Chrysanthemum L.

Chry­san­the­mum L. (Gold­blu­me), Gat­tung der Kom­po­si­ten, ein­jäh­ri­ge oder aus­dau­ern­de Kräu­ter, sel­ten Halb­sträu­cher mit ganz­ran­di­gen, sel­te­ner fie­der­tei­li­gen Blät­tern und gro­ßen Blü­ten­köp­fen. Gegen 140 Arten in Euro­pa, Nord- und Mit­tel­asi­en, auch in Nord­ame­ri­ka und Nord­afri­ka. Das ein­jäh­ri­ge C. cari­na­tum Schousb. (C. tri­co­lor hort.), aus Nord­afri­ka, eine der aus­ge­zeich­nets­ten Flor­blu­men, hat etwas flei­schi­ge, blau­grü­ne, fie­der­tei­li­ge Blät­ter, braun­vio­let­te Schei­ben- und wei­ße Strahl­blü­ten, vari­iert aber in man­nig­fa­chen Far­ben. C. fru­te­s­cens L. (Strauch­m­ar­gue­ri­te), von den Kana­ren, weiß und gelb blü­hend, wird in hohen und Zwerg­for­men im Kalt­haus kul­ti­viert und im Win­ter in gro­ßen Mas­sen aus dem Süden ein­ge­führt. C. Leu­can­the­mum L. (gro­ße Maß­li­e­be, gro­ße Gän­se­blu­me, Gevat­ter­blu­me, Johan­nis­blu­me, Mari­en­blu­me), aus­dau­ernd, mit wei­ßen Strahl- und gel­ben Schei­ben­blüt­chen, ist in Euro­pa auf Wie­sen und Rai­nen gemein, in Nord­ame­ri­ka und Neu­see­land ein­ge­bür­gert, gilt als schlech­tes Fut­ter­kraut und wur­de frü­her arz­nei­lich benutzt. Die zar­ten Spros­sen wer­den in Ita­li­en als Salat geges­sen. C. sege­tum L. (Wucher­blu­me), mit ansehn­li­chen gold­gel­ben Strahl- und Schei­ben­blü­ten, in fast ganz Euro­pa und dem Mit­tel­meer­ge­biet, in Nord­ame­ri­ka ein­ge­schleppt, tritt als über­aus läs­ti­ges, schwer aus­rott­ba­res Unkraut unter der Saat, beson­ders im nörd­li­chen Deutsch­land, auf. Varie­tä­ten von Chry­san­te­mum indi­cum. a Stamm­form. Man hat es zur Pott­aschen­be­rei­tung emp­foh­len, da 50 kg fri­sches Kraut 0,5 kg Pott­asche lie­fert. Von C. (Pyrethrum) Par­the­ni­um Pers. (Mut­ter­kraut, Bertram­wurz), aus­dau­ernd, in Süd­eu­ro­pa, mit gestiel­ten, fie­der­tei­li­gen Blät­tern und weiß­strah­li­gen Blü­ten­köpf­chen, wur­de das Kraut mit den Blü­ten arz­nei­lich benutzt. Es riecht stark kamil­len­ähn­lich, aber unan­ge­nehm und schmeckt sehr bit­ter. Es wird in vie­len Varie­tä­ten als Zier­pflan­ze kul­ti­viert, beson­ders auch mit gold­gel­ben Blät­tern zur Bepflan­zung der Tep­pich­bee­te. Meh­re­re Arten lie­fern Insek­ten­pul­ver, beson­ders C. rose­um Web. et Mohr (Pyrethrum car­ne­um M. B.) und C. Mar­schal­lii Asch. (P. rose­um M. B.), im Kau­ka­sus, in Arme­ni­en und Nord­per­si­en, bei­de mit rosa- oder fleisch­far­be­nen Strahl­blü­ten, das per­si­sche, C. (P.) ciner­a­riifo­li­um Bocc., mit sehr klei­nen, gel­ben Schei­ben­blü­ten und weiß­gelb­li­chen Strahl­blü­ten, das dal­ma­ti­ni­sche. P. rose­um wird in zahl­rei­chen Varie­tä­ten als Zier­pflan­ze kul­ti­viert. C. (Tanace­tum) vul­ga­re L. (Rain­farn), aus­dau­ernd, bis 1,25 m hoch, mit fie­der­tei­li­gen Blät­tern und dol­den­ris­pig gehäuf­ten, klei­nen, gel­ben Blü­ten­köpf­chen und nicht strah­len­den Rand­blü­ten, wächst in Euro­pa, dem Kau­ka­sus­ge­biet und Sibi­ri­en, ist in Nord­ame­ri­ka ein­ge­schleppt. Alle Tei­le, beson­ders die Blü­ten, rie­chen beim Zer­rei­ben stark aro­ma­tisch, kamp­fer­ar­tig, schme­cken gewür­zig bit­ter und ent­hal­ten ein gel­bes äthe­ri­sches Ö, das als Wurm­mit­tel ver­wend­bar ist. C. (Tanace­tum) bal­sa­mi­ta L. (Marien‑, Pfef­fer­blatt, Bal­sam­kraut, Frau­en­min­ze, grie­chi­sche Min­ze, römi­scher Sal­bei), mit unge­teil­ten gesäg­ten, bal­sa­misch rie­chen­den Blät­tern und gel­ben Blü­ten mit und ohne Strahl­blü­ten, in Süd­eu­ro­pa, wird als Zier­pflan­ze und Küchen­ge­würz kul­ti­viert, auch als Haus­mit­tel beson­ders gegen Wür­mer benutzt. Es wur­de schon von Karl d. Gr. als Cos­tus hor­ten­sis zum Anbau emp­foh­len, spä­ter von den Eng­län­dern als Bier­wür­ze benutzt. Jetzt dient es noch zu Kir­chen­sträu­ßen und zum Toten­schmuck. Blu­mis­tisch sehr wert­voll ist das aus­dau­ern­de Herbst­chry­san­the­mum (Gold­af­ter, C. indi­cum L.), in Chi­na und Japan, das in zahl­rei­chen Varie­tä­ten mit wei­ßen, gel­ben, oran­ge­far­be­nen, brau­nen, roten, schwärz­lich pur­pur­far­be­nen, auch zwei­far­bi­gen Blü­ten kul­ti­viert wird. Man unter­schei­det ein­fa­che Sor­ten, röh­ren­blü­ti­ge, zun­gen­ge­füll­te (auswärts‑, ein­wärts­ge­krümm­te, japa­ni­sche oder Phan­ta­siechry­san­the­men von unre­gel­mä­ßi­gem, leich­tem Bau und behaar­te, mit haar­ar­ti­gen Anhäng­seln auf den Blu­men­blät­tern), ane­mo­nen­blü­ti­ge und Pom­pon­chry­san­the­men. Sie wer­den als her­vor­ra­gends­te Mode­pflan­zen für das Zim­mer, das Gewächs­haus und den Win­ter­gar­ten kul­ti­viert. In der japa­ni­schen Gärt­ne­rei und Kunst­in­dus­trie spielt sowohl die Stamm­form des Herbst­chry­san­the­mum (Nogi­ku) als sei­ne Varie­tä­ten (Kiku) eine gro­ße Rol­le. Man zieht die Pflan­ze reis­be­sen­ar­tig und fächer­för­mig, macht außer­dem aber auch vie­le Form­spie­le­rei­en und bil­det z. B. aus blü­hen­dem C. Pup­pen von 10 m Höhe, die dra­ma­ti­sche Bege­ben­hei­ten, Mär­chen etc. dar­stel­len. Am 9. Sept. fei­ert man ein Jah­res­fest, das der Kiku, dem Sinn­bild lan­gen Lebens, gewid­met ist; die kai­ser­li­che Fami­lie hat eine Kiku­blu­me im Wap­pen, und ihr höchs­ter Orden ist der Chry­san­the­mum-Orden. Schon 1688 kul­ti­vier­te man in Hol­land sechs Spiel­ar­ten von C., aber erst 100 Jah­re spä­ter fand die Pflan­ze grö­ße­re Ver­brei­tung, und seit 1826 wur­den in Süd­frank­reich (Tou­lon) die ers­ten Aus­saa­ten ver­sucht und vie­le Varie­tä­ten erzielt. In neue­rer Zeit sind die Herbst­chry­san­the­men nament­lich in Eng­land und jetzt auch in Deutsch­land zu sehr gro­ßer Voll­kom­men­heit gebracht wor­den, doch wer­den auch vie­le Varie­tä­ten aus Chi­na und Japan eingeführt.

Vgl. Bur­bidge, The C., its histo­ry, cul­tu­re, etc. (Lond. 1884); Cred­ner, C. indi­cum und sei­ne Kul­tur (Erf. 1889); Lebl, Das C. (Berl. 1892).

Quel­le
Mey­ers Gro­ßes Kon­­­ver­­­sa­­ti­ons-Lexi­­kon (Sechs­te Auf­la­ge). Ein Nach­schla­ge­werk des all­ge­mei­nen Wis­sens. Sechs­te, gänz­lich neu­be­ar­bei­te­te und ver­mehr­te Auf­la­ge. Mit mehr als 16,800 Abbil­dun­gen im Text und auf über 1500 Bil­der­ta­feln, Kar­ten und Plä­nen sowie 160 Text­bei­la­gen. Leip­zig und Wien: Biblio­gra­phi­sches Insti­tut, 1905–1909 (Infos).