Entspannungstherapie (Teil 3): Autogenes Training

Das Auto­ge­ne Trai­ning ist die wohl bekann­tes­te Ent­span­nungs­tech­nik in Deutsch­land. Sie wur­de in den 30er Jah­ren des ver­gan­ge­nen Jahr­hun­derts von dem Ber­li­ner Ner­ven­arzt Prof. Dr. Dr. Johan­nes H. Schultz ent­wi­ckelt und trat in den fol­gen­den Jahr­zehn­ten einen Sie­ges­zug quer durch die Repu­blik an. Ziel des bewähr­ten Ent­span­nungs­ver­fah­ren ist es, durch auto­sug­ges­ti­ve For­meln Pro­zes­se im Orga­nis­mus güns­tig zu beein­flus­sen und die kör­per­li­chen und see­li­schen Selbst­hei­lungs­kräf­te zu stärken.

Das Auto­ge­ne Trai­ning hilft ursäch­lich bei funk­tio­nel­len Stö­run­gen des Herz-Kreis­lauf­sys­tems, des Magen-Darm-Trakts und des Atmungs­ap­pa­ra­tes, bei span­nungs­be­ding­ten Schlaf­stö­run­gen und Kopf­schmer­zen sowie bei Angst­zu­stän­den leich­te­rer Art. Bei schwe­re­ren Krank­heits­bil­dern, etwa bei psych­ia­tri­schen Stö­run­gen oder bei orga­ni­schen Erkran­kun­gen, die mit Span­nung, Angst und Schmerz zusam­men hän­gen (das Spek­trum reicht dabei vom chro­ni­schen Schmerz­syn­drom bis hin zur Krebs­er­kran­kung) wird das Ver­fah­ren beglei­tend zur Basis­be­hand­lung eingesetzt.

Ein gro­ßer Vor­teil der Metho­de liegt in ihrem schnel­len Wir­kungs­ein­tritt. Ers­te posi­ti­ve All­ge­mein­wir­kun­gen sind meist schon nach weni­gen Tagen oder Wochen fest­zu­stel­len – regel­mä­ßi­ges Üben vor­aus­ge­setzt (ein­mal bis mehr­mals täg­lich 5–15 Minu­ten). Wei­te­rer Plus­punkt: Das Ver­fah­ren ist beson­ders ein­fach zu erler­nen. Bereits Kin­der ab dem ach­ten Lebens­jahr sind in der Lage, Auto­ge­nes Trai­ning zu ler­nen und sinn­voll in ihr Leben einzubauen.

Haben wir Sie neu­gie­rig gemacht auf das Auto­ge­ne Trai­ning? Möch­ten Sie mehr über die­ses bewähr­te Ent­span­nungs­ver­fah­ren wis­sen? Dann soll­ten Sie zunächst erfah­ren, dass man bei die­ser Ent­span­nungs­tech­nik zwi­schen einer Grund- und Ober­stu­fe unter­schei­det. Wäh­rend die Grund­stu­fe ganz all­ge­mein das Ner­ven­sys­tem ent­spannt und von Stress befreit, dient die Ober­stu­fe eher der Ent­de­ckung und Ent­fal­tung der Persönlichkeit.

Schritt für Schritt zum Erfolg

Die Grund­stu­fe besteht aus sechs auto­sug­ges­ti­ven Übun­gen. Die­se haben zum Ziel, in ver­schie­de­nen Regio­nen des Kör­pers einen tie­fen Ent­span­nungs­zu­stand zu errei­chen. Die Übun­gen der Grund­stu­fen sind (in Klam­mern: Aus­gangs­for­mel der jewei­li­gen Übung):

  • der Schwere­übung (“Arme und Bei­ne sind ganz schwer”),
  • der Wär­me­übung (“Arme und Bei­ne sind ganz warm”),
  • der Atem­übung (“Atmung ruhig und regel­mä­ßig; es atmet mich”),
  • der Herz­übung (“Puls ruhig und regelmäßig”),
  • der Son­nen­ge­flechts­übung (“Son­nen­ge­flecht strö­mend warm”) und
  • der Stirn­küh­le­übung (“Stirn kühl”).

Ziel die­ser Übun­gen ist es, das Ver­trau­en in die eige­nen geis­ti­gen und kör­per­li­chen Fähig­kei­ten zu stei­gern und zu fes­ti­gen. Wer die sechs Übun­gen der Grund­stu­fe regel­mä­ßig (am bes­ten jeden Tag!) anwen­det, beugt Krank­hei­ten und Stö­run­gen vor, för­dert sei­ne Krea­ti­vi­tät und Leis­tungs­fä­hig­keit, bringt Freu­de in sein Leben und baut Stress ab.

Wenn Sie alle sechs Tei­le der Grund­stu­fe sicher beherr­schen, kön­nen Sie zur Ober­stu­fe über­ge­hen. In die­ser Stu­fe wer­den kon­kre­te per­sön­li­che “Vor­satz­for­meln” ein­ge­setzt, die der Per­sön­lich­keits­ent­wick­lung die­nen. Bei­spiel: Die Über­win­dung von Moti­va­tions- oder Lern­pro­ble­men in Aus­bil­dung oder Beruf. Auch unbe­wuss­te Kon­flik­te und Gefüh­le kön­nen in der Ober­stu­fe bear­bei­tet, schwie­ri­ge Situa­tio­nen wie Krank­hei­ten oder fami­liä­re Ver­lus­te bes­ser bewäl­tigt wer­den. Wenn Sie die Übun­gen der Ober­stu­fe durch­füh­ren, wer­den Sie fest­stel­len, dass Sie im Lau­fe der Zeit bis­her unbe­kann­te, ver­bor­ge­ne Antei­le Ihrer Per­sön­lich­keit ent­de­cken und Ihre Indi­vi­dua­li­tät bes­ser ent­fal­ten können.

Am besten lernt sich´s im Kurs

Sie haben sich ent­schlos­sen, das Auto­ge­ne Trai­ning zu erler­nen? Dann ste­hen Ihnen eine Rei­he von Mög­lich­kei­ten zur Ver­fü­gung. Am bes­ten ist ein ein Grup­pen­kurs für Auto­ge­nes Trai­ning. Er hat den Vor­teil, dass der Übungs­lei­ter indi­vi­du­ell auf Sie ein­ge­hen und Ihnen wei­ter­hel­fen kann, wenn Sie Schwie­rig­kei­ten beim Durch­füh­ren der Übun­gen haben. Sol­che Kur­se im Auto­ge­nen Trai­ning wer­den bei­spiels­wei­se von Volks­hoch­schu­len (pro Abend 3 bis 6,50 Euro) ange­bo­ten und sind somit ver­gleichs­wei­se preis­güns­tig. Wegen der nach­weis­lich gesund­heits­för­dern­den Wir­kung des Auto­ge­nen Trai­nings bie­ten auch eini­ge Kran­ken­kas­sen sol­che Kur­se für Ihre Mit­glie­der kos­ten­los an oder über­neh­men zumin­dest einen Teil der Kos­ten. Fra­gen Sie doch ein­fach mal bei Ihrer Kas­se nach, ob ent­spre­chen­de Kur­se in Ihrer Nähe ange­bo­ten wer­den bzw. ob eine Kos­ten­über­nah­me mög­lich ist. Schließ­lich gibt es die Mög­lich­keit bei qua­li­fi­zier­ten Ärz­ten und Psych­ia­tern Ein­zel- oder Grup­pen­kur­se zu besu­chen (Adres­sen z.B. bei der Deut­schen Gesell­schaft für ärzt­li­che Hyp­no­se und auto­ge­nes Trai­ning e.V. (DGÄHAT), sie­he Inter­net-Link unten, die Kos­ten über­neh­men — bei medi­zi­ni­scher Not­wen­dig­keit — alle Krankenkassen).

Ach­tung: Das Auto­ge­ne Trai­ning ist ein hoch­wirk­sa­mes Ver­fah­ren. Bei feh­ler­haf­ter Anwen­dung kann es zu schwe­ren funk­tio­nel­len Stö­run­gen, z.B. bedroh­li­chen Herz­rhyth­mus­stö­run­gen. Des­halb muss es immer unter fach­kun­di­ger, qua­li­fi­zier­ter Anlei­tung erlernt wer­den! Kei­nes­falls soll­ten Sie CDs oder Kas­set­ten ver­wen­den, in denen Spre­cher ver­su­chen, Sie in ein­zel­ne Übun­gen einzuführen.

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