Aloe L.

Aloe L., Gat­tung der Lilia­ze­en, klei­ne Kräu­ter mit grund­stän­di­ger Blatt­ro­set­te, auch strauch- oder baum­ar­ti­ge Gewäch­se mit bis 20 m hohem, ein­fa­chem oder gabe­lig ver­zweig­tem Stam­me mit end­stän­di­gen Blatt­ro­set­ten. Die dicht gedrängt spi­ra­lig, auch zwei­zei­lig ste­hen­den Blät­ter sind flei­schig, line­al-lan­zett­lich, glatt, gerun­zelt, war­zig oder stach­lig rauh, oft an den Rän­dern stach­lig gezahnt, auch gefleckt oder gebän­dert. Der ein­fa­che oder ver­zweig­te Blü­ten­schaft trägt schön gefärb­te, röh­ren­för­mi­ge Blü­ten in Ähren oder Trau­ben. Die Frucht ist eine drei­fä­che­ri­ge viel­sa­mi­ge Kap­sel. Das Mark­ge­we­be der Blat­ter ent­hält farb- und geruch­lo­sen Schleim, in beson­dern Schläu­chen fin­det sich aber ein gel­ber, bit­te­rer Saft, der getrock­net die Aloe des Han­dels lie­fert. Von den etwa 85 Arten in wär­mern Kli­ma­ten der öst­li­chen Erd­hälf­te fin­den sich bei­na­he 60 im Kap­land, beson­ders in der step­pen­ar­ti­gen Kar­roo. A. vera L., mit 30 bis 60 cm hohem Stamm, blaß­grü­nen Blät­tern mit hor­ni­gen Rand­sta­cheln, 60–90 cm hohem Schaft mit reich­blü­ti­ger Trau­be und gel­ben, zylin­dri­schen Blü­ten, ist in Nord­afri­ka hei­misch, wächst auch auf den Kana­ren, im Küs­ten­land Syri­ens, Ara­bi­ens, Ost­in­di­ens, ward nach West­in­di­en, Süd­ame­ri­ka und Süd­eu­ro­pa ver­pflanzt, wird viel­fach kul­ti­viert und ist in Süd­eu­ro­pa ver­wil­dert. Ihre Blät­ter die­nen als Haus­mit­tel bei Wun­den und Ent­zün­dung zu Umschlä­gen. A. soco­t­ri­na Lam.. A. ferox Mill., oft 6 m hoch, mit schwarz­pur­pur­nen Sta­cheln an den lan­zett­för­mi­gen Blät­tern, ver­zweig­tem Blü­ten­schaft und blaß­ro­ten, grün­lich gestreif­ten Blü­ten, am Kap. Meh­re­re Arten, wie A. vul­ga­ris L. in Afri­ka, A. per­fo­li­a­ta Thunb. und A. angusti­fo­lia L. in Ost­in­di­en, lie­fern aus den Blät­tern eine tech­nisch benutz­ba­re Faser. Vie­le Arten wer­den als Zier­pflan­zen kul­ti­viert. Die “hun­dert­jäh­ri­ge A.” ist Aga­ve americana.

Vgl. Salm-Reif­fer­scheidt-Dyck, Mono­gra­phia gene­ris Aloës et Mes­em­bryan­t­he­mi (Bonn 1836–63).

Aloë, der ein­ge­koch­te Saft der Blät­ter ver­schie­de­ner Aloe-Arten. Zur Dar­stel­lung läßt man den Saft aus den abge­schnit­te­nen Blät­tern frei­wil­lig aus­flie­ßen oder gewinnt ihn durch Pres­sen oder Extra­hie­ren der Blät­ter, ver­dampft ihn in Kes­seln und gießt ihn dann in Kis­ten. Man unter­schei­det glän­zen­de A. (A. luci­da) und Leberaloe (A. hepa­ti­ca). Zur erstern gehört die Kapa­loe (aus Kap­stadt, der Algoa- und Mos­sel­bai), eine dun­kel­brau­ne, völ­lig amor­phe Mas­se, die leicht in glas­glän­zen­de, scharf­kan­ti­ge Stü­cke und völ­lig durch­sich­ti­ge Split­ter zer­bricht und ein bräun­lich­gel­bes Pul­ver gibt. Sie riecht eigen­tüm­lich, schmeckt sehr bit­ter, ist nicht unzer­setzt schmelz­bar, löst sich zur Hälf­te in kal­tem, voll­stän­dig in 12 Tei­len hei­ßem Was­ser, doch schei­det sich beim Erkal­ten reich­lich die Hälf­te, das Aloeharz, wie­der ab. Mit Alko­hol gibt sie eine kla­re Lösung, in Äther ist sie unlös­lich. Die Kapa­loe besteht aus etwa 59,5 Proz. in Was­ser lös­li­chem amor­phen Aloe­tin (Aloebit­ter), 32,5 Proz. nicht bit­term Harz und 8 Proz. Ver­un­rei­ni­gun­gen nebst Spu­ren von äthe­ri­schem Ö. Hier­her gehört auch die Curassao‑A. von Curas­sao, Bon­aire und Aru­ba. Leberaloe ist undurch­sich­tig, hell- oder dun­kel­braun und mehr oder weni­ger makro- oder mikro­kris­tal­li­nisch. Die Sor­ten der Leberaloe ent­hal­ten ver­schie­de­ne kris­tal­li­sier­ba­re, gel­be, geruch­lo­se, sehr bit­ter schme­cken­de, neu­tra­le, in Was­ser, Alko­hol und Äther lös­li­che Aloi­ne, die mit Sal­pe­ter­säu­re Chry­samin­säu­re lie­fern. Hier­her gehört die Nata­l­a­loe, die ost­afri­ka­ni­sche A. (San­si­ba­raloe, A. soco­t­ri­na), die über Bom­bay in den Han­del kommt, und die Bar­ba­do­sa­loe. – Man benutzt A. als ein Abführ­mit­tel, als ein die Ver­dau­ung unter­stüt­zen­des Bit­ter­mit­tel und gibt sie auch bei Hämor­rhoi­dal­sto­ckun­gen, weil sie die Nei­gung zu Blu­tun­gen beför­dert, und bei trä­ger Mens­trua­ti­on. In der Tech­nik dient sie zum Bei­zen von Holz und zur Dar­stel­lung von Chry­samin­säu­re. A. war schon den Alten bekannt. Als uralte Pro­duk­ti­ons­stät­te gilt Soko­to­ra. Auch im Mit­tel­al­ter war sie geschätzt. Im 10. Jahrh. wird sie in angel­säch­si­schen Schrif­ten und im 12. Jahrh. in deut­schen Arz­nei­bü­chern erwähnt. Spä­tes­tens im 16. Jahrh. gelang­te A. vul­ga­ris nach West­in­di­en, und 1693 war Bar­ba­do­sa­loe auf dem Lon­do­ner Markt. Seit 1773 wur­de am Kap A. dargestellt.

Vgl. Aloe­holz.

Quel­le
Mey­ers Gro­ßes Kon­­­ver­­­sa­­ti­ons-Lexi­­kon (Sechs­te Auf­la­ge). Ein Nach­schla­ge­werk des all­ge­mei­nen Wis­sens. Sechs­te, gänz­lich neu­be­ar­bei­te­te und ver­mehr­te Auf­la­ge. Mit mehr als 16,800 Abbil­dun­gen im Text und auf über 1500 Bil­der­ta­feln, Kar­ten und Plä­nen sowie 160 Text­bei­la­gen. Leip­zig und Wien: Biblio­gra­phi­sches Insti­tut, 1905–1909 (Infos).

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