Kurkuma – Fast ein Wundermittel

Kur­ku­ma-Wur­zel, frisch

Kur­ku­ma (Cur­cu­ma lon­ga), auch Gelb­wurz genannt, hilft bei Druck und Schmerz im Ober­bauch, Völ­le­ge­fühl oder Blä­hun­gen, die auf gestör­ter Fett­ver­dau­ung beru­hen. Die Cur­cu­mi­no­ide (Dicin­na­mo­yl­me­than-Deri­va­te) des Gewür­zes regen als Cho­lagogum die Pro­duk­ti­on von Gal­le so stark an, dass die­se nach ver­mehr­ter Aus­schüt­tung für eine bes­se­re Fett­ver­dau­ung sor­gen kön­nen. Druck- und Völ­le­ge­fühl nach fett­rei­chen, “schwe­ren” Mahl­zei­ten wer­den so gerin­ger. Die äthe­ri­schen Öle des Gewür­zes wir­ken zudem beru­hi­gend und krampf­lö­send auf die Mus­ku­la­tur von Magen und Darm. Bläh­bauch oder Unwohl­sein ver­schwin­den. Gelb­wurz wird bei uns wenig als ein­zel­nes Gewürz ein­ge­setzt, ist aber man­chen als farb­ge­ben­der Bestand­teil des Misch­ge­wür­zes Cur­ry bekannt. Dabei ist ein geziel­ter oder häu­fi­ge­rer Ein­satz von Kur­ku­ma als Gewürz oder sogar Heil­mit­tel aus Sicht man­cher Exper­ten empfehlenswert.

Denn die Cur­cu­mi­no­ide haben vie­le inter­es­san­te, phar­ma­ko­lo­gi­sche Eigen­schaf­ten: Sie wir­ken, wie in zahl­rei­chen Stu­di­en nach­ge­wie­sen wur­de, anti­oxi­da­tiv (freie Radi­ka­le neu­tra­li­sie­rend), anti­mu­ta­gen (Erb­gut-Ver­än­de­run­gen ver­hin­dernd), anti­kar­zi­no­gen (krebs­ver­hin­dernd), immun­sti­mu­lie­rend, ent­zün­dungs­hem­mend und cholesterinsenkend.

Kurkuma gegen Krebs?

Zahl­rei­che Wis­sen­schaft­ler welt­weit beschäf­ti­gen sich mit medi­zi­nisch viel­ver­spre­chen­den Inhalts­stof­fen, wie eine Recher­che bei der welt­weit größ­ten Medi­zin-Daten­bank “Med­Li­ne” zeigt: Das Stich­wort “Cur­cu­min” allein ergibt über 1.400 Ver­wei­se auf wis­sen­schaft­li­che Publi­ka­tio­nen. Vie­le Arbei­ten bezie­hen sich auf die oben genann­ten Eigen­schaf­ten, wobei ein Schwer­punkt der Erfor­schung die anti­tu­mo­rö­sen Eigen­schaf­ten sind. Sau­di-Ara­bi­sche Wis­sen­schaf­ler syn­the­ti­sier­ten bei­spiels­wei­se neue Kur­ku­ma-Bestand­tei­le und setz­ten sie gezielt gegen Leuk­ämie­zel­len ein. Die For­scher stell­ten in Zell­tests eine Sta­bi­li­sie­rung der frei­en Radi­ka­le fest, was als eine wirk­sa­me Eigen­schaft gegen Tumor­wachs­tum inter­pre­tiert wird. [1]

Inhaltstoffe

des gebrüh­ten, getrock­ne­ten Wur­zel­stocks: äthe­ri­sche Öle (3–5 %) über­wie­gend Ses­qui­ter­pe­ne (60 %), u.a. ar-Turm­­e­ron, alpha‑, beta-Turm­­e­ron, Atlan­ton und Cur­lon ent­hal­tend, fer­ner Zin­gi­beren (25 %), Cur­cu­mol und gerin­ge Men­gen alpha-Phel­­lan­d­­ren, Sabi­nen, Cineol und Bor­neol, Cur­cu­mi­no­ide (u.a. Cur­cu­min, 3–5 %)

Ame­ri­ka­ni­sche Wis­sen­schaft­ler unter­such­ten, ob Cur­cur­min bei Haut­tu­mor­zel­len (Kopf/​Nacken) den Tod mutier­ter Zel­len her­bei­füh­ren kann. Die vor­läu­fi­gen Resul­ta­te waren posi­tiv. Von den Ame­ri­ka­nern wur­den fort­füh­ren­de For­schun­gen emp­foh­len, um ein viel­leicht hoch­wirk­sa­mes Mit­tel zur Che­mo­prä­ven­ti­on des schwar­zen Haut­kreb­ses ent­wi­ckeln zu kön­nen. [2]

Fast ein Wundermittel

In der Mono­gra­phien der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on (WHO) wird die Ver­wen­dung von Kur­ku­ma auch gegen Rheu­ma emp­foh­len. Cur­cu­min hemmt die Syn­the­se der ent­zün­dungs­aus­lö­sen­den Pro­sta­glan­di­nen. In einer Ver­gleichs­stu­die bei Rheu­ma­pa­ti­en­ten, die ent­we­der Cur­cu­min oder Phe­nyl­bu­ta­zon (ein häu­fig ver­wen­de­tes Anti­rheu­ma­mit­tel) ver­ab­reicht beka­men, wur­den bei den Cur­cu­min-Behan­del­ten Ver­bes­se­run­gen von Gelenk­schwel­lung, Mor­gen­stei­fig­keit der Gelen­ke oder Geh­fä­hig­keit fest­ge­stellt. Kur­ku­ma wird zudem als Anti­oxi­danz wie bei­spiels­wei­se die Vit­ami­ne E oder C klas­si­fi­ziert. Als natür­li­ches Anti­oxi­da­ti­ons­mit­tel ver­hin­dert es den Ver­derb von Lebens­mit­teln durch Mikro­or­ga­nis­men. Auch im mensch­li­chen Kör­per wirkt das Gewürz als Anti­oxi­danz, indem sog. freie Radi­ka­le (aggres­si­ve Sau­er­stoff­mo­le­kü­le) neu­tra­li­siert wer­den und so z. B. bei chro­ni­schen Erkran­kun­gen wie der koro­na­ren Herz­er­kran­kung hel­fen. Aus dem glei­chem Grund, so wird ver­mu­tet, soll es in Indi­en weni­ger Alz­hei­mer-Erkran­kun­gen geben: Dort wird Kur­ku­ma als Gewürz fast täg­lich genos­sen. Und: Cur­cu­min hat kei­ner­lei bekann­te Neben­wir­kun­gen. Selbst bei hohen Dosie­run­gen wie 8–10 Gramm Gewürz pro Tag (ent­spricht 200 Gramm Kur­ku­ma­wur­zel) wur­den kei­ner­lei nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen beob­ach­tet – wie auch der jahr­tau­sen­de­lan­ge, inten­si­ve Gebrauch des Gewür­zes in Indi­en bestätigt.

Anwendung:

Bei dys­pep­ti­schen Beschwer­den (sau­res Auf­stos­sen, Sod­bren­nen, Völ­le­ge­fühl, Blä­hun­gen): 1 Teel. getrock­ne­ter Cur­cu­ma­wur­zel­stock (etwa 1,3 Gramm) mit sie­den­dem Was­ser (150 ml) über­gos­sen, 15 Minu­ten bedeckt zie­hen gelas­sen und durch ein Tee­sieb gege­ben. 2x tägl. 1 Tas­se fri­schen Tee trin­ken. Alter­na­tiv mög­lich ist die eher unge­bräuch­li­che Zube­rei­tung aus Gewürz­pul­ver: Hier­zu ½‑1 gestri­che­ner Teel. Gewür­zes mit 150 ml kochen­dem Was­ser über­gos­sen, etwa 5 Minu­ten bedeckt ste­hen gelas­sen, dann abge­sei­hen. Anwen­dung nach Bedarf, kei­ne Dau­er­an­wen­dung län­ger als 2 Wochen ohne ärzt­li­che Rück­spra­che, kei­ne Anwen­dung durch Pati­en­ten mit Gallenblasenerkrankung.

Geschmack, bitter-scharf, Geruch, moschusähnlich

Wie schon erwähnt, fehlt Kur­ku­ma in kei­ner Cur­ry-Mischung. In Euro­pa wird das Gewürz wegen sei­ner inten­si­ven Far­be ger­ne Senf zuge­setzt oder ist Bestand­teil von Worces­ter­sauce. Gelb­wurz fin­det in sei­nen hei­mi­schen, also tro­pi­schen, süd­asia­ti­schen Regio­nen oft all­täg­li­che Ver­wen­dung und wird ger­ne frisch gebraucht. Bei uns sind fri­sche Kur­ku­ma-Rhi­zo­me nur sel­ten erhält­lich. Wenn es jedoch fri­sches Kur­ku­ma gibt, lohnt sich der pro­be­wei­se Kauf eines Stück­chens schon wegen der Über­ra­schung beim Auf­schnei­den der Wur­zel­knol­le: Ihre inten­siv gelb-oran­ge Far­be leuch­tet und zeigt ein­drück­lich, war­um sie Gelb­wurz genannt wird. Das Aro­ma des Rhi­zoms ist etwas pfeff­rig und frisch, was jedoch nicht zur ver­schwen­de­ri­schen Ver­wen­dung ver­füh­ren soll­te: Über­do­siert kann das Gericht schnell einen mod­ri­gen, moschus­ähn­li­chen Geruch anneh­men und gar nicht mehr appe­tit­an­re­gend sein. In vor­sich­ti­ger Dosie­rung erzeugt Gelb­wurz Schär­fe und eine leich­te Bit­ter­keit. Es passt – auch in pul­ve­ri­sier­ter Form – zu Fleisch und Fisch, kann Salat­saucen, Essig­ge­mü­se oder Grill­ge­würz­mi­schun­gen hin­zu­ge­ge­ben wer­den. Sowohl Pul­ver, wie fri­sches Rhi­zom fär­ben stark ein! Des­halb Vor­sicht beim Schnei­den – Hand­schu­he hel­fen unschö­ne gel­be Fin­ger zu ver­mei­den, denn die Fär­bung hält lan­ge. Ein­ge­färb­te Holz­löf­fel kön­nen in die Son­ne gelegt wer­den und ver­lie­ren wegen feh­len­der Licht­echt­heit lang­sam ihre Far­be. Das Gewürz hat auch den Bei­na­men Indi­scher Safran erhal­ten – den­noch ist es kein Ersatz für Safran (Cro­cus sati­vus L.). Zwar färbt es die Spei­sen genau­so schön, ver­leiht ihnen jedoch immer sei­nen Eigen­ge­schmack. Die­ser muss berück­sich­tigt wer­den, sonst könn­te es unlieb­sa­me Geschmacks-Über­ra­schun­gen geben!

Ayurvedische Gerichte

Wer Kur­ku­ma mehr ver­wen­den möch­te, kann sich von der ayur­ve­di­schen Küche inspi­rie­ren las­sen. Es gibt eine gros­se Rezept­aus­wahl zum Aus­pro­bie­ren. Die Heil­kräf­te des Rhi­zoms wur­den schon vor 5.000 Jah­ren in den Veden beschrie­ben und sind Teil der ayur­ve­di­schen Küche. Sei­ne Wir­kung wird als heiss, ener­gie­spen­dend und rei­ni­gend beschrie­ben. Der Ein­satz des Gelb­wurz ist nicht weg­zu­den­ken: Fleisch‑, Fisch- und vege­ta­ri­sche Spei­sen wie bei­spiels­wei­se die ver­schie­de­nen Dhal (unter­schied­li­che Hül­sen­frucht­ar­ten) oder Süss-Spei­sen wer­den mit Kur­ku­ma gewürzt. Der Haupt­pro­du­zent von Kur­ku­ma ist Indi­en, das mit fast 80 Pro­zent den Kur­ku­ma-Welt­be­darf deckt. Frü­her gin­gen Tei­le der Pro­duk­ti­on in die Tex­til­in­dus­trie, die Gelb­wurz als natür­li­ches und bil­li­ges Fär­be­mit­tel benö­tig­te. Seit Ein­satz syn­the­ti­scher Far­ben wird nur noch wenig Kur­ku­ma zum Fär­ben von Tex­ti­li­en gebraucht. In eini­gen asia­ti­schen Län­dern wird die tra­di­tio­nel­le Fär­be­tech­nik jedoch bei­be­hal­ten: Einen leben­di­gen Ein­druck der Farb­in­ten­si­tät geben die kur­ku­ma­ge­färb­ten “safran”-gelben Gewän­der der bud­dhis­ti­schen Mönche.

Botanik

Die Pflan­ze gehört zu den Ing­wer­ge­wäch­sen (Zin­gi­be­r­aceaen) und ist über­all im tro­pi­schen Süd­ost­asi­en zuhau­se. Der obe­re Teil der Pflan­ze wächst schilf­ar­tig, die Blät­ter sind hell­grün und kön­nen bis zu einem Meter lang wer­den. Sie bil­den direkt über dem Boden einen Schein­stamm aus dem sich ein etwa 20 cm lan­ger Blü­ten­stand ent­wi­ckelt. Die Blü­ten kön­nen weiss­lich, gelb­lich oder rosa erschei­nen. Das Kraut ist als Gewürz unre­le­vant, wich­tig ist das Rhi­zom (aus­dau­ern­der Wur­zel­stock, der Nähr­stof­fe spei­chert) der mehr­jäh­ri­gen Pflan­ze. Es ist dem des Ing­wers sehr ähn­lich, wächst knol­lig, flei­schig ver­dickt und bil­det ein dich­tes Netz­werk direkt unter der Erd­ober­flä­che. Zur Ern­te wer­den Tei­le des dich­ten Rhi­zom-Netz­werks aus­ge­gra­ben. Weil sie von einer Art dicken Kork­schicht umge­ben sind, muss die­se durch heis­ses Was­ser ent­fernt wer­den. Die übri­gen Rhi­zo­me wer­den getrock­net und zu Pul­ver vermahlen.

Zusammenfassung: Indikationen

Medi­zi­ni­sche Indi­ka­tio­nen, durch kli­ni­sche Stu­di­en belegt:

Dys­pep­ti­sche Beschwer­den, Fla­tu­lenz, säu­re­be­ding­te Magenbeschwerden

Anwen­dun­gen durch tra­di­tio­nel­le Medizin-Systeme:

Magen­be­schwer­den, Schmer­zen, ent­zünd­li­chen Erkran­kun­gen wie rheu­ma­ti­sche Arthri­tis, aus­blei­ben­de oder schmerz­haf­te Regel­blu­tung, Durch­fall, Epi­lep­sie, Haut-Erkrankungen

Anwen­dun­gen der Volksheilkunst:

Asth­ma, Prel­lung, Hus­ten, Epi­lep­sie, Hämor­rhoi­den, Insek­ten­sti­che, Gelb­sucht, Nie­ren­stei­ne, gerin­ger Milchbildung

Autorin
• Mari­on Kaden, Natür­lich (2005).
Quel­len
1. Yous­sef KM: Syn­the­sis and anti­tu­mor acti­vi­ty of some cur­cu­min ana­logs. Arch. Pharm (Wein­heim). 2005, Apr. 338 (4): 181–9 (Med­li­ne).
2. LoTem­pio MM: Cur­cu­min sup­pres­ses growth of head and neck squa­mous cell car­ci­no­ma. Clin. Can­cer Res. 2005 Oct 1; 11 (19 Pt 1): 6994–7002 (Med­li­ne).
wei­te­re Infos
Kur­ku­ma wirk­sam bei ver­schie­de­nen Hauterkrankungen

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