Aconitum L.

Aco­ni­tum L. (Ako­nit, Eisen­hut, Sturm­hut, Venus­wa­gen), Gat­tung der Ran­un­ku­la­ze­en, Stau­den mit häu­fig knol­lig ver­dick­ten Rhi­zo­men, hand­för­mi­gen, meist tief gel­app­ten Blät­tern und blau­en oder gel­ben Blü­ten in gip­fel­stän­di­gen Trau­ben, mit fünf­blät­te­ri­ger Blü­ten­hül­le, wel­che die zwei lang­ge­stiel­ten Honig­blät­ter mit kur­zer Plat­te völ­lig ein­schließt, und deren obers­tes Blatt helm­för­mig ist. Etwa 60 Arten in Euro­pa, Asi­en, Nord­ame­ri­ka. A. Napel­lus L., manns­hoch, mit dun­kel­blau­en Blü­ten in reich­blü­ti­ger Trau­be und rüben­för­mi­gem (Napel­lus, das Rüb­chen) Rhi­zom; wächst gesell­schaft­lich in der Berg­re­gi­on des mitt­lern Euro­pa bis Sie­ben­bür­gen, im Hima­la­ja, in Sibi­ri­en. Alle Tei­le sind stark gif­tig, beson­ders die Knol­len, die scharf ret­tich­ar­tig rie­chen, schwach süß­lich, aber bald äußerst bren­nend scharf schme­cken, wie die Blät­ter und Samen Ako­ni­tin in ent­hal­ten und im 18. Jahrh. durch Störck in den Arz­nei­schatz ein­ge­führt wur­den. An Pseu­do­ako­ni­tin ist beson­ders A. ferox Wal­lich., aus dem Hima­la­ja, reich, wel­ches das in Indi­en als eins der schreck­lichs­ten Gif­te gel­ten­de Bikh (Bish) lie­fert und als Pfeil­gift benutzt wird; von A. hete­ro­phyl­lum Wal­lich. und andern Arten in Ost­in­di­en wer­den die Knol­len (Atee) geges­sen. A. varie­ga­tum L., in Gebirgs­wäl­dern, ent­wi­ckelt meh­re­re, aber arm­blü­ti­ge Trau­ben und bil­det mit A. Napel­lus einen Bas­tard, A. Stoer­ke­a­num Rchb., mit blau­en und wei­ßen Blü­ten, der als Gar­ten­zier­pflan­ze kul­ti­viert wird. A. Lycoc­to­num L. (Wolfs­ei­sen­hut, gel­ber Eisen­hut) blüht gelb, sein Rhi­zom wirkt höchst nar­ko­tisch, aber nicht scharf und ent­hält Lyka­ko­ni­tin und Myok­to­nin. A. Antho­ra L., in den Alpen, mit rüben­för­mi­gen Knol­len und gel­ben Blü­ten, wur­de bis ins 16. Jahrh. von den Älp­lern zur Berei­tung von Pfeil­gift benutzt. Nach grie­chi­scher Mythe ist A. aus dem Gei­fer des Cer­be­rus erwach­sen, und auch in der nor­di­schen Mytho­lo­gie spielt es eine Rol­le. Über die Gif­tig­keit des A. wur­de viel gefa­belt, und nach Theo­phrast wuchs neben der über­aus gif­ti­gen Tho­ra das hei­len­de Antho­ra, das Gegen­gift des erstern (Ant­ago­nis­mus zwei­er Gif­te). Bei Galen wer­den A. Napel­lus oder ihm gleich­wir­ken­de Arten als Ako­ni­ton und Pard­a­li­an­ches erwähnt. Bei Ver­gif­tun­gen mit A. tritt zunächst Bren­nen und Taub­sein im Mund ein, über den gan­zen Kör­per ver­brei­tet sich Wär­me­ge­fühl, Amei­sen­krie­chen, Pel­zig­sein, der Puls wird sel­te­ner, klei­ner, die Atem­zü­ge wer­den lang­sa­mer, müh­sam. Die Pupil­le ist erwei­tert; spä­ter fol­gen Schwin­del, Mat­tig­keit, Käl­te­ge­fühl, Mus­kel­schwä­che, bis zuletzt Puls und Atmung schwin­den und der Tod ein­tritt. Bei Ako­nit­ver­gif­tung ist schleu­nigst der Arzt zu rufen und einst­wei­len star­kes Erbre­chen herbeizuführen.

Vgl. Rei­chen­bach, Illus­tra­tio spe­cier­um Aco­ni­ti gene­ris (Leipz. 1823–27); Labor­de u. Duques­nel, Des aco­nits et de l’a­co­ni­tine (Par. 1883).

Quel­le
Mey­ers Gro­ßes Kon­­­ver­­­sa­­ti­ons-Lexi­­kon (Sechs­te Auf­la­ge). Ein Nach­schla­ge­werk des all­ge­mei­nen Wis­sens. Sechs­te, gänz­lich neu­be­ar­bei­te­te und ver­mehr­te Auf­la­ge. Mit mehr als 16,800 Abbil­dun­gen im Text und auf über 1500 Bil­der­ta­feln, Kar­ten und Plä­nen sowie 160 Text­bei­la­gen. Leip­zig und Wien: Biblio­gra­phi­sches Insti­tut, 1905–1909 (Infos).

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