­de lie­gen­den Hemm­me­cha­nis­men funk­tio­nell auf­klä­ren (Ehr­hardt et al. (2007) Anti­vi­ral Res. 76, 38–47), son­dern die Extrak­te wur­den in Kol­la­bo­ra­ti­ons­ar­bei­ten auch erfolg­reich im Tier­mo­dell gegen hoch­pa­tho­ge­ne Vogel­grip­pe­er­re­ger ein­ge­setzt (Droe­be­ner et al. (2007) Anti­vi­ral Res. 76, 1–10). Dar­über hin­aus zei­gen die­se Extrak­te in neue­ren Unter­su­chun­gen auf hoch­pa­tho­ge­ne H5N1-Influ­en­za-Viren effek­ti­ve­re Wirk­sam­keit als Tami­f­lu (Droe­be­ner et al. (2008) Plan­ta Med. 74, 1019). All die­se Daten sind in aner­kann­ten Zeit­schrif­ten publi­ziert und auch für Herrn Prof. Hen­sel zugänglich.

Prof. Dr. Ste­phan Lud­wig, Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Müns­ter, Insti­tut für Mole­ku­la­re Viro­lo­gie. Müns­ter. E‑Mail ludwig@uni-münster.de

Autor
• Rai­ner H. Buben­zer, Heil­pflan­­zen-Welt (2008).
Quel­len
Pandalis.de: “Bär­lauch und Cis­tus in der Kri­tik”., Sep­tem­ber 2009

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