Blutegel: Ekelhaft und gesund

Blut­egel, Maden, Wür­mer – Getier, bei dem sich die meis­ten Men­schen nur ange­wi­dert schüt­teln. Unvor­stell­bar ist dann erst, die­se Lebe­we­sen auf der eige­nen Haut zu ertra­gen oder sie sogar noch frei­wil­lig zu schlu­cken! Doch die­se Tie­re sind medi­zi­ni­sche Hel­fer, deren Ein­satz in Zei­ten welt­weit sich aus­brei­ten­der, mul­ti-resis­ten­ter Erre­ger Leben ret­ten können.

Der Ein­satz von Blut­egeln (Hiru­do medi­cina­lis) wird seit Jahr­hun­der­ten prak­ti­ziert. In ver­schie­de­nen Kul­tur­krei­sen der Welt – über­all wo Blut­egel vor­kom­men – wer­den sie auch ein­ge­setzt. Ste­hen­de Gewäs­ser sind ihr Lebens­raum. Die bis zu 20 cm lang wer­den­den Rin­gel­wür­mer sind Zwit­ter. In der Wild­bahn ent­neh­men sie Warm­blüt­lern bei einem ein­ma­li­gen Sau­gen bis zu 15 Gramm Blut. Die­se Mahl­zeit kann ihnen bis zu einem Jahr lang aus­rei­chen. Blut­egel wer­den bis zu 25 Jah­ren alt, doch ver­än­der­te Lebens­be­din­gun­gen und ihr maß­lo­ser Ein­satz in den letz­ten Jahr­hun­der­ten führ­te zu einer fast voll­stän­di­gen Aus­rot­tung in der Schweiz oder Deutsch­land. Denn die The­ra­pie mit ihnen war genau­so häu­fig wie Ader­läs­se – nur gal­ten sie als scho­nen­der und kör­per­lich weni­ger belas­tend. Im 20. Jahr­hun­dert wur­den Blut­egel immer sel­te­ner ein­ge­setzt, nicht zuletzt wegen mög­li­cher Infek­ti­ons­ri­si­ken. Heu­te sind Blut­egel in ganz Euro­pa geschützt. Der Arten­schutz wird jedoch oft aus Kos­ten­grün­den durch die Ein­füh­rung von soge­nann­ten “Kul­tur-Egeln” aus Wild­be­stän­den der Tür­kei umgan­gen. Dabei sind seit eini­gen Jah­ren auch Zuchte­gel erhält­lich, die unter kon­trol­lier­ten Bedin­gun­gen auf­ge­wach­sen. Sie sind zwar teu­er, aber mikro­bio­lo­gisch anwand­frei­er. Die ein­jäh­ri­gen Blut­egel wer­den bei einer Län­ge von etwa fünf Zen­ti­me­tern von Anbie­tern versendet.

Super-Wirkstoff-Mix

Blut­egel
© [email protected], Dr. Peca, Blutegel-Export

Blut­egel sind sanf­te Vam­pi­re. Damit ihre “Opfer” von dem Biss nur wenig spü­ren und es beim Sau­gen nicht zur Blut­ge­rin­nung kommt, inji­zie­ren Blut­egel eine mul­ti­po­ten­te Wirk­stoff­mi­schung. Die­se ent­hält eine Rei­he von Sub­stan­zen, die heu­te teil­wei­se auch syn­the­tisch her­ge­stellt wer­den kön­nen. Am bekann­tes­ten ist das Hiru­din, dass vor allem die Blut­ge­rin­nung hemmt oder anti­bio­tisch wirkt. Ande­re Sub­stan­zen ver­rin­gern die Span­nung der Blut­ge­fäß­mus­ku­la­tur und stei­gern so die loka­le Durch­blu­tung für den klei­nen Sauger.

Der medi­zi­ni­sche Haupt­ein­satz von Hiru­do medi­cina­lis ist das Absau­gen von Blut. Beson­ders dann, wenn eine krank­heits- oder ope­ra­ti­ons­be­ding­te loka­le Stau­ung der Durch­blu­tung vor­liegt. Bei­spiels­wei­se bei den tra­di­tio­nel­len Anwen­dun­gen – den ver­schie­de­nen Erkran­kun­gen im venö­sen Gefäß­sys­tem (Besen­rei­ser-Vari­zen, Krampf­adern, Hämor­rhoi­den). Bei ande­ren Anwen­dungs­be­rei­chen – bei­spiels­wei­se dege­ne­ra­ti­ven oder ent­zünd­li­chen Gelenk-Erkran­kun­gen (Arthri­tis, Arthro­se) – soll die Blut­egel-Anwen­dung durch Ver­bes­se­rung der Durch­blu­tung die Hei­lung geschä­dig­ter Gewe­be bewirken.

Die span­nends­te Anwen­dung von Blut­egeln fin­det sich der­zeit in der moder­nen Trans­plan­ta­ti­ons- Mikro­chir­ur­gie sowie der Unfall­chir­ur­gie statt: Wer­den nach Unfäl­len bei­spiels­wei­se Fin­ger oder ande­re Organ­tei­le mikro­chir­ur­gisch wie­der ange­näht, kommt häu­fig die loka­le Durch­blu­tung nicht wie­der in Gang. Die wirk­sams­te und durch kei­ne ande­ren The­ra­pie zu erset­zen­de Maß­nah­me sind Blut­egel. Inhalts­stof­fe ihres Spei­chels kön­nen selbst in aus­sichts­lo­sen Fäl­len die Durch­blu­tung wie­der­her­stel­len (Reper­fu­si­on) und so das Organ retten.

Ausgebildete Therapeuten nötig

Die Blut­egel­the­ra­pie gehört in die Hän­de von aus­ge­bil­de­ten The­ra­peu­ten. Sie kann auch von Fach­ärz­ten (Phle­bo­lo­ge, Ortho­pä­den) ver­schrie­ben wer­den. Grund­sätz­lich soll­te neben der fach­ärzt­li­che Vor­un­ter­su­chung auch eine Blut­bild­kon­trol­le durch­ge­führt wer­den. Bei Pati­en­ten mit gestör­ter Blut­ge­rin­nung (z. B. wäh­rend des Ein­sat­zes the­ra­peu­ti­scher Blut­ver­dün­nungs­mit­tel) ist auch die Fest­stel­lung des Gerin­nungs­sta­tus des Blu­tes nötig. Die The­ra­pie erfor­dert eini­ge Zeit und Geduld. Die Blut­egel brau­chen Ruhe und Halb­dun­kel, damit sie mit ihrer Arbeit begin­nen. Pro Sit­zung wer­den zwi­schen 3 und 10 Blut­egel ange­setzt. Nach­dem sie sich voll­ge­so­gen haben, fal­len sie von selbst ab (nach 10–40 Minu­ten). Jeder Blut­egel­biss hin­ter­lässt dau­er­haft eine win­zi­ge drei­ecki­ge Nar­be. Die Tötung und fach­ge­rech­te Ent­sor­gung der ver­wen­de­ten Blut­egel soll­te für jeden The­ra­peu­ten selbst­ver­ständ­lich sein.

“Ekel fin­det nur im Kopf statt”, betont Dr. med. Domi­ni­que Käh­­ler-Schwei­­zer, Ärz­tin für Natur­heil­kun­de aus Wil. Ihre Pati­en­ten haben vor dem Blut­egel­biss Gele­gen­heit, sich mit den Tie­ren etwas ver­traut zu machen. Eini­ge leben in aus­ge­stell­ten Glä­sern und ste­hen im War­te­raum. Die Ärz­tin ver­wen­det all­jähr­lich meh­re­re tau­send Blut­egel. Sie wer­den monat­lich bestellt und stam­men aus einer der drei inter­na­tio­nal täti­gen Zucht­an­stal­ten (Bor­deaux, Hendy/​​UK, Mos­kau). Den büro­kra­ti­schen Auf­wand – vor­ge­schrie­be­ne jähr­li­che Anträ­ge und Import­ge­neh­mi­gun­gen von der inter­na­tio­na­le Arten­schutz­agen­tur CITES – nimmt sie ger­ne in Kauf. Denn die posi­ti­ven, guten Resul­ta­te der The­ra­pien und ihre zufrie­de­nen Pati­en­ten bestär­ken sie. Käh­­ler-Schwei­­zer führt Semi­na­re für inter­es­sier­te Heil­prak­ti­ker und Ärz­te durch und ver­kauft auch Zuchte­gel an ande­re The­ra­peu­ten wei­ter. Das Töten der Blut­egel gehört für die Ärz­tin mit zur The­ra­pie: “Die Tie­re sind aus­chließ­lich für medi­zi­ni­sche Zwe­cke gezüch­tet wor­den. Das Aus­set­zen der Egel in die freie Wild­bahn ist ver­bo­ten”, betont Käh­­ler-Schwei­­zer. Nicht zuletzt, weil ver­wen­de­te Egel kon­ta­mi­nert sein kön­nen – eine, wenn auch sehr unwahr­schein­li­che Infek­ti­on ande­rer Men­schen wäre fatal.

Krabbelnde Helfer

Maden
© Bio­Mon­de GmbH

In den letz­ten Jah­ren haben auch Maden als bio­lo­gi­sche Hel­fer in den Medi­en von sich Reden gemacht. Die­se The­ra­pie ist eben­falls nicht neu. Ers­te Doku­men­ta­ti­on zur Maden­the­ra­pie stam­men vom “Vater” der moder­nen Chir­ur­gie, dem Fran­zo­sen Ambroi­se Paré. Er hat­te im 16. Jahr­hun­dert beob­ach­tet, dass Sol­da­ten, die ver­letzt, unbe­han­delt und erst viel spä­ter zu ihm gebracht wur­den, bemer­kens­wer­te Wund­hei­lun­gen durch­ge­macht hat­ten. Er fand Maden auf den Wun­den und schloss dar­aus, dass die­se Tie­re Sub­stan­zen mit rei­ni­gen­den und ent­zün­dungs­hem­men­den Wirk­stof­fen abson­dern müss­ten. In den 30iger Jah­ren des 20. Jahr­hun­derts wur­de die­ser Mecha­nis­mus in den USA genau­er unter­sucht. Eine Zeit­lang ver­wen­de­ten Medi­zi­ner dann auch gezüch­te­te Flie­gen­lar­ven zur Behand­lung mas­siv infi­zier­ter Wun­den. Doch die Ein­füh­rung der Anti­bio­ti­ka ab den 40er Jah­ren ver­dräng­te die Maden-Ther­pie vor­über­ge­hend. Sie erleb­te erst durch die Zunah­me von Anti­bio­ti­ka-Resis­ten­zen bei Bak­te­ri­en (zum Bei­spiel MRSA – mul­ti­re­sis­ten­te Sta­phy­lo­kok­kus aureus) eine Wie­der­be­le­bung. Mitt­ler­wei­le wer­den Maden zum Ein­satz in der “Bio­chir­ur­gie” auch in indus­tri­el­ler Zucht hergestellt.

Problem: Keimfreiheit

Die Maden stam­men von der “Schmeiss­flie­ge” (Luci­lia seri­ca­ta). Die Flie­gen wer­den zu tau­sen­den gezüch­tet und mit spe­zi­el­lem Fut­ter zur mas­sen­haf­ten Eiab­la­ge ani­miert. Wie bei der Blut­egel­züch­tung ist Keim­frei­heit auch bei der Maden­her­stel­lung ein schwie­rig zu bewäl­ti­gen­des Pro­blem. Des­halb wer­den die Flie­gen­ei­er mit spe­zi­el­len Lösun­gen behan­delt, die mög­li­che Erre­ger an der Ei-Ober­flä­che abtö­ten sol­len. Danach wer­den sie auf spe­zi­el­len Nähr­bö­den bebrü­tet. Vor der end­gül­ti­gen Aus­lie­fe­rung wer­den die Lar­ven noch­mals in anti­bak­te­ri­el­len Lösun­gen behan­delt. Sie tre­ten ihre Rei­se ent­we­der in luft­durch­läs­si­gen Reagenz­röhr­chen oder in ver­schweiss­ten Gaze­beu­teln (zu jeweils 100–200 Stück) an.

Einsatz in der Pflege und Mikrochirurgie

Die Maden-The­ra­pie wird zum Debri­de­ment chro­ni­scher, nicht hei­len­der oder tie­fer Wun­den ein­ge­setzt – also der not­wen­di­gen Abtra­gung abge­stor­be­nen Gewe­bes. Wie zum Bei­spiel bei Dia­be­tes (dia­be­ti­scher Fuss), Druck­ge­schwü­ren (Deku­bi­tus), chro­ni­schen Geschwü­ren (offe­nes Bein), chir­ur­gisch kom­pli­zier­ten, tie­fen und infi­zier­ten Wun­den. Bei letz­te­ren sol­len sogar Erfol­ge bei Wund­in­fek­tio­nen mit mul­ti­re­sis­ten­ten Kei­men erzielt wor­den sein. Maden hel­fen bei der Wund­hei­lung auf ver­schie­de­ne Wei­se: Sie betä­ti­gen sich bei­spiels­wei­se als “Bak­te­ri­en­fres­ser” (bak­te­ri­zi­der Effekt) inner­halb der Wun­den. Außer­dem son­dern sie wäh­rend ihrer Arbeit Sekre­te ab, die Nekro­sen (abge­stor­be­ne Gewebs­tei­le) auf­lö­sen. Die ver­flüs­sig­ten Abbau­pro­duk­te wer­den von den Maden auf­ge­nom­men, so dass sie inner­halb von drei Tagen ihre Grö­ße ver­zehn­fa­chen. Wäh­rend der Behand­lung neh­men Pati­en­ten ein Krib­beln in den Wun­den wahr. Sie spü­ren damit die Bewe­gung der Maden über das Wund­ge­we­be. Die Tie­re sti­mu­lie­ren mit ihren Bewe­gun­gen das Wachs­tum mensch­li­cher Bin­de­ge­webs­zel­len und ver­bes­sern so die Ver­schor­fung der Wunde.

Die Ver­wen­dung von Gaze­beu­teln hat den Vor­teil, dass Pati­en­ten die Maden nicht sehen, wodurch ihnen ein hoher Ekel­fak­tor erspart bleibt. Zudem kön­nen die Tie­re nicht weg­krie­chen. Tie­re wer­den auf die Wun­den gelegt und so ver­bun­den, dass sie noch genü­gend Sau­er­stoff und Feuch­tig­keit bekom­men. Bei durch­schnitt­li­chen Wun­den benö­ti­gen sie drei bis fünf Tage, um ihre Arbeit zu leis­ten und wer­den anschlie­ßend fach­ge­recht ent­sorgt. Je nach Grö­ße und Tie­fe der Wun­den kön­nen jedoch meh­re­re Anwen­dun­gen nötig wer­den. Die durch­schnitt­li­che The­ra­pie­dau­er liegt bei zwölf Tagen.

Psoriasisfische

Rote Saug­bar­ben
© Bio­Mon­de GmbH

Als Hei­ler gegen Schup­pen­flech­te (Pso­ria­sis) wur­den die soge­nann­ten Kangal­fi­sche aus der Tür­kei bekannt. Die Roten Saug­bar­ben (Gar­ra rufa) sind bis zu 14 cm lan­ge Fische und stam­men aus der Fami­lie der Karp­fen­fi­sche (Cyri­ni­dae). Sie kom­men im Jor­dan, Oron­tes, im Euphrat und Tigris und auch in den süd­li­chen Bin­nen­ge­wäs­sern der Tür­kei vor. Da ihre Hei­mat war­me, nähr­stoff­ar­me Gewäs­ser sind, müs­sen die Fische auf der Suche nach Fut­ter die Erfah­rung gemacht haben, dass Haut­schup­pen von Men­schen eine pro­te­in­rei­che, zusätz­li­che Nah­rungs­quel­le dar­stel­len kön­nen. Bade­gäs­te aus der tür­ki­schen Kangal-Regi­on ver­brei­te­ten die Kun­de von den phä­no­me­na­len Haut­schup­pen-fres­sen­den Fischen – daher ihr Name. Da Men­schen mit Pso­ria­sis beson­ders an schup­pi­ger, ent­zün­de­ter Haut lei­den, began­nen sie ins Kangal-Gebiet zu pil­gern. Die Icht­h­yo­the­ra­pie, so heisst die von den Pso­ria­sis­fi­schen durch­ge­führ­ten The­ra­pie ist mitt­ler­wei­le aner­kannt: Öster­rei­chi­sche Wis­sen­schaft­ler bestä­tig­ten die guten Ergeb­nis­se in einer Stu­die: 67 Pso­ria­sis-Pati­en­ten wur­den drei Wochen lang durch die Kangal­fi­sche behan­delt und setz­ten sich zusätz­lich der Son­ne aus. Die Ergeb­nis­se wur­den mit einem stan­dar­di­sier­ten Pso­ria­sis-Schwe­re­grad-Index (PASI=Psoriasis Area Seve­ri­ty Index) gemes­sen. Ins­ge­samt ver­bes­ser­te sich die Schup­pen­flech­te-Beschwer­den hoch­si­gni­fi­kant um mehr als 70 Pro­zent. Der erziel­te Rück­gang der Beschwer­den hielt für knapp neun Mona­te an. Die not­wen­di­ge The­ra­pie­in­ten­si­tät (inklu­si­ve erhöh­ter UV-Ein­strah­lung) ist bei Heim­selbst­be­hand­lung nicht erreich­bar. Somit ist eine Hal­tung von Kangal­fi­sche im hei­mi­schen Aqua­ri­um nicht empfehlenswert.

Würmer im Kampf gegen Allergien

Dass All­er­gien in den letz­ten 30 Jah­ren in den Indus­trie­län­dern stark zuge­nom­men haben, beschäf­tigt Wis­sen­schaf­ter welt­weit. Eine der hypo­the­ti­schen Ursa­chen ist die durch über­mäs­si­ge Anwen­dung von zuviel Des­in­fek­ti­ons­mit­teln her­bei­ge­führ­te Hygie­ne im Lebens­um­feld der Men­schen. Das hier­durch beding­te Feh­len von bio­ge­nen Sub­stan­zen (Bak­te­ri­en, Wür­mer, Mil­ben, Heim­tier­kot etc. pp.) führt zu feh­len­den bzw. Fehl­ent­wick­lun­gen des her­an­rei­fen­den Immun­sys­tems. Eine der mög­li­chen Kon­se­quen­zen sol­len auf kleins­te Rei­ze unan­ge­mes­sen star­ke Reak­tio­nen der Abwehr sein (All­er­gie) oder die sich eben­falls aus­brei­ten­den Auto­im­mun­erkran­kun­gen, bei denen das “beschäf­ti­gungs­lo­se” Immun­sys­tem über den eige­nen Kör­per her­fällt. Stu­di­en zei­gen: Kin­der, die wäh­rend ihres Auf­wach­sens mit mehr Schmutz oder Kei­men in ihrer Lebens­um­welt kon­fron­tiert sind haben weni­ger als Stadt­kin­der. Die The­se, dass das kind­li­che Immun­sys­tem zur ange­mes­se­nen Aus­rei­fung die “päd­ago­gisch wert­vol­le” Aus­ein­an­der­set­zung mit Dreck und Kei­men benö­tigt, wird mitt­ler­wei­le von vie­len All­er­go­lo­gen anerkannt.

Unter­su­chun­gen haben gezeigt, dass sogar Para­si­ten wie Darm­wür­mer bei der Nor­ma­li­sie­rung von Funk­tio­nen des mensch­li­chen Immun­sys­tems gute Arbeit leis­ten kön­nen. Es gibt bei­spiels­wei­se wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en zur immun­mo­du­lie­ren Wir­kung bei chro­nisch-ent­zünd­li­chen Darm­er­kran­kun­gen wie Mor­bus Crohn und Coli­tis ulce­ro­sa. Neu­er­dings wer­den Darm­pa­ra­si­ten auch im Kampf gegen all­er­gi­sches Asth­ma ein­ge­setzt: Bra­si­lia­ni­sche Ärz­te von der Uni­ver­si­tät Sal­va­dor unter­su­chen die Men­ge der not­wen­di­gen Wür­mer, um Asth­ma-Anfäl­le bei chro­ni­schen und aku­ten Schü­ben zu redu­zie­ren. Die­se Wurm-The­ra­pie bei all­er­gi­schen Erkran­kun­gen, Asth­ma und ähn­lich ent­ste­hen­den Erkran­kun­gen könn­te zukünf­tig eine grö­ße­re Rol­le spie­len. Da sie mög­li­cher­wei­se ursäch­li­che Stö­run­gen – teil­wei­se Unrei­fe und ein­sei­ti­ge Ent­wick­lung des Abwehr­sys­tems (Imma­tu­ra­ti­on) – besei­tigt, anstatt nur die Beschwer­den zu unterdrücken.

Autorin
• Mari­on Kaden, Natür­lich (2007).
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Blut­egel­be­hand­lung

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