Wärmedämmung erhöht Asthmarisiko

Glas­fa­ser

Wie wider­sin­ni­ge, den Geld- und Indus­trie­in­ter­es­sen fol­gen­de Ver­ord­nun­gen wie z. B. die Ener­gie­ein­spar­ver­ord­nung (EnEV) krank machen kön­nen, zei­gen Lun­gen­fach­ärz­te auf. Aktu­el­le Stu­di­en zei­gen: Beson­ders die “gut” durch­ge­führ­ten Haus­däm­mun­gen füh­ren zu ver­mehr­tem Auf­tre­ten von Asthma.

Gut durch­ge­führ­te Däm­mun­gen an Häu­sern spa­ren Geld und Ener­gie – so heißt es. Und weil sich die Regie­rung unter Mer­kel unter ande­rem auch das Ener­gie­spa­ren auf die Fah­nen geschrie­ben hat, wur­den Richt­li­ni­en zur Wär­me­däm­mung auf den Weg gebracht. Häu­ser­bau­er und Haus­be­sit­zer sind z. B. mit den Anfor­de­run­gen der Ener­gie­spar­ver­ord­nung (EnEV, wird seit 2002 bear­bei­tet) kon­fron­tiert. Sie betrifft Pflich­ten wie Däm­mung der obe­ren Geschos­se, Däm­mung von offen lie­gen­den Hei­zungs­roh­ren im Kel­ler usw. bei Sanie­run­gen. Die letz­ten Ände­run­gen der EnEV tra­ten 2014 in Kraft und sehen vor allem für Neu­bau­ten ver­schärf­te Vor­ga­ben vor. Ver­schie­de­ne För­de­run­gen und Zuschüs­se für Wär­me­däm­mung kön­nen in Anspruch genom­men werden.

Stein­fa­ser

Die Medi­en befass­ten sich jah­re­lang ein­ge­hend mit die­ser kom­ple­xen The­ma­tik. Ein zusam­men­fas­sen­der Arti­kel bei heise.de [1] stellt die Pro­ble­ma­tik der heu­ti­gen gefor­der­ten luft­dich­ten Gebäu­de­hül­len gut dar. Der Autor ist Phy­si­ker und beschäf­tigt sich unter ande­rem auch mit den phy­si­ka­lisch-theo­re­ti­schen Gesetz­mä­ßig­kei­ten, die auf­tre­ten, wenn z.B. kal­te, feuch­te Win­ter­luft auf die Wär­me­ver­scha­lun­gen von Häu­sern trifft. Oder wie sich soge­nann­te “undich­te” Stel­len durch Roll­lä­den auf das gesam­te fra­gi­le Ener­gie­spar­sys­tem aus­wir­ken kön­nen. Natür­lich wur­den auch die Kos­ten von den Medi­en unter die Lupe genom­men. In einem “Welt” [2]- Arti­kel bei­spiels­wei­se wird dar­stellt, dass die Kos­ten der Wär­me­däm­mung, die Ener­gie­spar­kos­ten über­stei­gen. Zu einem ähn­li­chen Schluss kommt ein FAZ-Bericht, der die inter­es­sen­ge­steu­er­ten Hin­ter­grün­de auf­zeigt, die Kos­ten anpran­gert und letzt­lich for­dert “Stoppt den Dämmwahn!”[3]. Ob der kom­ple­xen Pro­ble­ma­tik und auch in Anbe­tracht der mas­sen­wei­se zu ver­ar­bei­ten­den Kunst­stof­fe rund ums oder im Haus ent­stand bei vie­len Haus­be­sit­zern ein ungu­tes Bauch­ge­fühl. Zusam­men­ge­fasst könn­te es beschrie­ben wer­den als “die Häu­ser kön­nen nicht mehr atmen”. Dass nun Bauch­ge­füh­le oder Zwei­fel eine Berech­ti­gung hat­ten, zeigt eine aktu­el­le Stu­die [4]. Denn wär­me­ge­dämm­te Häu­ser, zei­gen gesund­heit­li­che Gefähr­dun­gen, die Poli­ti­ker, Gesund­heits­bü­ro­kra­ten und vor allem erfolg­rei­che Lob­by­is­ten nicht mit ein­be­zo­gen haben: Wär­me­däm­mung erhöht das Asthma-Risiko.

Sty­ro­por

In einer Mel­dung der Deut­schen Lun­gen­stif­tung e.V. [5] wird vor den Fol­gen der Wär­me­däm­mung gewarnt, weil die Bewoh­ner wär­me­ge­dämm­ter Wohn­räu­me ein grö­ße­res Risi­ko haben, an all­er­gi­schem Asth­ma zu erkran­ken. “Bei moder­nen Häu­sern mit sehr guter Wär­me­däm­mung zeigt sich zuneh­mend das Pro­blem, dass Feuch­tig­keit durch Kochen, Duschen oder Schweiß der Bewoh­ner durch die luft­dich­ten Fens­ter nicht mehr aus den Räu­men ent­wei­chen kann. Feuch­tig­keit för­dert all­er­gi­sche Erkran­kun­gen, da neben Schim­mel­pil­zen auch Haus­staub­mil­ben feuch­tes Milieu lie­ben und sich dar­in eif­rig ver­meh­ren”, erklärt Prof. Dr. med. Tho­mas O.F. Wag­ner, Vor­stands­mit­glied der Deut­schen Lun­gen­stif­tung e.V und Fach­arzt für Pneu­mo­lo­gie, Lei­ter der Medi­zi­ni­schen Kli­nik I, Schwer­punkt Pneumologie/​ All­er­go­lo­gie des Kli­ni­kums der Johann Wolf­gang Goe­the-Uni­ver­si­tät, Frankfurt.

Schim­mel­pil­ze und Haus­staub­mil­ben sei­en jedoch die wich­tigs­ten Aus­lö­ser für das Auf­tre­ten des all­er­gi­schen Asth­mas bron­chia­le. Zur Ver­mei­dung gehö­re kon­se­quen­te Vor­beu­gung durch akti­ves Lüf­ten oder Stoß­lüf­ten, so Wag­ner: “Mor­gens und abends soll­ten bis zu 15 Minu­ten Fens­ter und Türen auf­ge­ris­sen wer­den. Wäh­rend und nach dem Duschen soll die Bade­zim­mer­tür stets geschlos­sen wer­den, damit sich der Was­ser­dampf nicht in der Woh­nung ver­tei­len kann”. Nach dem Duschen ist eine gründ­li­che Lüf­tung eben­falls nötig, um die Feuch­tig­keit aus dem Bade­zim­mer ent­wei­chen zu las­sen. “Durch das regel­mä­ßi­ge Lüf­ten regu­liert sich die Raum­feuch­tig­keit, wobei die­se ja nach Jah­res­zeit nicht 50 – 60 Pro­zent über­stei­gen soll­te”, betont Wag­ner. Und: “Es ist ein weit ver­brei­te­ter Irr­tum, dass unse­re Atem­we­ge feuch­te Raum­luft bes­ser ver­tra­gen. Eine mitt­le­re Luft­feuch­te, wie sie in unse­ren Regio­nen herrscht, wenn wir regel­mä­ßig lüf­ten ist opti­mal – nicht zu tro­cken, aber auch auf kei­nen Fall zu feucht”, so Wag­ner. Da auch star­ke Tem­pe­ra­tur-Unter­schie­de über das ent­ste­hen­de Kon­dens­was­ser die Schim­mel­bil­dung begüns­ti­gen, sind außer­dem auf eine eini­ger­ma­ßen gleich­mä­ßi­ge Tem­pe­rie­rung aller Wohn­be­rei­che zu ach­ten, emp­fiehlt der Lungenfacharzt.

Kom­men­tar: Damit zeigt sich wie­der ein­mal, dass gesun­der Men­schen­ver­stand und “Bauch­ge­füh­le” oft Recht behal­ten. Nun ist wie­der ein­mal das Kind in den Brun­nen gefal­len: Eine Ver­ord­nung an der seit 2002 in den ver­schie­de­nen Regie­rungs­gre­mi­en gear­bei­tet wur­de, wird zukünf­tig kaum zurück genom­men wer­den. Auch wenn sie sich als noch so gesund­heits­schä­di­gend erweist. Genau­so wie zum Bei­spiel die öko­no­misch völ­lig unsin­ni­ge Som­mer­zeit-/Win­ter­zeit-Umstel­lung, die zwei­mal jähr­lich von Men­schen und Tie­ren ver­kraf­tet wer­den muss, und die trotz ihrer erwie­se­nen gesund­heits­schä­di­gen­den Fol­gen nicht zurück­ge­nom­men wird. Dadurch zeigt sich immer wie­der ein Macht­ge­ba­ren der Poli­ti­ker­kas­te und ihrer Gesund­heits­bü­ro­kra­ten, denen die Gesund­heit der Bevöl­ke­rung nicht am Her­zen liegt. Indus­trie-Inter­es­sen ver­tre­ten durch star­ke Lob­by­is­ten­grup­pen erhal­ten über die Poli­tik gute Mög­lich­kei­ten ihren Pro­fit zu maxi­mie­ren. Hin­sicht­lich der Ener­gie­ein­spar­ver­ord­nung bei­spiels­wei­se Bau­stoff-Her­stel­ler und ‑Lie­fe­ran­ten, Bau­in­dus­trie oder Umwelt- und Ener­gie­be­ra­ter. Zusam­men kur­beln sie viel­leicht ein wenig die Kon­junk­tur an, wobei sie jedoch wesent­lich durch staat­li­che För­der­pro­gram­me aus Steu­er­gel­dern geför­dert wer­den. Letzt­lich aber rich­ten sie mehr Scha­den als Nut­zen an.

Autorin
• Mari­on Kaden, Mul­ti­Med­Vi­si­on Ber­li­ner Medi­zin­re­dak­ti­on (Juni 2015).
Quel­len
[1] hei­se: Kri­tik an Wär­me­däm­mung (Link)
[2] welt: Die gro­ße Lüge von der Wär­me­däm­mung (Link)
[3] FAZ: Stoppt den Dämm­wahn (Link)
[4] Shar­pe RA, Thorn­ton CR, Niko­laou V, Osbor­ne NJ: Hig­her ener­gy effi­ci­ent homes are asso­cia­ted with increased risk of doc­tor dia­gno­sed asth­ma in a UK sub­po­pu­la­ti­on. Envi­ron Int. 2015 Feb;75:234–44. (Link)
[5] Pres­se­mel­dung Lun­gen­aerz­te im Netz.de (Link)
wei­te­re Infos
Stel­lung­nah­me: Abschaf­fung der Sommerzeit
Gesund mit Luft, Feu­er, Was­ser, Erde

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