Homöopathische Behandlung der Influenza
Eine Betrachtung zu einer potentiellen Influenza-Pandemie
Spanische Grippe – das Modell einer Pandemie
Etwa 100 Jahre später – und wieder im Gefolge eines noch weitaus entsetzlicheren Krieges – kommt es zu einer noch schrecklicheren Pandemie: der Spanischen Grippe. Nach neueren Untersuchungen soll es sich bei der sogenannten Spanischen Grippe 1918 um ein Vogelgrippevirus (eine Abart des Vogelgrippe-Virus A/H1N1) gehandelt haben, dem weltweit über 20–30 Millionen und im Deutschen Reich fast 300.000 Menschen zum Opfer fielen [11].
Spanien war nicht Ausgangspunkt dieser Pandemie, sondern das erste Land, das in den Kriegswirren das Auftreten dieser Seuche bekannt gab. Der eigentliche Schauplatz war Kansas, wo ein Landarzt Anfang des Jahres 1918 die Beobachtung machte, dass die Grippe nicht wie jedes Jahr zahlreiche Opfer unter den Alten und Schwachen forderte, sondern dass auch Menschen in jungen Jahren und von kräftiger Natur daran starben. Von Kansas fand dann die Infektion schnell den Weg an die amerikanische Ostküste, von wo aus Soldaten nach Europa eingeschifft wurden. Die Symptomatik dieser Erkrankung wird in der FAZ wie folgt geschildert [11]:
“Die Menschen ertranken – oft nach nur wenigen Stunden. Zuerst spürten sie einen dumpfen Schmerz im Kopf, die Augen brannten, der Körper wurde von einem heftigen Fieber geschüttelt. Trotzdem froren die Patienten, konnten sich bald schon kaum noch bewegen. Dann färbte sich ihr Gesicht bräunlich-violett, ihre Füße schwarz. Zum Schluß schnappten die Todgeweihten nur noch nach Luft, spuckten Blut, während sich die Lungen mit rötlicher Flüssigkeit füllten.”
Der bekannte Medizinhistoriker R. Jütte beschreibt die damalige Symptomatik ähnlich [8]:
“Die Krankheit begann als grippaler Infekt, doch schon bald traten weitere Symptome zutage. Auf den Wangen zeigten sich mahagonifarbene Flecken, die auf eine Zyanose hindeuteten. Die meisten Patienten entwickelten zusätzlich eine schwere Lungenentzündung, gegen die es damals noch kein wirksames Mittel gab. Die Kranken spuckten Blut und starben oft einen grausamen Erstickungstod. Der Anblick der sterbenden Soldaten, die alle im besten Alter und vorher kerngesund waren, muss so schrecklich gewesen sein, dass der neben anderen medizinischen Koryphäen zu Hilfe gerufene Colonel Victor C. Vaughan, der Vorsitzende der Amerikanischen Ärztegesellschaft, später in seinen Memoiren festhielt: “Dieses Erinnerung sind abscheulich, am liebsten würde ich sie mir aus dem Hirn reißen, sie vernichten, aber leider steht das nicht in meiner macht.”
Auch die erfolgreiche Suche und Rekonstruierung dieses Virus wird von R. Jütte wie folgt beschrieben [8]:
“Zu den eher stillen Helden dieser Entdeckungsgeschichte zählt der amerikanische Pathologe Johan Hultin. Er kam als junger Student auf die Idee, nach den Spuren des Virus in Leichen zu suchen, die der Dauerfrost in Alaska konserviert hatte. Seine erste Expedition im Jahre 1951 war aber nicht von Erfolg gekrönt. Erst 1997, als Hultin längst in Ruhestand war, kehrte er nochmals an den Fundort der Eisleichen zurück und lieferte dem amerikanischen Molekularbiologen Jeffery Taubenberger einen weiteren Baustein für die vollständige genetische Entschlüsselung des Killervirus. Taubenberger, der das Buch des amerikanischen Medizinhistorikers Alfred W. Crosby über die lange Zeit aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängten Grippe von 1918 gelesen hatte, kam so Anfang der 90er-Jahre auf die geniale Idee, in der riesigen pathologischen Sammlung der amerikanischen Armee nach Gewebeproben von Soldaten zu fahnden, die 1918 der Grippe zum Opfer gefallen waren. Nach einigen Fehlschlägen gelang es ihm und seinem Team, das Virus das damals den Tod von Millionen von Menschen verursacht hatte, mit molekularbiologischen Methoden zu rekonstruieren.”
Anmerkung: Es ist bemerkenswert, dass der eben zitierte Autor, der übrigens eine hervorragende Hahnemann-Biographie [9] verfasst hat, in keiner Weise auf eine mögliche Therapie von Seiten der Homöopathie eingeht.