Bärlauch (botanischer Name: Allium ursinum) gehört zu den großen europäischen Heilpflanzen, die seit der Antike bekannt sind. Die Römer nannten ihn Herba salutaris — heilsames Kraut und schätzten die Pflanze als magen- und blutreinigendes Mittel. Eine Indikation, an der sich bis heute nichts geändert hat. Einer der letzten großen Kräuterheilkundigen, der Kräuterpfarrer Künzle, sagte vom Bärlauch: “Wohl kein Kraut der Erde ist so wirksam zur Reinigung von Magen, Gedärmen und Blut wie der Bärenlauch. Ewig kränkelnde Leute, mit Flechten und Ausschlägen versehen, die Scrophulösen (= Abwehrschwachen) und die Bleichsüchtigen (= Blutarmen) sollten den Bärenlauch verehren wie Gold. Die jungen Leute würden aufblühen wie ein Rosenspalier”.
Bärlauch ist eine 20–50 cm hohe Pflanze, die in ganz Europa und in Nordasien beheimatet ist. Sie gehört zu den Lauchpflanzen und sprießt daher aus einer länglichen Zwiebel. Aus ihr wachsen meist zwei Laubblätter von elliptisch-lanzettlicher Form, die die Eigenart besitzen, ihre dunkle und grünere Unterseite dem Himmel und die blassere Oberseite dem Boden zuzuwenden. Die Vermehrung geschieht über kleine schwarze Samen, die von Ameisen weiterverbreitet werden. Die Pflanze bevorzugt humusreiche, feuchte Stellen schattiger Laubwälder, wo sie sich großflächig verbreitet und schon von weitem durch ihren höchst intensiven knoblauchartigen Duft auffällt.
Bärlauch: blutreinigend, antiarteriosklerotisch, abwehrstärkend
Was die Volksmedizin seit Jahrhunderten weiß und sogar schon den Ärzten der Antike bekannt war, hat die Pharmakologie in den vergangenen hundert Jahren wissenschaftlich nachgewiesen: Der Bärlauch enthält Inhaltsstoffe, die tatsächlich in der Lage sind, eine blutreinigende und dadurch allgemein stärkende Wirkung zu entfalten. Im Zentrum stehen dabei das schwefelhaltige ätherische Öl, antibakteriell wirkende Senfölglykoside und ein nicht unbeträchtlicher Anteil an Vitamin C.
Schwefelhaltige Verbindungen besitzen in der Geschichte der Arzneimittelverwendung eine große Bedeutung, denn sie wirken auf den Organismus stark entgiftend. Innerlich angewandt bindet Schwefel Schadstoffe, reinigt darüber das Bindegewebe und wirkt über eine Entlastung des Gesamtorganismus lindernd auf Hauterkrankungen. Der positive Effekt bei Ekzemen macht sich auch bei äußerlicher Anwendung bemerkbar, weshalb Schwefelverbindungen in vielen Hautsalben enthalten sind. Den keimtötenden Effekt des Schwefels macht man sich nicht nur in der Medizin, sondern z. B. beim Weinbau zum Desinfizieren von Fässern und in der Landwirtschaft zur Vernichtung von Ungeziefer zunutze.
Die in frischem Bärlauch enthaltenen Substanzen Allicin und Alliin besitzen eine thrombolytische und fibrinolytische Wirkung. Das heißt: Sie reduzieren die Verklumpungstendenz des Blutes und wirken der Bildung und Anlagerung von arteriosklerotischen Ablagerung an den Wänden der Blutgefäße entgegen. Regelmäßige Bärlauchkuren sind deshalb im Rahmen einer Arteriosklerose sehr zu empfehlen.
Laboruntersuchungen haben nachgewiesen, dass die schwefelhaltigen Substanzen des Bärlauchs auch über eine blutdrucksenkende Wirkung verfügen, da eine in ihnen enthaltende chemische Verbindung eine ACE-hemmende Wirkung besitzt, das heißt sie hemmt ein Nierenhormon, das für eine erhöhte Spannung der Gefäßwände und damit für einen höheren Blutdruck verantwortlich ist. Durch den Bärlauch können sich die Gefäßwände entspannen, was eine Reduzierung des Blutdrucks nach sich zieht.
Die Heilkraft des Bärlauchs resultiert jedoch nicht nur aus den Einzelsubstanzen Allicin und Alliin. Es sind letztlich die Gesamtheit der schwefelhaltigen Inhaltsstoffe und die synergistischen Effekte aller Einzelstoffe, die für die spezifische Heilwirkung verantwortlich sind.
Bärlauch – ein Multitalent
Das Wissen aus der Erfahrungsmedizin und die Ergebnisse pharmakologischer Forschung machen deutlich, dass die Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten des Bärlauchs außerordentlich groß ist. Einige Beispiele: Regelmäßige Kuren empfehlen sich bei Bluthochdruck und Arteriosklerose, und zwar zur Vorbeugung gleichermaßen wie zur Behandlung. Antiarteriosklerotisch wirkt auch der Knoblauch, ein enger Verwandter des Bärlauchs. Da der Bärlauch ähnliche Inhaltsstoffe wie Knoblauch besitzt, vor allem schwefelhaltige Substanzen, sind die Einsatzgebiete ähnlich. Dabei hat Bärlauch den Vorteil, dass er längst nicht so geruchsintensiv wie Knoblauch ist.
Weitere Einsatzmöglichkeiten für Allium ursinum sind Blutreinigung, chronische Hautausschläge aller Art und die sogenannte “Dysbakterie”, eine Form der Entgleisung der Darmflora durch Fehlernährung (zuviel Süßigkeiten) oder nach Antibiotikatherapie. Die Senfölglykoside des Bärlauchs wirken anregend auf die Verdauungssäfte. Die Verdauungsdrüsen verstärken ihre Enzymproduktion, wodurch die Aufspaltung der Nahrung verbessert wird. Es kommt seltener zu Gärungs- und Fäulnisprozessen und den damit häufig verbundenen Blähungen. Bärlauch besitzt auf die Darmflora eine regulierende Wirkung. Er reduziert Keimstämme, die nicht in den Darm gehören, fördert jedoch die nützlichen Darmbakterien, die der Körper zur Verdauung braucht. Deshalb ist frischer Bärlauchsaft eine sinnvolle Therapie nach Darmgrippe, Antibiotikatherapie oder vor einer Reise in Länder, bei denen die Gefahr von Darminfektionen erhöht ist. Eine vorherige Bärlauchkur stärkt die gesunde Darmflora und macht den Darm widerstandsfähiger gegen bakteriell belastete Nahrungsmittel.
Die entgiftende und ausleitende Wirkung des Bärlauchs kann man sich noch für einen weiteren Zweck zunutze machen: Der hohe Schwefelgehalt unterstützt die Elimination von Umweltschadstoffen wie Quecksilber, Lindan oder Cadmium. Bärlauch ist daher gut für die Schwermetallausleitung geeignet, zum Beispiel nach einer Amalgamentfernung durch den Zahnarzt.
In diesem Zusammenhang ist ein Hinweis wichtig: Bärlauch entfaltet seine Wirkung am besten, wenn die Pflanze frisch verarbeitet wurde. Durch das Trocknen der Blätter würde ein erheblicher Teil der Wirkstoffe verloren gehen. Ein Frischpflanzenpresssaft, in Reformhaus oder Apotheke unter den Markennamen Schoenenberger, Kneipp oder Florabio erhältlich, garantiert den kompletten Wirkstoffring der ganzen Pflanze, die Erhaltung der synergistischen Wirkungsweise der Einzelstoffe, eine gute Verträglichkeit wie bei einem Lebensmittel und die unmittelbare Verfügbarkeit aller Wirkstoffe in der höchstaktiven Form. Daneben sind die Säfte frei von Konservierungsstoffen, Alkohol und Zucker. Sie ermöglichen eine hochwertige Heilpflanzentherapie ebenso wie die geschmackliche Verfeinerung von Rezepten bei Verwendung in der Küche. Mit einem Frischpflanzenpresssaft ist man unabhängig von der Blütezeit einer Heilpflanze und hat das frische Kraut ganzjährig zur Verfügung.
Praktische Anwendungsmöglichkeiten für Bärlauchsaft
Bei Arteriosklerose und Bluthochdruck
Man nimmt 3 x täglich vor den Mahlzeiten einen Esslöffel frischen Bärlauchsaft (Schoenenberger, Kneipp oder Florabio) unverdünnt oder mit etwas Flüssigkeit ein. Wem der Lauchgeschmack zu intensiv ist, kann den Saft in einen Gemüsesaft einrühren. Wer dauerhaft in den Genuss der Heilpflanzenwirkung des Bärlauchs kommen möchte, kann gewohnheitsmäßig den Saft zum Würzen der Salatsauce verwenden.
Zur Verbesserung der Verdauungsleistung und zur Sanierung der Darmflora
Auch hier nimmt man 3 x täglich vor den Mahlzeiten einen Esslöffel frischen Bärlauchsaft.
Bärlauchsaft in der Tierheilkunde
Frischpflanzenpresssaft von Bärlauch ist ein wertvolles Mittel zur Vorbeugung von Darmparasiten bei Tieren. Man sollte ihn Hunden und Katzen ab und zu unter das Futter führen. Auch fürs Pferdefutter ist frischer Bärlauch eine gute Ergänzung. Das ätherische Öl wird durch die Haut wieder ausgeschieden, hält die Fliegen fern und beugt dem Sommerekzem vor.
Bärlauch-Rezepte
In der Küche ist Bärlauch ein ausgesprochen aromatisches und geschmacksintensives Gemüse. Die beste Sammelzeit ist April bis Mai. Zwischen Juni und März greift man auf den Frischpflanzenpresssaft zurück, der genau so würzig ist wie frisch gepflückte Blätter. Hier einige Bärlauch-Rezepte (n. Fischer-Rizzi):
Eiersalat mit Bärlauch
Man schneidet fünf Eier, zwei Gewürzgurken und 50 g festen Käse in kleine Würfel. Dann macht man eine Sauce aus 1/2 Tasse Joghurt, 1 Essl. Mayonnaise, 1 Teel. Senf, Pfeffer, Salz, Paprika und einem guten Schuss Bärlauchsaft. Die Sauce wird mit den gewürfelten Zutaten vermischt und der Salat vor dem Servieren im Kühlschrank kaltgestellt.
Bärziki
5 Tassen Joghurt, 1 gewürfelte Essiggurke, 1 Esslöffel frischer, feingehackter Dill, 1 zerdrückte Knoblauchzehe, 1 kräftiger Schuss Bärlauchsaft, weißer Pfeffer, Salz, 1 Esslöffel Olivenöl und 1 Salatgurke (geraspelt und ausgedrückt) werden miteinander vermischt. Vorher muss man den Joghurt in einem Tuch über Nacht abtropfen lassen. Man lässt die Mischung eine gewisse Zeit ziehen und serviert sie mit geröstetem Weißbrot.
Eine Blutreinigungskur mit Bärlauch sollte mindestens sechs Wochen durchgeführt werden, damit der entgiftende und darmsanierende Effekt gründlich ist und nachhaltige Wirkungen zeigt. Bärlauch ist nebenwirkungsfrei und ausgezeichnet verträglich. Wer sein knoblauchartiges Aroma zu schätzen weiß, kann den Saft ganzjährig beim Kochen verwenden und daneben durchaus mehrere “Intensivkuren” pro Jahr durchführen.
Autorin
• Margret Rupprecht, München, Heilpflanzen-Welt (März 2005).
Quellen
• Max Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, 2002.
• R. F. Weiß, V. Fintelmann: Lehrbuch der Phytotherapie. Hippokrates Verlag, Stuttgart 2002.
• Hunnius. Pharmazeutisches Wörterbuch. Walter de Gruyter, Berlin 1998.
• Gerhard Madaus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Reprint, Band 9. Mediamed Verlag, Ravensburg 1990.
• Susanne Fischer-Rizzi: Medizin der Erde. Hugendubel, München 2000.
weitere Infos
• Bärlauch, der wilde Vetter des Knoblauchs
• Bärlauch