Es müssen nicht immer Pillen sein. Gerade was den Schlaf anbetrifft, ist bekannt, dass eine erholsame Nachtruhe durch chemische Wirkstoffe – und seien sie noch so wirksam – nicht ersetzt werden kann.
Nachdem in den ersten beiden Teilen dieser Serie zum Thema Schlafstörungen die “normalen” Schlafabläufe erklärt und bewährt Hausmittel gegen Schlafstörungen vorgestellt wurden geht es in diesem dritten und letzten Teil um die therapeutischem Maßnahmen gegen Schlaflosigkeit.
An erster Stelle stehen bei den nicht-medikamentösen Therapiemaßnahmen die Entspannungsmethoden: Das autogene Training, die progressive Muskelentspannung nach Jacobson, die Biofeedback-Therapie, Yoga – nur um einige Beispiele zu nennen. Diese Methoden sind in erster Linie darauf ausgerichtet, die innere Unruhe zu bewältigen, die Stressfaktoren abzubauen und das “Abschalten” wieder zu erlernen.
Bevor diese Methoden wirken können, müssen sie natürlich erlernt werden, Dazu bedarf es einiger Zeit und Geduld. Dafür aber sind sie dann später jederzeit einsetzbar. Und – nicht zuletzt – geben sie dem Betroffenen das Empfinden selbst aktiv an der Besserung der Beschwerden – eben der Schlafstörungen – mitzuwirken.
Medikamentöse Maßnahmen
Schlafstörungen sind eine Domäne der Pflanzenheilkunde. Es gibt eine ganze Reihe von Pflanzenextrakten, deren beruhigende und schlaffördernde Wirkung wissenschaftlich belegt werden konnte. Im Gegensatz zu ihren “synthetischen Brüdern” wirken die pflanzlichen Schlafmittel in aller Regel sanft, d.h. sie erzwingen keinen Schlaf, sondern sie fördern das natürliche Schlafbedürfnis. Außerdem sind sie bei ordnungsgemäßer Anwendung quasi ohne Nebenwirkungen.
An erster Stelle steht der Baldrian. Baldrian (Valeriana officinalis) wird schon seit alters her bei Schlafstörungen und nervösen Unruhezuständen eingesetzt. Als Inhaltsstoffe kennt man heute die ätherischen Öle, Alkaloide, Sesquiterpene und Valepotriate. Letztere haben vor einigen Jahren Anlass zu heftigen Diskussionen über die Verträglichkeit von Baldrian gegeben. Valepotriate können Magen-Darm-Beschwerden auslösen, so die Kritiker. Allerdings sind diese Stoffe sehr instabil und sind deshalb nur in frischen alkoholischen Auszügen aus Baldrian enthalten. Auch gibt es im Hinblick auf den Gehalt an Valepotriaten große Unterschiede zwischen den verschiedenen Subspezies. Der mexikanische Baldrian enthält größere Mengen an Valepotriaten. Der deutsche hingegen ist in der Regel frei davon. Es empfiehlt sich daher beim Kauf eines Baldrian-Präparates darauf zu achten, dass es sich um den “offizinellen” Baldrian und keine andere Subspezies handelt.
Hopfen ist eine Schlingpflanze, die seit alters her in Mitteleuropa bzw. Deutschland angebaut und in erster Linie zur Herstellung von Bier verwendet wird. Hopfen (Humulus lupulus) enthält Bitterstoffe (daher der bittere Geschmack im Bier), Harzsubstanzen, Humulon und Lupulon sowie ätherische Öle. Er wirkt beruhigend bei Einschlafstörungen, nervöser Erregung und leichten Depressionen.
Auch das Johanniskraut (Hypericum perforatum) hat sich bei der Behandlung von Schlafstörungen bewährt. Die sonnengelbe Staudenpflanze genießt schon seit der Antike eine besondere Stellung in der Volksmedizin. Sie wurde im Mittelalter über die Haustüren und Fenster gehängt um Unheil und die bösen Geister zu vertreiben.
Heute führt man die aufhellende und antidepressive Wirkung von Johanniskraut auf die zahlreichen Inhaltsstoffe – Flavonoide, Gerbstoffe, Harze und ätherische Öle – zurück.
Die Melisse gehört zu den Lippenblütlern und wächst bevorzugt in den östlichen Mittelmeerländern. Die Blätter sind reich an ätherischen Ölen, insbesondere Melissenöl, Citronellal, Citral und Caryophyllen. Melisse als Tee aufgebrüht, wirkt beruhigend – gerade bei Menschen, die “Überdreht sind, im Stress sind, abends nicht “abschalten” können, wirkt eine Kur mit Melissentee oft Wunder.
Bei schweren Formen von Schlafstörungen, kann es – für eine gewisse Zeit zumindest – notwendig sein, noch schwerere Geschütze aufzufahren.
Die so genannten Barbiturate beispielsweise galten jahrzehntelang als klassische Schlafmittel. Der darin enthaltene Wirkstoff, die Barbitursäure, ist sehr wirkungsvoll und macht schnell schläfrig. Allerdings reduziert er auch die Tief- und REM-Schlafphasen. Darüber hinaus lässt die Wirkung oft schon nach wenigen Tagen, spätestens aber nach zwei Wochen nach – ein Grund für Dosissteigerung und Missbrauch. Bei Überdosierung wiederum besteht die Gefahr einer Vergiftung. Aus diesen Gründen werden sie als Schlafmittel nicht mehr angewandt.
Mitte der 50er-Jahre wurden die Benzodiazepine entwickelt. Eine Gruppe von Wirkstoffen, die entspannend, beruhigend, angstlösend und schlaffördernd wirken. Benzodiazepine sind zwar bei weitem nicht so giftig wie die Barbiturate, es zeigte sich jedoch schon nach relativ kurzer Zeit, dass auch diese chemischen Stoffe bedenkliche Nebenwirkungen haben: Sie können sowohl seelisch als auch körperlich abhängig machen.
Seit einigen Jahren sind nun auch nicht-benzodiazepinhaltige Schlafmittel auf dem deutschen Markt. Es handelt sich um die Wirkstoffe Zopiclon und Zolpidem. Beide Substanzen sollen – nach Aussage der Hersteller – nicht abhängig machen. Es gibt jedoch schon erste Berichte, die darauf hindeuten, dass es bei der Einnahme von Zopiclon zu Gewöhnungserscheinungen und demzufolge zu Dosissteigerungen gekommen ist. Nach der Einnahme von Zolpidem kann es zu Albträumen kommen.
Auch synthetische Antidepressiva und Neuroleptika werden immer wieder zur Behandlung von Schlafstörungen eingesetzt. Diese Medikamente sollten jedoch einer sehr engen Indikationsstellung vorbehalten bleiben und nur in Zusammenhang mit einer entsprechenden Psychotherapie zum Einsatz kommen.
Fazit
Die meisten Mediziner sind sich darin einig: Das ideale Schlafmittel gibt es nicht.
Der beste Schlaf ist immer noch der natürliche. Und der sollte – so weit irgend möglich – auch mit natürlichen Mitteln herbeigeführt werden.
Schlafmittel – gleich welcher Art – sollten nur in Ausnahmefällen und dann auch nur für kurze Zeit eingesetzt werden!
Die dreiteilige Serie zum Thema Schlafstörungen endet mit diesem Teil. Vielen Dank für Ihr Interesse!
Autor
• Jens Meyer-Wegener , Heilpflanzen-Welt (2003).
weitere Infos
• Schlaf (Teil 1): Die “Gabe der Götter”
• Schlaf (Teil 2): Wenn die Nacht zum Tag wird