Lesetipp: Krisen Managerin Natur

Ob glo­ba­le Finanz- oder Umwelt­kri­se – Exper­ten suchen nach Lösun­gen, um aus dem welt­wei­ten Dilem­ma her­aus zu kom­men. War­um soll­te nicht die Natur als Lehr­meis­te­rin dienen?

Schließ­lich zeigt sich im Wan­del der evo­lu­tio­nä­ren Ent­wick­lung von Orga­nis­men, dass nur die mit den bes­ten Stra­te­gien am Leben blei­ben. Und: Zur Siche­rung des Über­le­bens, ent­wi­ckeln Arten viel­fäl­ti­ge, schil­lern­de, zum Teil unglaub­li­che Anpas­sungs­fä­hig­kei­ten in den leben­feind­lichs­ten Regio­nen der Erde.

Ganz in die­sem Sin­ne könn­te das Buch “Kri­sen Mana­ge­rin Natur” zusam­men gestellt wor­den sein. Es kom­men zehn Autoren zu Wort, die Exem­pel der Genia­li­tät und den Erfin­dungs­reich­tum ver­schie­de­ner Arten der Schöp­fung auf­zei­gen. Es sind Exper­ten aus Wirt­schaft, Wis­sen­schaft oder For­schung. Des­halb mag die Beschäf­ti­gung mit dem The­ma zunächst in schein­bar loser, unzu­sam­men­hän­gen­der Wei­se erschei­nen. Die soge­nann­te Schwarm­in­tel­li­genz wird beschrie­ben oder die vor­aus­schau­en­den, vor­sorg­li­chen Eigen­schaf­ten von Tie­ren für Not­zei­ten. Eben­so wer­den bei­spiels­wei­se Amei­sen unter die Lupe genom­men. Die Insek­ten wer­den als erfolg­rei­che Staa­ten­bil­der geprie­sen, die offen­sicht­lich schon vor Jahr­mil­lio­nen einen Königs­weg zur Ver­mei­dung von Kri­sen fan­den – denn sonst wäre ihnen kaum gelun­gen, fast sämt­li­che Erd­tei­le zu bevölkern.

Erst gegen Ende des Buches plä­die­ren die Exper­ten dafür, dass Mana­ger, Unter­neh­mer oder Poli­ti­ker sich ein Bei­spiel an der Natur neh­men, um die gegen­wär­ti­gen Pro­ble­me “grund­le­gend und nach­hal­tig” zu lösen. Mar­kus Hess, Wirt­schafts­wis­sen­schaft­ler und Unter­neh­mens­be­ra­ter, stellt bei­spiels­wei­se For­de­run­gen auf: Füh­rungs­kräf­te und Unter­neh­mer sol­len ihre Mus­keln und Refle­xe im über­tra­ge­nen Sin­ne trai­nie­ren, um spon­tan und fle­xi­bel auf die sich stän­dig ver­än­dern­den Markt­si­tua­tio­nen reagie­ren zu kön­nen. Er emp­fiehlt, sich gegen den Unter­neh­men­sin­farkt zu schüt­zen oder Erfol­ge zu ana­ly­sie­ren. Klaus-Ste­phan Otto, Psy­cho­lo­ge und Bera­ter, sieht im “Evo­lu­ti­ons­ma­nage­ment” eine Lösung. Die­se geht um Anpas­sungs- oder Bewah­rungs­fä­hig­keit, Inno­va­tions- und Res­sour­cen­kom­pe­tenz, Sym­bio­se­fä­hig­keit usw. In der gegen­wär­ti­gen Finanz­kri­se sieht der Autor eine Art Krebs­ge­schwür, dass sich auf­grund von Geld­an­häu­fung ins Unend­li­che ent­wi­ckeln konn­te. Zum Schluss for­dert er einen Para­dig­men­wech­sel, die mit einer För­de­rung von Bio­wis­sen­schaf­ten (Ent­wick­lung neu­er Tech­no­lo­gien) und neu­en Steue­rungs­for­men der Wirt­schaft zum Woh­le der Ver­brau­cher arbei­tet. Auch mehr Nach­hal­tig­keit hält Otto für sinn­voll, um das Über­le­ben des Men­schen in sym­bio­ti­scher Wei­se mit der Natur zu gewährleisten.

Resü­mee: Leser/​Innen müs­sen viel Inter­es­se auf­brin­gen, um sich die ers­ten Kapi­tel durch­zu­le­sen. Es fehlt anfäng­lich an einer Art Navi­ga­ti­ons­sys­tem, um bei den Autoren der ver­schie­de­nen Fach­dis­zi­pli­nen ein gemein­sa­mes Wir­ken aus­zu­ma­chen. Die Bei­spie­le aus der Natur sind bunt gewür­felt und anein­an­der gereiht. Qua­si erst am Ende klärt sich die Ziel­rich­tung: Eine lei­se Sys­tem­kri­tik, die Schwä­chen auf­zei­gen möch­te. Doch die Exper­ten ver­blei­ben brav inner­halb des Sys­tems. Kei­ner kommt auch nur ansatz­wei­se auf die Idee, dass mit dem gegen­wär­ti­gen Wirt­schafts- und Finanz­sys­tem gene­rell etwas nicht stim­men könn­te: Die Basis des markt­wirt­schaft­li­chen “kapi­ta­lis­ti­schen” Sys­tems, wie Karl Marx es bezeich­nen wür­de, wird von kei­nem Autoren in Fra­ge gestellt. Und damit auch nicht, dass eben die­ses Sys­tem grund­sätz­lich auf unend­li­cher Gewinn­ma­xi­mie­rung, der Aus­beu­tung von Men­schen und Natur wie aller ver­füg­ba­ren Res­sour­cen beruht. Die Exper­ten for­dern zwar Nach­hal­tig­keit, doch sie ver­las­sen nie­mals die Pfa­de, die durch die vor­herr­schen­den Mei­nun­gen oder Macht­struk­tu­ren vor­ge­ge­ben sind. Doch wahr­schein­lich kann nur ein Ver­las­sen eben die­ser ein­ge­fah­re­nen Wege zu einem tat­säch­li­chen (radi­ka­len) Wan­del füh­ren. Dann wäre “Nach­hal­tig­keit” auch kein The­ma mehr.

Blü­chel, Kurt G. und Sie­ger Hel­ge: Kri­sen Mana­ge­rin Natur
DWC Medi­en GmbH, Mün­chen 2009. ISBN- 978–3‑9810355–1‑3
Preis: 24 €
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Autorin
• Mari­on Kaden, Heil­pflan­­zen-Welt (2009).

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