Krampfadern natürlich behandeln

Som­mer, Son­ne, nack­te Beine

Som­mer, Son­ne – end­lich bricht die Zeit an, in der viel Haut gezeigt wer­den kann. Da sind schö­ne, lan­ge brau­ne Bei­ne für Frau und Mann ein Hin­gu­cker. Doch für vie­le Men­schen sind gera­de die Bei­ne pro­blem­be­haf­tet: Besen­rei­ser­va­ri­zen – also kleins­te Haut­ve­nen, die fei­ne röt­li­che Ver­äs­te­lun­gen bil­den und durch die Haut schim­mern – und Krampf­adern wer­den als unschön emp­fun­den und eher ver­steckt. Sol­che Venen­pro­ble­me sind häu­fig: Zwei von fünf Erwach­se­nen lei­den an Krampf­adern, wobei das Risi­ko im Alter ansteigt (Besen­rei­ser sind gesund­heit­lich unpro­ble­ma­tisch und “nur” ein kos­me­ti­sches Pro­blem). Krampf­adern zei­gen sich zudem nicht nur an den Unter- und Ober­schen­keln. Sie kön­nen eben­so unter der Bauch­de­cke oder im Gesicht vor­kom­men oder als Hämor­rhoi­den Pro­ble­me bereiten.

Vari­zen sind unna­tür­lich gestau­te, dann erwei­ter­te, nach Jah­ren ver­här­te­te und letzt­lich nicht mehr rich­tig funk­tio­nie­ren­de Venen oder Venen­ge­flech­te. Kom­men sehr vie­le Vari­zen vor, liegt eine Krampf­ader-Erkran­kung (Vari­ko­se) vor. Erb­li­che Fak­to­ren spie­len bei der Venen­be­schaf­fen­heit eine Rol­le. Zudem ent­ste­hen Krampf­adern häu­fig durch eine kör­per­wei­te Bin­de­ge­webs­schwä­che, von der Frau­en häu­fi­ger als Män­ner betrof­fen sind. Auch Ver­let­zun­gen, zum Bei­spiel Prel­lun­gen, kön­nen Krampf­adern aus­lö­sen oder ver­schlim­mern. Bei Schwan­ge­ren erschwert der zuneh­men­de Druck im Bauch­raum den Blut­rück­fluss in Rich­tung Herz, was an den Bei­nen zu Blut­stau­un­gen, dicken Bei­nen und Krampf­adern und am Darm­aus­gang zu Hämor­rhoi­den füh­ren kann.

Wann ist eine Behandlung nötig?

Besen­rei­ser­va­ri­zen

Nicht alle Krampf­adern bedür­fen einer The­ra­pie. Für die Selbst­be­hand­lung ste­hen ver­schie­de­ne Mög­lich­kei­ten zur Ver­fü­gung (sie­he Kas­ten). Bei star­ken Schmer­zen jedoch, wenn die Venen stark her­vor­tre­ten, bei Ver­let­zun­gen leicht blu­ten oder gar dau­er­haft ent­zün­det sind, ist eine The­ra­pie ange­bracht. Dann erfül­len die Vari­zen näm­lich ihre Funk­ti­on des rei­bungs­lo­sen Blut­trans­ports inner­halb des venö­sen Blut­kreis­laufs nicht mehr. Zudem kön­nen Blut­ge­rinn­sel (Throm­bo­se) ent­ste­hen. Sogar ent­fern­te Blut­ge­fäss-Ver­schlüs­se in Orga­nen (Embo­lie) sind mög­lich. Zur Krampf­ader-Behand­lung ste­hen ver­schie­de­ne Metho­den zur Ver­fü­gung. Durch viel Wer­bung ist das “Venen-Strip­ping” in den Vor­der­grund gerückt. Dabei wer­den die eher ober­fläch­lich sit­zen­den Venen durch chir­ur­gi­sche Ein­schnit­te gekappt und her­aus­ge­zo­gen, also “gestrippt”. Eine gewis­se Zeit der Immo­bi­li­tät muss wegen des Ein­grif­fes in Kauf genom­men wer­den, denn die gekapp­ten Venen-Enden brau­chen Zeit zur Ver­hei­lung. Als scho­nen­der gel­ten Ein­sät­ze von Laser­strah­len oder Radio­wel­len. Bei die­sen Metho­den wer­den klei­ne Son­den in die zu behan­deln­den Venen ein­ge­führt und ver­öden durch Hit­ze­an­wen­dung die Venen, die im Kör­per verbleiben.

Der natur­heil­kund­li­che Arzt Dr. Berndt Rie­ger, Bam­berg, Deutsch­land, steht die­sen Behand­lungs­for­men kri­tisch gegen­über: “Sie kön­nen gros­se Nar­ben­re­ak­tio­nen her­vor­ru­fen, mit denen sich der Kör­per wie­der­um neue Pro­ble­me ein­han­deln kann. Bei den Ope­ra­tio­nen bei­spiels­wei­se wer­den nicht nur kran­ke, son­dern oft auch gesun­de Venen ver­letzt. Dabei ent­ste­hen Nar­ben­plat­ten, die das Wachs­tum gesun­der Venen behin­dern. Auch umschlin­gen die Nar­ben­plat­ten ande­re Adern und Ner­ven und kön­nen die­se abdrü­cken. Nicht zuletzt kann der Ener­gie­fluss in den Bei­nen und damit im gan­zen Kör­per emp­find­lich gestört wer­den”, so Rieger.

Kochsalz-Injektionen sind effektiv und schonend

Auf der Suche nach einer alter­na­ti­ven Behand­lungs­me­tho­de lern­te er die Venen­ver­ödungs-Tech­nik des Tübin­ger Der­ma­to­lo­gen und Venen­spe­zia­lis­ten Prof. Dr. Paul Lin­ser ken­nen. Der Phle­bo­lo­ge hat­te schon 1911 eine Krampf­ader-Ver­ödung (Skl­ero­the­ra­pie) durch Injek­ti­on einer Koch­salz­lö­sung ent­wi­ckelt. Rie­ger erlern­te die Lin­ser-Metho­de und prak­ti­ziert sie seit vie­len Jah­ren erfolg­reich. Das Cre­do des Natur­arz­tes und Inter­nis­ten: Eine hyper­to­ne Koch­salz­lö­sung ist eine bio­lo­gi­sche, dem Kör­per ent­spre­chen­de Mög­lich­keit und ruft kei­ne all­er­gi­schen Reak­tio­nen her­vor. “Ziel bei der Koch­salz­lö­sung-Injek­ti­on ist es, im Inne­ren der Krampf­ader einen inten­si­ven Reiz her­vor­zu­ru­fen, der zur Ver­ödung und letzt­lich zur Selbst­auf­lö­sung des geschä­dig­ten Gewe­bes führt”, erklärt Rie­ger. “Die Durch­füh­rung braucht aller­dings erfah­re­ne The­ra­peu­ten, denn die Koch­salz­lö­sung muss die rich­ti­ge Kon­zen­tra­ti­on haben und gründ­lich ver­teilt wer­den”. Anders als vor 100 Jah­ren setzt Rie­ger kei­ne 27%ige Koch­salz­lö­sung wie Lin­ser mehr ein, wobei star­ke Schmer­zen, Ent­zün­dungs­re­ak­tio­nen oder Nekro­sen mög­lich sind. Son­dern nur eine 10%ige Lösung, mit der “Pati­en­ten effek­tiv, scho­nend und ohne Neben­wir­kun­gen behan­delt wer­den kön­nen”. Nur etwa 5% der behan­del­ten Pati­en­ten spre­chen nicht zufrie­den­stel­lend auf die­se Behand­lung an, und es ande­re müs­sen ande­re Behand­lungs­op­tio­nen gewählt wer­den. Vor dem Hin­ter­grund sei­ner tau­send­fa­chen Pati­en­ten-Erfah­run­gen und deren Wei­ter­ga­be an vie­le The­ra­peu­ten, sieht Rie­ger in die­ser sali­ni­schen Skl­ero­the­ra­pie eine sanf­te, natür­li­che Metho­de, die über Mona­te hin­weg Krampf­adern ent­fernt, ohne Nar­ben zu schaf­fen. Und damit eine Alter­na­ti­ve zu den che­mi­schen Wirk­stof­fen ist, die übli­cher­wei­se zur Ver­ödung ein­ge­setzt werden.

Vorbeugung und Behandlung von Krampfadern

* Akti­vie­rung und häu­fi­ger Gebrauch der Fuss- und Bein­mus­ku­la­tur sind ent­schei­dend für die Venen­funk­ti­on. Die Mus­keln bil­den die natür­li­che “Mus­kel­pum­pe” (oder “Venen­pum­pe”). Die­se beför­dert das venö­se Blut aus den Extre­mi­tä­ten gegen die Schwer­kraft in Rich­tung Her­zen, unter­stützt durch vie­le ven­til­ar­ti­ge Venen­klap­pen. Des­halb: Regel­mäs­si­ge, aus­dau­ern­de, täg­li­che Bewe­gung in den All­tag brin­gen. Venen­för­der­li­che Sport­ar­ten sind Lau­fen, Wan­dern, Nor­dic Wal­ken, Schwim­men oder Radfahren.

* Nor­mal­ge­wicht ist bes­ser als Über­ge­wicht. Über­ge­wicht erhöht den Druck auf die Venen. Gewicht­ver­rin­ge­rung erleich­tert die Arbeit der Venen wesentlich.

* Nicht­rau­chen.

* Darm­blä­hun­gen und trä­ger Stuhl­gang sind zu ver­mei­den. Denn auch dies erhöht den Druck auf die Venen.

* Bin­de­ge­we­be fes­ti­gen: 1) zum Bei­spiel Buch­wei­zen statt Wei­zen essen, 2) Schüss­ler­sal­ze Nr. 1, 2, 10 und 11 über meh­re­re Mona­te immer wie­der kur­wei­se ein­neh­men. Dies opti­miert den Kal­­zi­um- und Sili­kat­haus­halt und hilft das Gewe­be zu entstauen.

* geziel­te, täg­li­che Venen­gym­nas­tik und viel Trep­pen­stei­gen unter­stüt­zen die “Venen­pum­pe”.

Zur unter­stüt­zen­den Behand­lung der Vari­ko­se gilt die 3S-3L-Regel: Sit­zen und Ste­hen sind schlecht – lie­ber lau­fen und liegen

* Über­ge­wicht ver­mei­den, täg­lich Sport trei­ben (wie oben)

* so oft wie mög­lich bar­fuss lau­fen (zu Hau­se), Venengymnastik

* Kom­pres­si­ons­strümp­fe tragen

* ver­schie­de­ne pflanz­li­che Arz­nei­mit­tel wie zum Bei­spiel Ross­kas­ta­ni­en­ex­trakt zum Ein­neh­men, kön­nen zu einer ver­bes­ser­ten Venen­struk­tur und ‑funk­ti­on bei­tra­gen. Äußer­lich ange­wand­te Venen­sal­ben wir­ken küh­lend, juck­reiz­lin­dernd, erleich­ternd, stoffwechselanregend.

* typ­ge­rech­te, homöo­pa­thi­sche Kon­sti­tu­ti­ons­be­hand­lun­gen kön­nen stär­kend wirken.

* eine Ver­mei­dung von zu enger Klei­dung ist ange­mes­sen, weil die­se zu Durch­blu­tungs­stö­run­gen in den Bei­nen füh­ren kann

Kochsalz-Injektion: Ein ganzheitlicher Ansatz

Voll­kom­men schmerz­los ist die­se Metho­de jedoch nicht, denn es kann kurz nach der Injek­ti­on zu einem Krampf kom­men. “Die Begeg­nung mit dem Gefäß­krampf ist Teil der Behand­lung. Er gehört für mich sozu­sa­gen als Ver­ab­schie­dung von einem Kör­per­teil dazu, der sei­ne Diens­te geleis­tet hat. Es ist eine Form des Abschieds­schmer­zes”, erklärt Rie­ger. “Je kla­rer die Bot­schaft der Ver­ab­schie­dung in Geist, Kör­per und See­le ein­ge­drun­gen ist, des­to ein­fa­cher ist der Schmerz für die meis­ten zu ertra­gen”. Er beob­ach­tet, dass vor­be­rei­te­te Pati­en­ten, den Krampf unpro­ble­ma­tisch hin­neh­men kön­nen. Ande­re Pati­en­ten hin­ge­gen erle­ben den Schmerz hin­ge­gen sehr inten­siv. Rie­ger betrach­tet Krampf­adern, die auch im Alter häu­fi­ger vor­kom­men, als Mani­fes­ta­tio­nen von tief sit­zen­den emo­tio­na­len Schmer­zen, Bit­ter­keit oder altem Gram. “Die­se Gefüh­le wer­den bei der Behand­lung aktiv und tre­ten in den Vor­der­grund. Der Schmerz ist dann ver­gleich­bar mit einer Kathar­sis. Er dau­ert viel­leicht eine Minu­te. Danach tritt oft ein Gefühl star­ker Erleich­te­rung und Ent­las­tung ein”, erzählt Rie­ger. Für den Natur­arzt sind die Zusam­men­hän­ge evi­dent: Vie­le sei­ner Pati­en­ten sind nach den Krampf­ader-Behand­lun­gen oft emo­tio­nal bewegt und haben das Bedürf­nis, über plötz­lich auf­tau­chen­de zum Teil sehr schmerz­li­che Erin­ne­run­gen zu spre­chen. “Auf die­se Wei­se kann eine Krampf­ader­be­hand­lung eine tie­fe, ganz­heit­li­che Wir­kung haben”, so Rieger.

Selbstheilung erfordert Zeit

Die sanf­te Krampf­ader­me­tho­de ver­langt von Pati­en­ten Geduld. Rie­ger emp­fiehlt min­des­tens drei Behand­lun­gen, wenn nötig, auch mit höher­pro­zen­ti­gen Koch­salz­lö­sun­gen (Kos­ten für Schwei­zer pro Behand­lung). Wie bei allen natur­heil­kund­li­chen Ver­fah­ren gibt es kei­ne schnel­len Resul­ta­te: “Schliess­lich han­delt es sich um Selbst­hei­lungs­me­cha­nis­men, die auf see­li­scher, geis­ti­ger und kör­per­li­cher Ebe­ne in Gang gesetzt wer­den”, sagt Rie­ger. Genau­so wenig wie eine Gewichts­re­duk­ti­on von heu­te auf mor­gen erfolg­reich durch­ge­führt wer­den kann, ist es mit der Hei­lung von Venen. Die Ergeb­nis­se zei­gen sich nach sechs Mona­ten. Wenn die Behand­lun­gen mit Koch­salz­lö­sun­gen kei­ne Wir­kun­gen zei­gen, kann immer noch auf Venen­ver­ödung mit Lasern zurück­ge­grif­fen wer­den, so die Mei­nung Rie­gers. Auf die Fra­ge, war­um die Metho­den des Venen­strip­pings, Laserns oder Ver­öden mit Radio­wel­len im Vor­der­grund stün­den, meint der Natur­arzt: “In moder­ner Zeit wer­den ger­ne auf­wän­di­ge Tech­no­lo­gien wie Laser oder Radio­wel­len ein­ge­setzt. Auch mit Ope­ra­tio­nen lässt sich mehr Geld ver­die­nen, als mit einer ein­fa­chen, bil­li­gen Koch­salz-Injek­ti­ons-Metho­de.” Auch hin­sicht­lich der Nach­hal­tig­keit sieht Rie­ger beim Metho­den-Ver­gleich ekla­tan­te Unter­schie­de: “Die Koch­salz-Injek­ti­ons­me­tho­de kann heil­sam wir­ken, wäh­rend die Lösun­gen der Schul­me­di­zin oft kran­ker machen, auch wenn die kos­me­ti­schen Ergeb­nis­se vor­über­ge­hen­de erfreu­li­che Ergeb­nis­se zei­gen”. Der Natur­arzt wünscht sich eine grös­se­re Ver­brei­tung der sanf­ten Krampf­ader-Ent­fer­nung zum Woh­le der Betroffenen.

Allgemeines

Venen sind jene Blut­ge­fä­ße, die das Blut zum Her­zen zurück­füh­ren (etwa 7.000 Liter am Tag). Der im Ver­gleich zum arte­ri­el­len Sys­tem gerin­ge­re Blut­druck des venö­sen Kreis­lauf­sys­tems und die Schwer­kraft erschwe­ren in der unte­ren Kör­per­hälf­te den venö­sen Rück­trans­port. Eine kraft­vol­le Unter­stüt­zung bie­tet die Mus­ku­la­tur von Füs­sen, Unter- und Ober­schen­kel: Immer wenn sie aktiv ist, die Mus­keln sich also kon­tra­hie­ren, wer­den die ein­ge­bet­te­ten Venen zusam­men­ge­drückt (Mus­kel­pum­pe, Venen­pum­pe). Dabei wird das Blut ein Stück wei­ter trans­por­tiert. Damit es nicht in die fal­sche Rich­tung gepumpt wird, haben Venen spe­zi­el­le Ven­ti­le, die Venen­klap­pen. Die­se las­sen nur eine Fliess-Rich­­tung zu – näm­lich in Rich­tung Herz. Dies ver­deut­licht, war­um nicht nur die Schwer­kraft, son­dern auch Druck “von oben”, vor allem aus dem Bauch­raum, die natür­li­che Venen­funk­ti­on erschwe­ren kön­nen, zum Bei­spiel bei star­kem Über­ge­wicht oder wäh­rend der Schwan­ger­schaft. Umge­kehrt wird klar, wie Kom­pres­si­ons­strümp­fe eigent­lich funk­tio­nie­ren, näm­lich durch pas­si­ve Unter­stüt­zung der kör­per­ei­ge­nen Mus­kel­pum­pe in den Bei­nen. Alle von Venen­lei­den betrof­fe­ne Men­schen ken­nen schließ­lich die beschwer­de­lin­dern­de Wir­kung des Bei­­ne-Hoch­­­le­­gens. Klar, denn dabei kann das Blut im venö­sen Schen­kel des Herz­kreis­lauf­sys­tems erleich­tert in Rich­tung Herz zurück­flies­sen, und der Druck in den Bein­ve­nen ver­rin­gert sich.

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